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"Das Zick Zack Prinzip": Hommage an Alfred Hilsberg

Sein Name ist unbekannter als er es verdient: Alfred Hilsberg, Förderer von F.S.K. und Einstürzende Neubauten und Blumfeld und Die Regierung und Jens Friebe und Gott und die Welt. Auch ich begnügte mich jahrelang mit der Info, dass dieser heute knapp 70-Jährige einst von Hamburg aus den Begriff Neue Deutsche Welle geprägt haben soll.

Später begegnete er mir in Jürgen Teipels Roman "Verschwende Deine Jugend" wieder. Aber eine Biografie über diesen Mann? Darauf hat man nicht gewartet, aber sie war überfällig. Der Berliner Journalist Christof Meueler hat sich dieser Sache nun angenommen: "Das Zick Zack Prinzip - Alfred Hilsberg - ein Leben für den Underground" (Heyne Hardcore, 384 Seiten, 22,99 Euro) folgt dem Lebenszeit-Rebell von den Kindertagen in Wolfsburg (ehemals "Stadt des KdF-Wagens") an, wo er erstmals aufbegehrt und sich dem beruflichen Werdegang seines Vaters ins örtliche VW-Werk widersetzt.

Etwas zäh wird es, wenn Hilsbergs Politisierung anhand seiner Engagements für sozialistische Film-Initiativen und Auseinandersetzungen mit den K-Gruppen bis ins kleinste gewerkschaftliche Detail seziert wird. Aber dann explodiert in London Punk und Hilsberg ist mittendrin: Er sieht The Damned und ist hingerissen. Verkauft er zunächst noch UK-Punk-Platten und Badges in Hamburg aus dem Kofferraum, holt er schon kurz darauf die Vibrators als erste UK-Punkband nach Hamburg. Von da an ist der Weg zum Veranstalter von Festivals mit jungen deutschen Bands in der Hamburger Markthalle ab 1979 nicht mehr weit.

Meueler arbeitet schön heraus, wie Hilsberg die reine Punkrock-Doktrin verabscheute, indem er zum Beispiel stets stilistisch verschiedene Bands für die Markthallen-Shows buchte. Als er sein Label Zick Zack gründet, geht er diesen Weg weiter. Es gab und gibt daher keinen Zick Zack-Sound, sondern, wie Hilsberg auch selbst betont, einen Zick Zack-Spirit. In der Musikzeitschrift "Sounds" kippt er gemeinsam mit Poptheoretiker Diedrich Diederichsen bald den Hippie-Riegel der Autorenschaft und setzt den Fokus auf neue, junge Talente, vorzugsweise die, die er selbst für Zick Zack unter Vertrag nimmt.

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