Die zweite Staffel "Sing Meinen Song" auf Vox langweilt mit ödem Teilnehmerfeld und verkommt zur reinen Promosendung.
Konstanz (phi) - "Ein Hoch auf uns!". Die Zeile dürfte nach der letztjährigen Fußball-WM nicht nur für immer in unseren Gehörgängen eingebrannt sein, sie könnte auch als Motto der zweiten Ausgabe von "Sing meinen Song" auf Vox dienen. In Südafrika, am Strand vor einer lauschigen Villa mit Lagerfeuer, schmierten sich gestern Abend Xavier Naidoo und seine Gäste wieder viel Honig ums Maul. Allen voran unser aller Lieblings-Verschwörungstheoretiker, der gar nicht fassen konnte, wie viel Emotionen und echte Gefühle in der Luft schwirrten. "Und das alles in einer Fernsehsendung!".
"Sing meinen Song" funktioniert nach simplem Konzept. In jeder Folge werden die größten Hits eines Teilnehmers von den Kollegen neu eingesungen. Das funktionierte ja schon bei "Cover My Song" mit Denyo ziemlich gut. Die Kombination aus Schlagerstar und Rapper bescherte uns 2011 spannende Momente und interessante Neuinterpretationen. Auch das Konzept von "Sing meinen Song" klingt eigentlich vielversprechend, Vox nimmt dem Format mit der Besetzung aber den Wind aus den Segeln.
Langweiliges Teilnehmerfeld
Beim Blick auf die Teilnehmer der zweiten Staffel stellen sich vor Graus die Nackenhaare auf. Xavier Naidoo, Christina Stürmer, Yvonne Catterfeld, Andreas Bourani, Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel von den Prinzen, Hartmut Engler von Pur. Einzig der etwas unbekanntere Daniel Wirtz ließ zumindest äußerlich, dank Vollbart und Tätowierungen, auf Rocklastigeres hoffen. Ob Naidoo nun Bourani singt, oder Catterfeld einen Stürmer-Hit: Die Teilnehmer sind sich musikalisch einfach zu ähnlich. Außerdem haben die Hits, mit Ausnahme von Bourani, ihr Verfallsdatum schon länger überschritten, oder sie sind erst gar nicht vorhanden. Welcher Catterfeld-Song außer "Für dich" haftet denn noch im Gedächtnis? Nach der ersten Folge, die sich ganz der Erfurterin gewidmet hatte, drehte sich die zweite Folge um WM-Hitmaster Bourani.
Zu wenige Hits und unbekannte Covers
Wie schon letzte Woche wurden auch gestern wieder die angesprochenen Probleme deutlich. Den Anfang machten die beiden Prinzen mit "Alles Nur In Meinem Kopf". Bouranis Durchbruch-Song dürfte noch bekannt sein, die Sing-Sang-Interpretation im typischen Prinzen-Stil bot da wenig Überraschendes.
Das machte die quirlige Christina Stürmer, mit ihrer schnellen Version von "Wieder Am Leben" schon besser. Da der Titel genau wie "Eisberg", von Pur-Frontmann Hartmut Engler neu eingesungen, kein Hit und somit vielen noch unbekannt gewesen sein dürfte, boten auch die Coverversionen keinen Unterhaltungseffekt.
"Song des Abends" ertrinkt im Pathos
Yvonne Catterfeld bewies, nach kurzem Blackout am Anfang, bei ihrer Version von "Hey" einmal mehr, dass sie Balladen drauf hat. Bourani rührte sie damit fast zu Tränen. Wirtz packte für "Auf Anderen Wegen" mal wieder die E-Gitarre aus und verpasste der schwermütigen Pop-Ballade einen neuen Rock-Anstrich. Zum ersten Mal blitzte in diesem Moment kurz das Potenzial der Sendung auf.
Nur um dann von Gastgeber Naidoo gleich wieder erstickt zu werden. Statt auf der Bühne performte Dr. Ton bei seinen Gästen auf dem Sofa. Ein Glas gen Himmel erhoben, machte er aus dem im Radio totgespielten "Auf Uns" in klassicher Naidoo-Manier eine pathosschwangere Ballade. Wie er damit tatsächlich sowohl Stürmer als auch Catterfeld zu nassen Glubschern rühren konnte, bleibt ein Rätsel. Bourani selbst war gar so begeistert, dass er den Titel zum "Song des Abends" kürte.
Promosendung mit fadem Beigeschmack
"Auf uns!" hieß es immer wieder. Die Selbstbeweihräucherung begleitete den kurzen Plausch zwischen den einzelnen Songs sowieso schon den ganzen Abend. Falls Bourani noch PR-Agenten für den Pressetext zum nächsten Album sucht, kann er nach der gestrigen Vorstellung definitiv bei Catterfeld und Co. durchklingeln. "Sing meinen Song" verkommt zwischenzeitlich zur Promosendung.
Da passt es natürlich gut, dass fast alle Künstler neue Platten am Start haben. Die Best-Of-Alben von Pur und Christina Stürmer sind seit Mitte Mai erhältlich. Bouranis Re-Editions seiner beiden Alben kamen eine Woche später. Die Prinzen bringen diesen Freitag ihr "Familienalbum" raus. Wirtz' neue Platte erscheint Mitte Juni. Vox erzielt mit dem Erfolgsformat auch weiterhin überdurchschnittlich hohe Quoten, also können sich alle weiter getrost zuprosten. "Auf uns!".
12 Kommentare mit 2 Antworten
Reichsbürger und Fanatiker Naidoo mal wieder in der Glotze? Weiß schon warum ich die Kiste nicht mehr anstelle
Xavier Naidoo hat eine klasse Stimme und einen einzigen bemerkenswerten Song gemacht, "Sie sieht mich nicht" oder so.
Ansonsten kann der nix, überhaupt gaaanix!
Seine "Kompositionen" sind immer dasselbe Geleier, seine "Texte" sind ein ständiges "Wir dürfen dies und das nicht tun, wir müssen dies und das tun, dann wird das auch wirklich alles usw."
Warum der Mann in diesem Land ein Superstar ist, kann ich nicht verstehen (oder vielleicht doch?)
Und natürlich ist das Promo bis der Arzt kommt, man sehe sich nur mal der veranstaltenden Sender an.
Steele starb früh aber die Naidoosen der Tonkunst bekommen einfach keinen Krebs,Lepra oder wenigstens ALS...
Eine Scheiss ungerechte Welt!
Treffender Artikel. Abgesehen von Wirtz .... Gääääähn.....
Leute - seit doch alle mal froh, dass MUSIK in dieser Form das TV bereichert statt dem ganzen Schwachsinn und der permanenten negativen Schlagzeilen, die das Unterbewustsein runterziehen... Macht es besser oder haltet die Klappe!
https://www.facebook.com/XavierNaidoo/post…