laut.de-Kritik

Entspannung auf dem Sofa statt druckvoller Party.

Review von

Die "Ruhe vor dem Sturm", das kann man wohl sagen. Club- oder partytauglich ist sie nicht, die Auswahl aus seinem Schaffen, die Poet Name Life hier präsentiert. Der Herr, der als Tour-DJ der Black Eyed Peas in der aufblühenden Hip Hop-Szene Los Angeles' zu Ehren kam, liefert mit "Calm Before The Storm" statt dessen ein Album, das sich ausgezeichnet zur Beschallung des heimatlichen Sofas eignet.

Von einem "Solo"-Album darf dabei keine Rede sein. Poet Name Lifes Unterstützer sind zahlreich. Die energischsten Rap-Parts gehen zweifelsohne auf das Konto der Foreign Natives, die in "See You Life" und "Bive Eternis" zu Wort kommen. "See You Life" gerät zwar mit einem minimalistischen, dennoch nicht uninteressanten Fundament, in dem besonders der warme, lebendig klingende Bass angenehm auffällt, ein wenig dünn. Trotzdem zaubert der Track bekennenden Freunden der Oldschool ein Lächeln aufs Gesicht. Dies wird spätestens in "Bive Eternis" zum breiten Grinsen: Eine drohende Kulisse und die wütende Aufforderung "Bring that beat back!" erinnern mehr als deutlich an die unkaputtbaren Public Enemy. Warum allerdings unbedingt eine Clean-Version serviert werden muss, entzieht sich meinem Verständnis vollkommen. Meine "lesson in panic and anger" möchte ich doch bitte in einer unkastrierten Fassung erteilt bekommen.

Relaxte Rhymes zu melodiöser, mit sattem Bass akzentuierter Elektronik dominieren den Eröffnungstrack "She Got Me". Er bietet einen guten Vorgeschmack auf das Kommende. Im Verlauf von "So Into You" (die DVD-Seite der luxuriösen Double-Disc-Edition wartet mit dem zugehörigen Musikvideo auf - dazu gibt es noch ein Interview und diverse Extra-Späße) beruhigen sich die anfangs doch ein wenig gehetzt und atemlos vorgetragenen Raps zusehends und fügen sich schließlich hübsch in den flächigen, entspannten Hintergrund ein.

Der Rhythmus von "You & I" darf schon fast in die Dancehall gesteckt werden. Eine nicht besonders voluminöse, wohl aber angenehm treffsichere Gesangsstimme verleiht dem Track besonderes Flair. Die allgegenwärtigen elektronischen Töne treffen hier auf Flötenklänge, während "Rain" auf Gitarren setzt. Wenngleich mir diese Nummer stellenweise zu überfrachtet wirkt, verdient doch der Rap gleichermaßen Beachtung wie das ausgezeichnet eingespielte Schlagzeug. "Get Down Tonight" bedient sich ebenfalls beim Dancehall. Hierin steckt zum ersten und einzigen Mal auf "Calm Before The Storm" wirkliches Party-Potential. Um tatsächlich eine Tanzfläche zu rocken, bringt Poet Name Life allerdings um Größenordnungen zu wenig Druck mit.

Hätte ich einen persönlichen Favoriten zu küren, meine Wahl fiele auf "Phuture" mit Deux Process. Trotz des Verzichts auf unnötigen Schnickschnack fesseln knarzender Bass und lässiger Flow, auch die Hookline geht gut ins Ohr. So lasse ich mir meinen Feierabend gerne versüßen. Der ruhige, dennoch dynamische, mit Klavierläufen und einer klagenden, orientalisch anmutenden Melodie durchzogene Beat des Instrumental-Tracks "Shaddow Ninja" beschließt "Calm Before The Storm". Das war entspannend, vielen Dank dafür. Ich fühle mich jetzt bestens gewappnet gegen kommende Unwetter.

Trackliste

  1. 1. She Got Me
  2. 2. See You Live
  3. 3. Phuture
  4. 4. Rain
  5. 5. You & I
  6. 6. Get Down Tonight
  7. 7. So Into You
  8. 8. Off The Wall
  9. 9. Bive Eternis
  10. 10. Shaddow Ninja