laut.de-Biographie
Oceansize
Der Name weckt Assoziationen. Weite, Tiefe und Unfassbarkeit sind unmittelbar damit konnotiert. Und in der Tat: Selten harmonierten Subjekt und Objekt, Bandname und musikalisches Schaffen so perfekt miteinander wie im Fall Oceansize. Dem 1998 in Manchester gegründeten Fünfer in Schriftform gerecht zu werden, gleicht einer Formel mit drei Unbekannten.
Mike Vennart (Gesang, Gitarre), Steve Durose (Gitarre, Gesang), Gambler (Gitarre), Mark Heron (Drums) und Jon Ellis (Bassist) legen mit ihrem Debüt "Effloresce" einen Katheter direkt ins Herz. Durose beschreibt den Entstehungsprozess wie folgt: "Wir werfen unsere Lieblingsplatten in einen großen Topf, rühren um, spucken rein - und heraus kommt ein wilder Bastard, der zum Glück mit keiner Zutat verwechselbar ist." Das Gemisch reißt mit, zerrt am Hörer, wirft ihm urgewaltige Schallwellen entgegen, zerlegt ihn in tausend Einzelteile - und baut ihn anschließend mit geradezu zärtlicher Hand Stück für Stück wieder auf.
Noch im Gründungsjahr entfalten die Effektpedal-Tausendsassa, die sich während des Studium kennenlernen, erstmals ihre Post-Progrock-Magie. Die Vinylsingle "Saturday Morning Breakfast Show" erscheint noch in Kleinstauflage, wenig später stehen die EPs "Amputee" (2000) und "A Very Still Movement" (2001) im Laden. Letztere beschert der Band Applaus von eher ungewöhnlicher Seite: Die Zeitung Manchester Evening News verleiht Oceansize den Titel "Manchester's Best Unsigned Band".
Mit den befreundeten The Cooper Temple Clause bereist das Quintett 2002 das Königreich. Ein Auftritt beim renommierten South By Southwest-Festival in Austin, Texas löst Begeisterungsstürme aus, die auch das Label Beggars Banquet Records erfassen. Oceansize unterschreiben den ersten Plattenvertrag und danken für das Vertrauen mit der "Relapse"-EP.
Im September 2003 gehen Vennart und Kollegen zum Frontalangriff über: Ihr Fulllength-Debüt lässt Genremauern einstürzen. Die Band verzichtet vollständig auf Anbiederei und verfolgt unbeirrt ihre Soundvision irgendwo zwischen Pink Floyd, The Cooper Temple Clause, Tool, Mogwai, Can und Tortoise. "Effloresce" löst Gänsehaut aus, betäubt die Ohren, schubst ins Delirium. Funkelt, kracht, zerbirst, lädt zum Versinken ein, rührt zu Tränen. Besonders wenn Vennart im Achtminüter "Women Who Love Men Who Love Drugs" wie ein aufs Fleisch reduzierter Mike Patton zu surrealer Poetik Sehnsucht inszeniert.
Neu-Bassist Steve Hodson macht den Weggang von Jon Ellis im Dezember 2005 aus "persönlichen Gründen" leicht verschmerzbar. Auf dem neuen Minilabel Superball Music veröffentlicht, wird das dritte Album "Frames" im Herbst auf einer ausgiebigen Europatournee präsentiert. Auch die Tour mit den Lautleise-Filigranisten Aereogramme im Winter 2003 zeigt eindrucksvoll, was mit vier bis sechs simultan gespielten Gitarren so alles angestellt werden kann. Bis dato prägnantestes Statement in Sachen Bühnenkunst liefern die Mancunians 2009 in Form eines limitierten Boxsets namens "Feed To Feed" ab: An drei auffeinanderfolgenden Abenden spielen Oceansize 2008 zum zehnjährigen Jubiläum in der Heimatstadt alle drei Studioalben und konservieren das Ganze filmisch und akustisch in einem 3DVD+4CD-Set.
Ob atmosphärisch, episch oder popproggig-prägnant: Der Oceansize-Sound stagniert nie, sondern offenbart von Album zu Album neue Facetten. Die dabei immer ungebrochene Leidenschaft für das Metier Musik macht den Fünfer im modernen Popgeschäft zu einer Ausnahme in Sachen Authentizität. Nicht nur auf der Insel weiß man das schon seit vielen Jahren zu schätzen.
2 Kommentare mit 11 Antworten
https://www.youtube.com/watch?v=cpgvJ_EJRUo
Scheiße, ja! Bestes Post-Oceansize-Stück bis jetzt, und auch schon fast wieder ein Jahr alt... Danke für den Link!
Hoffe ja, dass Vennart und Durose langfristig in einem Projekt wieder zusammenfinden.
In der Tat, aber nur solange Durose auch weiterhin bei Amplifier mitmischt. Finde der wertet die ganz gewaltig auf.
Aber Oceansize vermiss ich schon auch ein wenig...
Hab gar nicht drauf geachtet, wann der Song hochgeladen wurde. Wie konnte der seit April unseren Radaren entgehen?
Bin aber noch nicht so wirklich überzeugt. Der Refrain kommt mir viel zu stadionrockmäßig rüber. Den Vergleich mit 30STM wage ich kaum zu äußern.
Ey... Mir geht's inzwischen echt a bissl zu gut, glaub i.
Hab neulich im Zuge eines (beinahe) Datenverlusts über mehrere private Linux- und bandeigene Windows Studio-Partitionen hinweg Mal aus allen Accs, Bezahldiensten, Privatkäufen etc. pp. ein Backup-Image zusammen zu puzzlen versucht, das in etwa an den vorherigen Stand meines MP3-Archivs auf dem Medienserver heranreichen sollte. (Dabei übrigens endlich mal paar Alternativen zu Ubuntu laut Empfehlungen üblicher Verdächtiger von hier gecheckt - Arc bleibt wie erwartet was für die Cracks und Nerds aus Leidenschaft wie CAPSi mMn, aber MINT (Debian) bleibt jetzt erst mal auf /sdb2 - dank geht raus an den grundguten Gleepi. Das könnte durchaus große Liebe werden.
Via Amazon Music Bib-Download fiel mir dabei erstmalsi ne digital edition der "Effloresce (Remastered)" ins Gesichtsfeld - bereits in mein.Besitz!
TIL und versüßt mir gerade ne längere Zugfahrt, aber weiß hier zufällig jemand, wo es die (am wahrscheinlichsten) als Gratis-Dreingabe oben drauf gab? Wahrscheinlich "Effloresce Anniversary Limited Vinyl Edition?" Würde zumindest mitt Blick auf meine Kaufhistorie am meisten Sinn machen...
...ob es davon auch ein standalone Release gab? Egal, ich geh jetzt erstmal ein paar 4D-Harmoniebögen um ein bis zwei sauber rausgehörte Laysr entzaubern.
Am Anfang wirkte der Mix echt sehr höhenlastig und ich befürchtete während "Catalyst" und "One Day all this...":schon ein Blechklangmassaker wie die Remastered von isis' "Panopticon€ leider eins wurde...
..."Massive Bereavement" hat dann für den Hobbyproduzenten im Schlafzimmerstudio wirklich nahezu orgastisch Fetische bediemend "entlarvt", wie die mit ihrer R-C-L-Gitartensoundverteilung auf diese immer nur anscheinend Überkomplexen, ineinander greifenden Melodiebogen und sich fortentwickelten Gitarrenklanglandschaften (wie gerade z.B. auch bei "Women who love men who love drugs" im Abspann wieder) wohl überhaupt erst gekommen sin damals. Also, abgesehen von jeder Menge Psylocibin, THC und LSD - als Zutaten - aber das sollte ja bereits seit 2003 hinlänglich klar und bekannt gewesen sein, hm? Danke.
Habe fast nichts verstanden. Aber Linux Mint nutze ich mir großer Freude und (meist) Zufriedenheit!
Bin auch gerade im Zugfahrmodus, sogar heute auch bei dir in der Ecke gewesen. Für Desktop/Laptop empfehle ich speziell für dich Endeavour OS: Arch-basiert, aber einsteigerfreundlich af, alle Vorteile von Arch (AUR, Community driven, ABS, pacman, pragmatisch), benutzt anders als Manjaro direkt die Arch Repos.
https://endeavouros.com/
Und wenn du experimentierfreudig bist, dann schau dir Tiling Window Manager an und bau dir deine eigene DE.
Für Server Debian.
Und küsschen noch für Duri, du wirst mir immer sympathischer.
Danke für die Einwürfe, CAPSi!
Eine /sdb3 existiert zu diesem Zweck ebenfalls weiterhin und wird kommendes Wochenende ma bissl mit entsprechenden .ISOs geachröpft.
Bzgl tiling wm: hyprland ist derzeit mein Favorit. Entsprechend für Nutzung möglichst ohne Maus konfiguriert ist das sehr hübsch und produktiv.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Monaten durch den Autor entfernt.
Effektiver kann man zwischen Excel-Tabellen gar nicht wechseln!
Da werd ich aber rot jetzt...