laut.de-Kritik
Wechselbad der akustischen Gefühle.
Review von Robert FröweinDass der gute Peter Tägtgren neben seinen unzähligen Produzententätigkeiten überhaupt noch Zeit für seine zwei Bands hat, ist phänomenal. Kein Wunder, dass der Workaholic schon öfter vor dem Kollaps stand und sich in den letzten Jahren etwas zurückgenommen hat. Nachdem er zuletzt wieder verstärkt den Hypocrisy-Dreschflegel ausgepackt hat, rudert der Herr der Augenringe in diesem Jahr wieder zurück zu seinem kommerziell erfolgreicheren Projekt Pain und bringt das bis dato abwechslungsreichste Album der Combo auf den Markt.
Während sich der mit Techno-Samples veredelte Opener "Let Me Out" perfekt in die bisherige Diskographie einordnet, konzentriert sich Onkel Peter im weiteren Verlauf des Albums verstärkt auf Überraschungsmomente und unerwartete Wendungen. "Feed The Demons" ist ein astreiner Industrial/Deather mit gesteigerter Intensität und starken Rammstein-Anleihen. Überhaupt ist Tägtgren verdammt stark von den deutschen Megasellern beeinflusst, das hört man auch auf dem Nackenbrecher "The Great Pretender", der sich mit Fortdauer zu einer unwiderstehlichen Gothic-Disco Hymne verwandelt. Bis zu einer typischen Pain-Hymne muss der Hörer diesmal viel Geduld aufbringen, erst der Titeltrack besticht mit den bekannt erhabenen Gitarren, der majestätischen Epik und den voller Inbrunst intonierten Vokalspuren des Bandchefs.
Die großen Sensationen befinden sich dann in der zweiten Albumhälfte. Das fetzig-rockende "Dirty Woman" ist ein astreiner AC/DC-Brecher im Industrial-Mantel und beweist, dass Tägtgren auch auf dünnem Brian Johnson/Bon Scott-Terrain bestehen kann. "Monster" wiederum geht zur Hälfte als astreiner Hypocrisy-Track durch und widerlegt Tägtgrens eigene Aussage, dass er beim Songwriting nur auf eine Band fokussiert ist. Die Band leistet sich auch keine markanten Schwächephasen. Selbst durchschnittliches Material wie "We Want More" oder das langsam in die Gehörgänge kriechende "Season Of The Reaper" zeugt von durchdachtem Ideenreichtum. Nur das schmalzige Sonic Syndicate Quasi-Cover "Leave Me Alone" ist ein Frontalgriff in die Studiotoilette.
Tägtgren verzichtet dieses Mal gänzlich auf berühmte Gaststars, die gewohnte Bonus-CD wird von unterschiedlichen Remixes diverser Fans veredelt. Wer sich nicht vor bandinternen Innovationen verschrecken lässt und seinen Metal auch in der Disco betanzen möchte, wird mit dem siebten - und deutlich aggressiver ausgefallenen - Streich der Stockholmer bestimmt seine Freude habe. Alle anderen sabbern ohnehin dem nächsten Hypocrisy-Output entgegen.
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geiles teil