Das letzte Konzert ihrer Europatournee bestreiten die Emo-Rocker aus Chicago vor ausverkauftem Haus in Berlin. Fotos/Review.
Berlin (dp) - "Am I more than you bargained for yet?", fragen die sympathischen Emo-Rocker gleich beim dritten Song, dem Bandhit "Sugar, We're Going Down". Und tatsächlich ist es erstaunlich, wie beliebt und massenkompatibel das Quartett aus Chicago noch immer ist: Fall Out Boy haben die Berliner Max-Schmeling Halle ausverkauft, im Innenraum drängen sich Emo-Kids neben Mittvierzigern. In freudiger Erwartung kreischt man sich bei den Supportacts Nothing, Nowhere und PVRIS schon mal warm.
Als dann Patrick Stump, Pete Wenzz, Joe Trohman und Andy Hurley die Bühne betreten, wird auch dem Letzten heiß, denn es geht direkt mit einem Feuerwerk los. Im wahrsten Sinne des Wortes: Es knallt und bummst, die Pyros erhellen den Raum und instant steigt den ersten Reihen ein unangenehmer Benzingeruch in die Nase. Obendrein gießt Bassist Pete noch Öl ins Feuer und präsentiert dem begeisterten Publikum seinen feuerspuckenden Bass. Das nennt man einen fulminanten Auftakt!
Die Verbindung zu den Fans steht bereits ab dem Opener "Love From The Other Side", jedoch zeigt sich im Verlauf des Konzerts das ganze Charisma der US-Amerikaner, deren Songs teilweise älter als das anwesende Publikum sind. Stump zeigt eindrucksvoll, warum er der unangefochtene Meister am Mikrofon bleibt und eine, ach was, mehrere Generationen nachhaltig geprägt hat.
Auch das Bühnenbild ist abwechslungsreich und durchdacht. So entführen Fall Out Boy das Berliner Publikum in eine Tiefseewelt, haptisch unterstützt mit Luftblasen und durchsichtigen Aufblasbällen, ein überdimensionaler Dobermannkopf singt die Texte mit.
Ist das schon K-Pop?
Zur Mitte des Sets wird es dann gruselig: Die Bühne wird zu einem düsteren Geisterwald umgestaltet. Dunkel ist es, ein knochiger Baum steht im Zentrum, der Mann im Mond wird per LED Leinwand oberhalb der Bühne eingeblendet. Dazu schwenken die Fans ihre Handytaschenlampen - gerne verpackt in rosa Hüllen. Ist das schon K-Pop? Oder doch ein Kindergeburtstag? Ein bisschen Boygroup-Charme liegt auf jeden Fall in der Luft, denn Gekreische gibt es überreichlich, warum auch immer. Denn das Einzige, was an eine Boyband erinnert, ist 'Boy' im Bandnamen.
Die Setlist zeigt sich ein Querschnitt der über 20-jährigen Karriere der Emo-Rocker, alte Hits wie das bereits erwähnte "Sugar, We're Going Down oder "Thnks Fr Th Mmrs". Weitere Highlights sind "Dance, Dance" und "Centuries" - die Halle rastet schier aus. Die Begeisterungsstürme haben Fall Out Boy aber mehr als verdient, denn neben der beeindruckenden Bühnenpräsenz und der ausgeklügelten Show liefern sie an den Instrumenten großes Tennis.
Auch das im März 2023 erschienene, aktuelle Album "So Munich (For) Stardust" ist gut in der Setlist vertreten und wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. Für weitere Verzückung sorgt das Ozzy Osbourne-Cover von "Crazy Train".
Überraschung!
Doch auf einmal herrscht Unruhe im hinteren Hallendrittel: Mit Flatterband wird ein Gang in Richtung FOH durch die Menge geschaffen. Kurze Zeit später erscheint Bassist Peter im FOH und schaut sich die Halle mal von hinten an. Nette Geste und nah an den Fans.
nach gut 90 Minuten endet die Show, wie sie begonnen hat, mit viel Pyro, dem Feuer spuckenden Bass und noch mehr Gekreische. Aber wer kann es den Fans nach diesem elektrisierenden Konzert auch übel nehmen? Beim Verlassen der Halle sagt eine beseelt drein blickende junge Frau: "Das war, als hätte ich mein Teenagerjahre noch mal durchlebt - aber nur die guten Zeiten!" In diesem Sinne: Thanks for the Memories, Fall Out Boy! Bis zum nächsten Mal.
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