Annett Louisan gewinnt Nenas Herz und Wolfgang Niedecken lässt die ganze Aufregung kalt: In Südafrika wird wieder gecovert.
Südafrika (mis) - Die Welt zu Gast bei Menschensammler Xavier Naidoo in Südafrika: Gestern Abend startete die dritte Staffel von "Sing Meinen Song - Das Tauschkonzert" und es herrschte Mega-Stimmung. Das lag dieses Mal nicht nur an Nena, die im öffentlichen Raum bekanntlich selten als melancholische Grüblerin auffällt. Allein schon das Nichtvorhandensein von Hartmut Engler und Andreas Bourani war reinstes Balsam auf der Seele des gepeinigten Vox-Glotzers.
Das aktuelle Teilnehmerfeld besteht neben dem Gastgeber aus dem The BossHoss-Doppel Alec Völkel und Sascha Vollmer, Samy Deluxe, Annett Louisan, Seven, BAP-Chef Wolfgang Niedecken und Nena, deren Song-Repertoire zum Auftakt ausgeschlachtet werden durfte.
Annett Louisan in Nenas Gunst ganz oben
"Ich danke dir dafür, dass mit dieser Sendung endlich wieder Musik im Fernsehen stattfindet", bedankte sie sich beim Mannheimer Soulsänger für die Einladung. Diese Aussage mag man maßlos übertrieben finden, andererseits gesellten sich zu der dem Format zugrunde liegenden Sofa-Selbstbeweihräucherung gestern wirklich interessante Coverversionen, sieht man einmal von den erwartbaren Resultaten ab, die Samy und Annett präsentierten.
Der einzige Rapper im Teilnehmerfeld, gleichzeitig Nenas aktueller Album-Produzent ("Oldschool"), schnappte sich den darauf befindlichen, von Nena selbst schon fast gerappten Song "Berufsjugendlich". Die kleine Chanteuse mit der Säuselstimme kuschelte sich in den Klassiker "Nur Geträumt", band haufenweise Schleifchen dran und umgarnte die Originalinterpretin damit tatsächlich so, dass die Hagenerin ihr am Ende der Sendung den goldenen Aluhut überreichte, oder wie der Preis für die beste Interpretation aus Sicht der Geehrten auch immer heißt.
Naidoo nimmt Spöttern Wind aus den Segeln
Dabei legten BossHoss mit ihrer "Leuchtturm"-Version gleich ordentlich vor. Dank Tempo- und Akkordvariationen überführten sie die bekannte Melodie in ein neues Ambiente, das einem ihren Country-Pop-Stil absolut sympathisch machte. Bei Naidoo schrillten sofort nach Bekanntwerden des ausgewählten Songtitels die Alarmglocken: "Wunder Geschehn", Nenas Song über die Zeit mit ihrem als Säugling gestorbenen Sohn. Der Boden war praktisch bereitet für großflächige, mit Beileidsschwüren versehene Sitzgruppen-Trauerbewältigung. Stattdessen präsentierte der Mannheimer einen zwar hoch pathetischen, aber intensiven Vortrag zu überraschend knochentrockenem Soulrock, der sämtlichen Spöttern seiner Kunst den Wind aus den Segeln nahm.
Und wer ist der neue Wirtz der Staffel? Er heißt Seven, kommt aus der Schweiz, machte als Newbie unter den Chartsdinos einen sympathischen Eindruck und ist musikalisch auch im Soul zuhause. Hoch anrechnen muss man ihm, ausgerechnet "99 Luftballons" ausgewählt zu haben und mit einer mutigen Coverversion aufzutrumpfen, die scheinbar seinen rhythmusbetonten Stil repräsentierte. Wie er zu Beginn eine Songzeile des Evergreens verwechselt und unter allgemeinem Gelächter die Version abbricht, zählte zu den ehrlichsten Momenten des Abends.
Niedecken bleibt der Ruhepol der Sendung
Letztlich wartete aber nicht nur jeder in der Runde auf den BAP-Altmeister. In Niedecken hatte sich Naidoo nach vielen erwartbaren TV-Nasen in den vorangegangenen Staffeln eine absolut integere Künstler-Persönlichkeit geangelt, die normalerweise nicht jeden Quatsch für offensichtliche Eigenpromo mitmacht. So verhielt er sich auch, selbst wenn alle Anwesenden begeistert aufsprangen oder "Yeah! Wow!" riefen, lehnte sich die grauhaarige Eminenz lässig ins Polster zurück.
Wie gut dieses Tauschkonzert-Format funktionieren kann, belegte der 65-Jährige mit einem Cover des Nena-Songs "Liebe Ist" - natürlich op Kölsch! Da blieb einem wirklich nichts anderes übrig, als Nena recht zu geben:
Ich bin ganz BAP :D Liebe ist so wie Du bist, Wolfgang!!! Love, Nena #bap #wolfgangniedecken #singmeinensong #nena
— NENA (@nenaofficial) 12. April 2016
Auch den Zuschauern schien es gefallen zu haben. Der Branchendienst kress.de meldete heute Rekordeinschaltquoten für das Erfolgsformat: Knapp drei Millionen Zuschauer "ab drei Jahren" schalteten ein. Nächsten Dienstag geht es weiter: Dann wird das weitgehend unbekannte Songrepertoire des Schweizers Seven geknackt.
6 Kommentare mit 3 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Wenn man ehrlich ist, waren nicht nur die Auftritte von Samy und Annett so erwartbar. Eigentlich klangen alle so, wie man es von Ihnen gewohnt ist. Aber es geht doch auch darum, dass jeder Künstler die Songs eben so wiedergibt, wie er sie gemacht hätte, wären es seine, oder nicht?!
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Samy, ey! Warum?? Als wäre Ghostwriting für Nena nicht schon schlimm genug
das gegenseitige eierkraulen nach jedem song wär mir zwar auch peinlich,aber nach südafrika reisen, da ne fürstliche zeit auf senderkosten verbringen und auch noch nen sack gold dafür einzustreichen, mal ehrlich, schön dämlich wer da nicht am stiso wäre.
Warum ?? Das mag schockieren..aber auch ein Samy ist käuflich. Wenn genug Geld winkt dann produziert man Nena , und geht zu Sing my Song. So einfach geht das. Wenn das Geld stimmt wirft man seine Prinzipien über Bord.
Wenn man seit Jahren nur ramschige Alben bringt, muss man ja auch neue Geldquellen erschließen, klar
klar..denn wozu sich mühe geben und endlich mal wieder was gescheites zu produzieren., wenn die "FANS" alles kaufen, egal wie ramschig es ist.
Ach was bin ich froh keinen TV zu besitzen...