Wir haben ja lange warten müssen, jetzt kommt es aber geballt. Neben Bravo Otto-Gewinner Oliver Pocher, Grönemeyer, Sportfreunde Stiller hat jetzt auch Ex-Böhser Onkel Stephan Weidner seinen WM-Song am Start.
Konstanz (alc) - So recht weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll, bei der geballten allseitigen Kakophonie, die rechtzeitig zur Fußball Weltmeisterschaft aus vollen Rohren dröhnt. Dass Herbert Grönemeyer mit "Zeit, Dass Sich Was Dreht" fast schon in wagnerianischen Bombast-Wahnsinn verfällt, kann man ja noch als Fehlschuss abtun. Was uns die Sportfreunde Stiller ("'54, '74, '90, 2006"), Oliver Pocher ("Schwarz Und Weiß") sowie Ex-Onkel Stephan Weidner mit den Nordend Antistars ("Unser Stadion, Unsere Regeln") auftischen, spottet schon jedweder Beschreibung.
Dass der gemeine Deutsche - ok, Weidner einmal ausgenommen - eventuell ein Problem hat, seine Fußballbegeisterung auf dem schmalen Grat zwischen Euphorie und Deutschtümelei in Worte zu fassen, kann man verstehen. Die lyrische Dumpfheit der genannten Interpreten jedoch kaum. Pochers Oliver hüpft ja derzeit im DFB-Trikot und Dauergrinsen durch alle Kanäle. Es scheint jedoch kaum jemand richtig hinzuhören, wenn der leidlich witzige Comedian Zeilen wie "Als Turniermannschaft bekannt, holten wir den Pokal schon oft ins Land, und wir Fans als 12. Mann, zeigen was man vereint erreichen kann, wir stehen auf und singen unser Lied, das unsere Mannschaft wieder siegt, blablabla, blablabla" anstimmt.
Die Sportis machen ihre Sache kaum besser, wenn sie "Wir haben nicht die höchste Spielkultur. Sind nicht gerade filigran. Doch wir haben Träume und Visionen und in der Hinterhand nen Master Plan. Für unseren langen Wege aus der Krise und aus der Depression, lautet die Devise nichts wie rauf auf den Fußballplatz 2006" radebrechen. Da mangelt es nicht nur an der Spielkultur. Nein Danke, sagt sich der Fußballfan, der sich ob dieser Grausamkeiten angeekelt abwendet.
"Lieder singen, Flaggen schwingen, so wolln wir den Tag verbringen. Kämpfen oder untergehn, lasst uns die Hände sehn". Nein, das ist nicht DJ Ötzi, der für Deutschland zum Händchenhochhalten animieren möchte. Stephan Weidner wandelt in seinem Liedchen auf dessen Spuren. Wo bleibt denn der Song, der Spaß macht und dazu noch stadiontauglich ist? Wir warten auf die Überraschung à la David Odonkor ...
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