laut.de-Kritik
Kann das Großmaul nicht mal seine Fresse halten?
Review von Stefan JohannesbergKann Großmaul Gibbs nicht mal seine Fresse halten? Warum, zum GangGang, greift er immer wieder ehemalige Weggefährten an oder wärmt alten Streit neu auf? Wer erinnert sich nicht an die überraschende Eskalation mit Griseldas Benny The Butcher, die in einer handfesten Auseinandersetzung und mit dem Knockout von Gibbs endete. Und heute? Fred again.
"Could've ran that Fetti by myself, bitch, I'm the best with AI, yeah / Bitch, keep it G, we like on part three, n***a / Go start a Chevy up, don't start me, n***a".
Im Track "Gas Station Sushi" bezieht sich der notorische Unruhestifter auf das Kollabo-Album "Fetti", das er 2018 mit The Alchemist und Curren$y aufgenommen hatte. Freddie boostet, er, nur er, sei Alchemist kongenialster Partner in Rap. Spitta Andretti brauche keiner, dieser solle sich doch lieber seiner allseits bekannten Liebe für Autos widmen (Lieblingskarre übrigens 1996 Chevy Impala SS).
Gibbs, der einzigartige Emcee aus dem Bundesstaat Indiana, der stets traumhaftsicher zwischen Trap Rap und avantgardistischen Backpack-Sounds wandelt, als wäre es ein einziges, großes Schlafgemach, ist hier auch gar nicht im Unrecht. Viele halten den ersten "Alfredo"-Part für Als Höhepunkt im Producer-Rapper-Kontext. Ältere Semester erinnern sich jedoch noch an "Albert Einstein" mit Prodigy, das den einen oder anderen Hit mehr aufwies. Trotzdem zählen "Alfredo" und jetzt auch "Alfredo 2" zu den größeren Momenten, seine aufmerksamkeitsgeile Gossip Gibbs Persona braucht das zehnte Solowerk jedenfalls nicht.
Neben Kool G Rap flowt auch 2025 keiner so flüssig wie er. Be water my friends, ganz nach Bruce Lee. Und keiner, auch Madlib nicht, baut diesen Fluten den perfekten Beat-Rahmen. Der Opener "19952 schließt direkt an "1985" vom ersten Teil an, Gitarrensolo inklusive. "Had to come back for the sequel, ain't no equal / Riggs and Murtaugh, this shit lethal". Alchemist webt aus Loops ein zerbrechliches, hypnotisches Gerüst und vibed Laid Back wie die Truppe aus Dänemark. Noch entspannter wird es bei "Empanadas". Keine Termine und leicht einen sitzen, als wäre Harald Juhnke mit dem Traumschiff zwischen Palmen unterwegs.
Doch auch ein Alchemist weiß, Freddie Gibbs braucht als Trap Rapper manchmal die zünftige Snare, nur jene klassischen Loop-Monster langweilen ihn. Für seinen (Noch-)Buddie diggt er nun tief in soulig-funkigen Sounds und schnappt sich Snares, wie sie an Outkast zu "Atliens"-Zeiten erinnern ("Shangri La"). Hier findet zusammen, was bei Freddies 2009er Mixtape "Midwestgangstaboxframecadillacmuzik" als Reminenz an Outkasts "Southernplayalisticadillacmuzik" begann. Egal, ob "Mar-a-Lago", "Lemon Pepper Steppers" oder "Ensalada", es blubbert und slappt - Organized Noize wären stolz auf den Kollegen. Freddie freut sich eh wie ein Coke-König und holt eine Line nach der anderen vom Producer-Tisch, von Beziehungen ("Don't look past a hoe like I'm Magic, behind the back like Patrick / Walked away from multiple crashes, but it ain't wreck my status") bis Gangsta Rap ("Diary confessions of a killer, I see dead faces with my eyes closed / Feel like niggas never really met a plug, all imaginary Pablos").
Den Höhepunkt erreicht "Alfredo 2" jedoch wie beim letzten Mal mit "Skinny Suge II". Wenn Freddie über Lagerhallen-Snares und sirenenhaften Filmsounds mit Ice-Ts legendärer "Colorz"-Line - "I am Nightmare walking psychopath talking" – eröffnet, macht sich er sich schonungslos ehrlich. "Cowards die a thousand deaths, nigga, I got a thousand lives". Er dreht die 2Pac-Zeile aus "If I Die 2Nite" so, dass er zugibt, vor Angst und Paranoia zu sterben, aber genauso oft wieder aufsteht. Besser kann man den Gibbs-Rapcharakter nicht definieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Rap-Kollegen macht er auf dicke Hose und Hose voll – und ist den Menschen so näher als Superman-Westen-Dudes.
Die größte Schwäche in Gibbs-Werken ist die fehlende Hook-Fähigkeit. Drei, vier einprägsame, musikalische unterlegte Lines als Chorus, und Freddie wäre ein Top 10 dead of alive Rapper. Die andere ist die anfangs erwähnte Dramaking-Art. Auf besagtem "Gas Station Sushi"-Track rappt er auch "...after this I might not rap no more...". Doch keine Angst hat Papa Gibbs zu mir gesagt. Wer eine so intensive und durchdachte Liebeserklärung wie in der Common-Adaption "I Still Love Her" zu Papier bringt, hört nicht auf:
"Rest in peace to Mac (Miller), I ain't lackin', I put that on my brother / Told me that this rap shit was hectic, that bitch get full of pressure / I don't care what none of y'all say about her, I still love her".
8 Kommentare mit 10 Antworten
Hab ich neulich versucht beim Kochen zu hören. Als ich aufgewacht bin, war leider die Bolognaise angebrannt.
Selbst "Ensalada" hat dich nicht geweckt?
Völlige Zustimmung! Schnarchnasenohrenarztbesuch fällig danach.
Schon deutlich schwächer als der erste Part, kann man sich aber natürlich trotzdem anhören.
FREE PALESTINE!
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
Israel 4 ever. Es gibt kein Palästina und wenn, dann wäre es nen Taliban-Staat - und die Juden ausgelöscht. Die Menschenverachtung hast also du gepachtet - und jetzt kacken, du Lappen.
Freiheit für Gaza!
Genau! Von Hamas und anderen Islamofaschisten. Schön, dass du mir zu stimmst.
Das erinnert mich an ein „Graffiti“ aus meiner Nachbarschaft: 187 Guzu. Unmenschlich hohl, aber man weiß, was gemeint ist.
So lost, unser kleiner Vernichtungskrieg-Unterstützer.
Yabba dabba, yabba dabba dabba doo now!
hat "gas station sushi" eine (memetische) bedeutung über futurama hinaus?