laut.de-Kritik
Filigranes Geburtstagsspecial: Musik als Selbstzweck.
Review von Matthias MantheDas Bild hart arbeitender Musiker aus der ehemaligen Malocherstadt drängt sich auf beim Blick auf das Setting dieser Jubiläumsproduktion: Im ziemlich intimen Roadhouse-Club in der Heimatstadt Manchester spielt die Band anlässlich des zehnjährigen Bestehens ihre drei Studioalben an drei aufeinanderfolgenden Abenden.
Obwohl ihrem weitläufigen Sound aus durchgelüftetem Progressive- und Spacerock ein volles Stadion durchaus gut zu Gesicht stehen würde, gibt es Oceansize hier hautnah, mit kaum Lichtsperenzien und ohne große Gesten. Dafür mit bravourösem Sound und einer Leidenschaft für den Gegenstand Musik, die in den Authentizitätsängsten des heutigen Postpops merklich nachgelassen hat.
Die Ansagen kommen sporadisch und sind meist Selbstreflexionen, in denen Sänger/Gitarrist Mike Vennart ungläubig vor der eigenen Gegenwart steht. "Wir werden in letzter Zeit immer mal wieder gefragt, warum wir uns noch nicht aufgelöst hätten. Wir können nur sagen: 'Weil es uns immer noch so unglaublich viel Spaß macht, Songs zu schreiben. Und weil wir es lieben, für euch zu spielen.'" Um es also etwas kumpelig zu sagen: Die sind von der ganz alten Schule.
Gleichzeitig positionieren sich Oceansize musikalisch wie konzeptionell Welten entfernt vom überlieferten Idiom des ehrlichen Rock-Handwerks. Was abseits von Image und Sendungsbewusstsein schon in ihrem instrumentalen Können oder im komplexen, dabei höchst emotionalen Songwriting begründet liegt.
Chef-Gitarrist Steve Durose pendelt mit filigraner Leichtigkeit zwischen stoischem Riffing und Effektpedalen, und genauso behände wechselt Vennart von herzzerreißenden Momenten wie "Long Forgotten" zu metallischen Doublebass-Parts, dass am Motiv Musik-Erschaffen zum Selbstzweck kein Zweifel bleibt.
Die Krux liegt darin, dass sich Oceansize mit dem Debüt "Effloresce" selbst eine bis dato unerreichte Messlatte gelegt haben - darauf deutet auch die überwältigende Publikumsresonanz hin.
Am ersten Abend verschüttet die Band mit zwischenzeitlich sechs Gitarristen spürbar das meiste Herzblut. Schon für diese Darbietung allein lohnt sich übrigens die Anschaffung eines der nur 5.000 Kaufexemplare, wenngleich die wirklich sehr minimalistische Inszenierung des Gesamtpakets der musikalischen Kraft nicht gerecht wird.
2 Kommentare
Schon vor Ewigkeiten vorbestellt. Wird bestimmt geil.
Halte dieses edle Stück seit gestern in meinen Händen! Kann jedem, der Oceansize nur ansatzweise vergöttert,sehr sehr nahe legen dieses geile Teil zu kaufen. Sofern es überhaupt noch möglich ist!