Porträt

laut.de-Biographie

Nicole

"Ich habe als junges, unschuldiges Mädchen ein Friedenslied gesungen, denn ich glaubte, die Menschheit möchte doch wirklich im Innersten Frieden auf der Welt." Mit "Ein Bisschen Frieden" liefert Nicole 1982 einen zeitlich passenden Song zur Friedensbewegung, der Deutschland den ersten und für beinahe 30 Jahre einzigen Sieg beim Eurovision Song Contest beschert. Selbst Israel vergibt zwölf Punkte an die 17-jährige Schülerin, die auf Einladung der dortigen Regierung später auch vor Soldaten in Tel Aviv auftritt. "Ich fühle mich dem Land verbunden", betont sie noch Jahrzehnte später.

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Nicole Hohloch wird im Herbst 1964 in Saarbrücken geboren. Ab dem Alter von sieben Jahren tritt sie bei lokalen Festen auf, bis Robert Jung sie 1980 entdeckt, der als Songschreiber für Peter Alexander oder den Kastelruther Spatzen bekannt war. Sie singt für die Anime-Serie "Die Abenteuer des fantastischen Weltraumpiloten Captain Harlock" das deutsche Titellied und den Abspann. Ein Jahr später kommt Ralph Siegel ins Spiel. Der Schlager-Komponist nimmt sie auf seinem Label Jupiter Records unter Vertrag und bringt ihr Debütalbum "Flieg Nicht So Hoch, Mein Kleiner Freund" auf den Weg.

Schon der Titelsong ihres ersten Werks verpasst nur knapp die Höchstplatzierung der Charts. "Das Motto begleitet mich bis heute und hat mich vor vielem bewahrt", erläutert sie im Wiesbadener Kurier die Bedeutung von "Flieg Nicht So Hoch, Mein Kleiner Freund". "Ein Bisschen Frieden" erscheint als ihre dritte Single. Bewaffnet mit weißer Gitarre erklimmt sie erst den ESC-Gipfel im britischen Harrogate, dann in den Single-Charts von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien. Im Mutterland der Popmusik tritt sie gar bei "Top of the Pops" der BBC auf.

Privat heiratet sie 1984 ihren Jugendfreund Winfried Seibert, musikalisch veröffentlicht Nicole beinahe jährlich Soloalben - mit schwankendem Erfolg. Es sei ihr dabei vor allem wichtig, Themen zu behandeln, die "im klassischen Schlager nichts zu suchen haben", sagt sie Planet Interview. Ihr Publikum goutiere es. "Es gibt doch anspruchsvolle Menschen, die dankbar sind für Themen wie Gewalt in der Ehe oder Intoleranz Homosexuellen gegenüber. Es kommen Menschen nach dem Konzert zu mir und bedanken sich für diese Lieder. Daran merke ich doch, dass ich gar nicht so verkehrt liege."

2004 verabschiedet sie sich mit dem Album "Für Die Seele" von ihrem langjährigen musikalischen Partner Ralph Siegel. "Nach so langer Zeit darf man doch mal was Neues ausprobieren. Es wurde einfach Zeit für frischen Wind", äußert sie gleichmütig in der Abendzeitung. Sony Music bietet ihr eine neue Labelheimat. Ab 2005 erscheinen dort fünf Soloalben und die Kompilation "30 Jahre Mit Leib Und Seele". Anlässlich ihres Werks "Mitten Ins Herz" geht sie nach längerer Pause wieder auf Tournee - mit Chor, Akkordeon und Cajón. Ende 2009 folgt eine Kirchentournee.

Der Glaube gehört zu ihren wiederkehrenden Themen. 2011 hat Nicole einen Termin bei Papst Benedikt XVI., der sie gesegnet habe. "Jetzt kann mir nichts mehr passieren", habe sie anschließend gedacht, berichtet sie später der Seite des Erzbistums Köln. Als Ärzte 2020 zwei bösartige Tumore in ihrer Brust entdecken, zieht sie noch immer Kraft aus der Audienz. "Ich wusste, so trete ich nicht ab", betont sie kämpferisch. Zwei Jahre später hat sie den Krebs besiegt. Mit "Ich Bin Zurück" feiert sie bei Florian Silbereisens "Das große Schlagercomeback 2022" ihre Rückkehr auf die Bühne.

Nicole - Carpe Diem
Nicole Carpe Diem
Ein Unschuldsengel sucht das Paradies.
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Der Eurovision Song Contest bleibt ihr als weitere Konstante erhalten. Traditionell fragen sie Medien jährlich nach ihrer Haltung zu den aktuellen Kandidaten. "Du musst die Masse erreichen, Ausstrahlung haben, eine tolle Komposition und einen tollen Text haben und vor allem singen können", skizziert sie in der Augsburger Allgemeine den optimalen Teilnehmer, den sie in Lord Of The Lost nicht zu entdecken vermag. "Mir selbst geht es immer nur um die Qualität des Liedes, aber mittlerweile macht jeder auf der Bühne, was er will", trauert sie gegenüber Planet Interview besseren Zeiten nach.

Ein Scharmützel leistet sie sich mit Lordi. Deren "Hard Rock Hallelujah" habe den Liederwettstreit "missbraucht und beschmutzt". Die adressierte Band schießt gegen Nicole zurück. Mit "Ein Bisschen Frieden" würde sie "heute nichts mehr gewinnen". Der damals siegreiche Song sei "grässlich und langweilig". Kritik übt Nicole auch an den vergleichsweise erfolgreichen Raab-Entdeckungen Max Mutzke und Lena Meyer-Landrut. Dafür wirke aber Michael Schulte "authentisch", Roger Cicero verfüge über einen "enormen Charmefaktor" und Roman Lob habe zumindest eine "sympathische Ausstrahlung".

Für sie selbst käme eine erneute ESC-Teilnahme jedoch nicht in Frage. Mit "Ein Bisschen Frieden" habe sie bereits ihre "Erfüllung gefunden". "Das ist ein Jahrhundertlied. Dagegen kann man nur noch verlieren." Ihren Bühnenabschied schiebt sie hingegen weiter auf. "Wann es Zeit ist zu gehen, sagt mir mein Bauchgefühl. Wie ein guter Sportler, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere aufhört um den Leuten so in Erinnerung zu bleiben", erzählt sie Planet Interview. "Ich habe Johannes Heesters wirklich sehr gerne gehabt, aber mit über 100 noch auf der Bühne zu stehen, das wird mir nicht passieren."

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