laut.de-Biographie
Pain
Was macht man, wenn man mit seiner Stammband schon einiges erreicht, als Produzent in seinem eigenen Studio so ziemlich jede große Band im härteren Metal veredelt hat, plötzlich auf den Geschmack von Acts wie The Prodigy kommt und sowieso ein absoluter Workaholic ist? Richtig, man schüttelt sich noch ein Soloprojekt aus dem Ärmel. So geschehen bei Peter Tägtgren, Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter bei seiner Stammband Hypocrisy und Besitzer der inzwischen schon legendären Abyss Studios in Schweden.
Mit der ersten schlicht "Pain" betitelten Scheibe probiert Peter erst mal aus, was sich überhaupt machen und umsetzten lässt. Die Scheibe bietet demzufolge tonnenschwere Industrial-Riffs mit leichten Computeransätzen und meist verzerrtem Gesang. Peter selbst ist mit dem Produkt heute nicht mehr so ganz glücklich, bleibt der Erfolg, der bei Nuclear Blast veröffentlichen CD auch zunächst einmal aus. Das Ganze stört den Meister aber nicht wirklich und so beginnt er schon im selben Jahr mit den Arbeiten am nächsten Album, die aber eher neben seinen anderen Tätigkeiten her laufen.
Einige der Songs auf "Rebirth" enstehen also über einen Zeitraum von drei Jahren. Anders als auf dem Debüt komponiert er die Songs an Keyboards und Synthesizern und baut die Gitarren erst später um die Songs herum auf. Das Ergebnis erscheint im Sommer 2000 über Motor. Die Gitarren folgen immer noch dem monotonen, brachialen Industrialmuster, jedoch sind die Keyboards und vor allem die Beats wesentlich stärker im Dance und Techno-Bereich anzusiedeln, als noch auf dem Vorgänger, was die Sache verdammt tanzbar macht. Wer auf The Prodigy steht, aber die Gitarren vermisst, ist bei Pain an der richtigen Adresse. Die Drums stammen übrigens von Immortal-Drummer Horgh.
Im Vorprogramm von Atrocity touren Pain 2001 durch Deutschland, wobei sich Peter auf den Gesang konzentriert und neben zwei Gitarristen auch den Drummer seiner Hauptcombo Hypocrisy mit dabei hat. Live spielen sie eine verdammt coole Coverversion von "Eleanor Rigby" der Beatles, die auch auf der dritten Scheibe vertreten sein soll. Im Rest Europas ist er zusammen mit In Flames und Soilwork unterwegs und eine Zeit lang hält sich das Gerücht, dass er ein Album nur mit Coverversionen veröffentlichten will. Dazu kommt es aber nicht, denn seine eigenen Kompositionen sind stark genug.
Doch der Kerl lässt die Fans noch bis Mitte Juli zappeln, ehe er mit "Nothing Remains The Same" wieder in die Hufen kommt und einmal mehr gute Arbeit abliefert, die in punkto Gitarren, stellenweise aber wieder einige Abstriche macht. Auf der Digi-Pack Ausgabe gibt es neben drei zusätzlichen Bonus Tracks auch noch das Video zu "Shut Your Mouth", das auf ziemlich kultige Art und Weise Peters Vorliebe für Aliens wiederspiegelt, die sonst vor allem bei Hypocrisy zum Vorschein kommt.
Doch irgendwann fordert auch der Körper des größten Workaholics seinen Tribut, und als Peter nach mehreren Tagen voll anstrengenster Studioarbeit gerade mal ein paar Rum-Cola in einer Bar zischt und abschalten will, nimmt das sein Körper zu wörtlich und er kippt um. "Da war ein summendes Geräusch in meinem Kopf und ich fiel zu Boden. Nach einer Weile kam ich wieder zu Bewusstsein und stand auf. Ein paar Sekunden später war ich erneut weg und hatte auch keinen Puls mehr", so der Schwede. Jedoch holen ihn seine anwesenden Freunde wieder ins Leben zurück. Ab da steht der Titel für das neue Pain Album fest: "Dancing With The Dead".
Die Arbeiten ziehen sich wieder relativ lange hin, doch Ende 2004 ist alles im Kasten. Anfang 2005 geht er auch mit Tiamat und Theatre Of Tragedy auf Tour und lässt sich dabei live von zwei ausgesprochen hübschen Damen namens Andrea Odendahl an der Gitarre und Alla Fedynitch am Bass unterstützen, die beide aus Deutschland kommen. An den Drums sitzt ein Kerl names David Wallin. Das neue Album erscheint Mitte/Ende März und legt deutlich mehr Wert auf die Gitarren.
Da sie vor allem in Polen recht angesagt sind und dort auch vor vollen Hallen spielen, schneiden Pain zwei ihrer Gigs dort in Ton und Bild mit, die später auf die DVD "Live Is Overrated" kommen. Die Auftritte sind zwar gut, doch der Rest auf dem Datenträger lässt schwer zu wünschen übrig.
Anstatt Pain letztendlich als vollwertige Band zu etablieren, zieht sich Peter für die Arbeiten am nächsten Album wieder ganz allein in sein Studio zurück. Dort geht er experimentierfreudig wie selten zuvor zu Werke und arbeitet mit unterschiedlichsten Sounds und Loops. Allerdings holt er sich mit Motörhead-Drummer Mikkey Dee, In Flames-Basser Peter Iwers und Children Of Bodom-Shouter/Gitarrist Alexi Laiho ein paar Gäste, die ihn bei dem einen oder anderen Song auf "Psalms Of Extinction" unterstützen. Für die Tour Anfang Mai/Ende Juni hat er sich dieses Mal männliche Begleitung besorgt.
Gitarrist Michael Bohlin, Basser Johan Husgafvel und einmal mehr Drummer David Wallin begleiten Peter fortan auf seinen Touren und müssen leider auch den Kopf hinhalten, als Ende Februar 2008 ein paar Idioten in Leipzig die Band beim Verlassen einer Bar krankenhausreif prügeln. Kein Grund sich einschüchtern zu lassen und so geht es nach einer kurzen Erholungszeit mit Nightwish weiter durch Europa. Mit deren neuer Sängerin Anette Olzon scheint sich Peter gut zu verstehen. So singt sie auf "Cynic Paradise" zwei Nummern mit ihm ein. Noch besser versteht sich aber Basser Johan mit ihr, denn die beiden sind mittlerweile ein Paar.
Das zahlt sich aus, denn Pain gehen Anfang 2009 im Vorprogramm von Nightwish und Indica auf Tour und präsentieren sich dort einer beträchtlichen Anzahl neuer Fans. Nach einer Pause meldet sich Peter 2011 schließlich mit "You Only Live Twice" zurück. Die Überraschungen bleiben darauf jedoch weitgehend aus.
Ebenso wie auf dem Nachfolger "Coming Home" fünf Jahre später. Dazwischen veröffentlicht Tägtgren die Live-DVD "We Come In Peace", aufgenommen im Stockholmer "Debaser Medis" und beim Masters Of Rock-Festival 2012 und tut sich mit Till Lindemann für sein Projekt Lindemann zusammen, das mit "Skills In Pills" 2015 sein Debüt veröffentlicht. Es folgt mit "F & M" 2019 noch ein zweites Album. 2020 gehen die beiden getrennte Wege.
Mit Pain meldet sich der Schwede ein Jahr später mit der Pandemiehymne "Party In My Head" zurück. Das dazugehörige Album "I Am" kommt aber erst drei Jahre später auf den Markt und knüpft nahtlos an den Sound der Vorgänger an.
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