Spotify hat in Brüssel Beschwerde gegen Apple eingelegt. Der Streamingdienst wirft dem iPhone-Konzern unfairen Wettbewerb vor.
Brüssel (timm) - Spotify wirft dem US-Giganten Apple unlauteren Wettbewerb vor. Apple verlangt in seinem App Store von den App-Anbietern Provisionen - dagegen hat Spotify nun bei der EU-Kommission in Brüssel Beschwerde eingelegt. Spotify-Chef Daniel Ek wirft Apple vor, im App Store Regeln eingeführt zu haben, die die Auswahl für Verbraucher einschränken und Innovationen bremsen würden. Dazu hat Spotify sogar eine eigens eingerichtete Website erstellt.
In Downloadplattformen, z.B. auch im Google Play Store für Android-Geräte, ist es üblich, dass der App-Anbieter 70% der Erlöse erwirtschaftet und 30% an den Betreiber gehen. Das gilt auch für In-App-Käufe wie auch für Abo-Abschlüssen bei Spotify oder anderen Streaming-Anbietern.
Die Musikstreaminganbieter sind schon lange unzufrieden mit diesem System, da bei Apples eigenem Streamingdienst Apple Music natürlich der gesamte Erlös an den Apfelkonzern geht. Sie werfen hier dem US-Giganten unfairen Wettbewerb vor. Ek schrieb dazu: "Wenn wir diese Steuer bezahlen, würde uns das zwingen, unsere Premium-Mitgliedschaft künftig deutlich teurer zu machen als Apple Music."
Änderung der Strategie
Spotify bot über längere Zeit Premium-Abonnements in der App teurer an als im Web und entfernte schließlich die Möglichkeit, Abos auf dem iPhone abzuschließen, komplett. Ein ähnliches Vorgehen hatte auch Netflix letztes Jahr angewandt: Neukunden verfügen über keine Möglichkeit mehr, ein Abo direkt in der App zu erwerben.
Ek sagte, dass Apple Spotify das Geschäft erschwere, da sie deren Bezahlsystem nicht nutzen würden. So habe Apple App-Updates blockiert, Spotify von weiteren Apple-Geräten wie dem smarten Lautsprecher Homepod und der Apple Watch ferngehalten und den Zugang zu deren smarten Assistenten Siri eingeschränkt. Auch soll es den Schweden erschwert worden sein, mit seinen Nutzern zu kommunizieren.
Der Musikstreaming-Marktführer hat insgesamt fast doppelt so viele zahlende Kunden wie Apples Pendant: Spotify hatte Ende letzten Jahres knapp 96 Millionen Abos vermeldet, Apple hat nach jüngsten Angaben ca. 50 Millionen Nutzer. Der schwedische Konzern verfügt außerdem über eine Gratisversion, mit der er insgesamt auf über 200 Millionen Nutzer kommt.
Streaming-Angebote übernehmen den Markt
Der Konflikt mit Apple mag für Spotify zwar belastend sein, jedoch gibt es für sie auch gute Nachrichten. Wie der Bundesverband Musikindustrie unlängst bekannt gab, hat der Streaming-Umsatz die CD-Verkäufe nun endgültig überholt. Auch das Vinyl-Revival verzeichnet nach Jahren des Aufstiegs wieder einen kleinen Dämpfer. Interessant ist außerdem, dass auch der Umsatz der Musikdownloads sinkt, während der von Streaming-Abos weiterhin boomt.
Insgesamt erwirtschaftete die deutsche Musikindustrie 2018 1,582 Milliarden Euro Umsatz. Streaming-Abos haben hierzu 734 Millionen Euro beigetragen, CD-Verkäufe lediglich 579 Millionen Euro. 2017 war diese Statistik noch genau andersherum: auf 722 Millionen Euro kamen die CD-Verkäufe, während der Umsatz von Streaming sich lediglich auf 549 Millionen Euro belief.
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