Die Review zur 20. Ausgabe von Deutschlands wichtigstem Hip Hop-Fest.
Gräfenhainichen (aus) - Stand das 19. Splash! Festival noch unter dem Banner der Azzlacks und der Babos, feiern zum Jubiläum vor allem die Trap-Jünger ihre Sounds. Der amerikanische Hype ist auch in der hiesigen Szene auf der Gewinnerstraße, was ein kurzer Blick aufs Line-Up verrät: Travis Scott, Crack Ignaz, Lil Yachty oder Rin geben sich die Trap-Klinke in die Hand.
Dem stehen altgediente und bewährte Acts à la Kool Savas, Marteria, Nas oder K.I.Z. gegenüber, um das 20-jährige Jubiläum so richtig zu feiern.
Somit kommen auch diejenigen auf ihre Kosten, die nichts damit anfangen können, dass ein kompletter Song nur aus einem Reim wie "Ich esse eine Banane. Banane, Banane, Banane" oder "Ich flippe die Sausages auf dem Grill, dem Grill, dem Grill" besteht (O-Ton: Campingplatz).
#splash20: Abgehen, bis der Endboss kommt
Die Rap-Sause läuft seit Donnerstag, am Freitag gings am frühen Nachmittag mit Kano und SXTN weiter, ehe große Namen wie Mac Miller, Kollegah oder K.I.Z die Massen garantiert anheizen.
Also viel geboten zum Jubiläum in Hip Hop-Ferropolis: Es darf gebounct werden! Wenn der Wettergott jetzt noch die angesagten Unwetter und Gewitter vorbei ziehen lässt, heißt es abgehen, "bis der Endboss kommt"!
Und was ein Glück, er scheint gnädig gestimmt: Während bei K.I.Z ein paar Tropfen das aufgehitzte Publikum abkühlen, zeigt er sich tags darauf gnädig und beschert den Splashern einen wolkig bis sonnigen Samstagnachmittag.
Zuvor ließ am Freitag Travis Scott die ganz großen Bässe aufs Publikum los, ehe Kollegah diesen vor den Deutschrap-Fans als "Gejaule" abkanzelte. Allem Beef zum Trotz setzte das Quartett der Kannibalen in Zivil der Show die Krone auf: Einem routiniertem Gig samt überraschend nüchternem Nico ließen die Berliner ein Sarg-Outro der Extra-Klasse folgen. Die Führer scheinen beerdigt. Was kommt als nächstes?
Es trappt und trappt und trappt
Als nächstes bestechen besonders die Freestyle-Campingplatz-Hobbie-MCs Bruchstyle & Matze mit der zweiten Trap-Strophe des Grill-Songs: "I'm dippin', I'm dippin', I'm dippin' 'em sausages!". Trap kann so einfach sein.
Für deutlich mehr Begeisterung sorgt dann der Berliner Ufo 361. Die Splash-Verantwortlichen haben den Hype unterschätzt und lassen Ufo samt Homies auf der kleinen Bühne am See antreten. Die Folge: Überforderte Fans, die dicht gedrängt stehen, teilweise schon eingequetscht. Dennoch muss konstatiert werden: Die Jubiläumsausgabe ist unterm Strich hervorragend organisiert.
Das Highlight am Samstagabend ist natürlich Superstar Marteria, der sich auf seine Wurzeln besinnt und sichtlich Laune hat, beim wichtigsten Hip-Hop-Festivals der Republik aufzutreten. So verbringt er die letzten 20 Sekunden seines Gigs unten bei den Fans, die ihn abfeiern.
Der letzte Tag geht spaßig los
Auch am Sonntag bleibt uns die Sonne erhalten - und Ferropolis kommt als einzigartige Location voll zum Tragen: Abkühlen im See, Chillen auf dem Rasen oder nachmittags zu Lil Dicky gepflegt Gas geben. Der rappende Komiker heizt die Meute ordentlich an, der letzte Abend startet schon mal spaßig.
"Da wo ich her komm heißt Trap immer noch Techno", stänkern die gut gelaunten Audio88 & Yassin unten am See während ihres fesselnden Gigs. Und tatsächlich: Mit etwas Geschick kann man dank des wohl sortierten Line-Ups den Trappern geschmeidig aus dem Weg gehen. Während ganze Hundertschaften zu Hanybals Straßengeschichten tigern, gehen die anderen zu den Plastik-Sounds von Bonez MC & Raf Camora. So verpassen sie den super smooth tanzbaren Auftritt von Mayer Hawthorne mit Jake One, die gemeinsam als Tuxedo auftreten.
Sido, der seit 12 Jahren zum ersten Mal beim Splash wieder auf der Bühne steht, weckt als Sonntagabend-Headliner große Erwartungen. Dabei unterstützt ihn eine Vielzahl an Gästen, von B-Tight über Harris bis hin zur Frankfurter Azzlack-Crew. Warum er aber seinen Physiotherapeut auf die Bühne holt, um ihn eine Flasche Schnaps auf ex trinken zu lassen, versteht auch das verwunderte Publikum nicht.
Zum Schluss knallts
Überhaupt gehen die Meinungen auseinander: Die einen sehen einen längst über seinen Zenit geschrittenen alten Mann, die anderen feiern die extra fürs Splash kreierte Show und den stimmlich soliden, ingesamt sehr gut gelaunten Aggro-Rapper.
Mit der Ankündigung eines Kollabo-Albums mit Savas verabschiedet sich Sido von der Bühne - und die Splash-Organisatoren mit einem knallenden Feuerwerk von ihren Gästen. Schön wars, bis zum nächsten Jahr in Ferropolis!
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