laut.de-Biographie
Propagandhi
"Pro-Feminist – Animal-Friendly – Anti-Fascist – Gay-Positive" steht kreisrund um das Propagandhi-Logo herum, dass deutlich an das Anarchie-Zeichen erinnert. Hinter diesem mehr als deutlichem Symbol verbirgt sich eine äußerst umtriebige und aktive Punk-Band aus dem kanadischen Winnipeg.
Das politische und soziale Engagement erkennt man beispielweise daran, dass sie eine mächtige Link-Sammlung auf ihrer Homepage präsentieren. Dort werden Organisationen wie Amnesty International, Buch-Tipps (1984, Brave New World, Der Prozess usw.), Band-Freunde, Dokus und gefühlt jede Internetseite, die sich mit Demokratie, Menschenrechte und Politik-Kritik auseinandersetzt, gelistet.
Als sich die Band 1986 gründet, sieht es noch gar nicht danach aus, dass sie später so stark politisch werden. Chris Hannah und Jord Samolesky gründen Propagandhi als Fun-Punk-Band. Nach einigen Shows und zwei verschlissenen Bassisten stößt mit John K. Samson endlich eine gewisse Bass-Konstante zu der Truppe und damit ausreichend Professionalität, um im Musik-Biz zu bestehen.
1992, einige Shows später, treten sie als Vorband von NOFX auf und werden prompt von Fat Wreck Chords gesignt. Ein Jahr später erscheint das erste Album "How To Clean Everything". Die nächsten drei Jahre verbringen sie mit Touren und veröffentlichen immer wieder EPs und 7-Inches. Nach dem zweiten Album ("Less Talk – More Rock"), das 1996 erscheint, tritt John K. Samson aus der Band aus und gründet The Weakerthans. Die heute seltsam klingende Begründung: Er will politisch motivierte Musik machen und keine Spaß-Band haben.
Mit dem neuen Basser Todd Kowalski werden Propagandhi interessanterweise aber tatsächlich ernster. Die 2001 erscheinende Platte "Today's Empires, Tomorrow's Ashes" wirkt deutlich aggressiver, politisch kritischer und musikalisch gereifter. Drei Jahre vorher haben Chris und Jord das Label G7 Welcoming Comittee Records gegründet. Wieder ziehen einige Jahre ins Land, bis Propagandhi mit einem neuen Album aufwarten. "Potemkin City Limits" (2005) ist die letzte Platte, die auf Fat Wreck erscheint, dafür aber die erste als Quartett: David "The Beaver" Guillas steigt als zweiter Gitarrist ein.
Für den Song "A Speculative Fiction" erhalten sie einen kanadischen Echo, was die Herren vollkommen kalt lässt: "Auszeichnungen sind wie Hämorrhoiden irgendwann bekommt jeder Arsch einen". Das Preisgeld wird gespendet.
Ein Jahr später ehrhält Chris Hannah eine recht zweifelhafte Ehre. Er wird von den Lesern des Canadian National History Society Magazins zum zweitschlimmsten Kanadier aller Zeiten gewählt. Er muss sich nur einem ehemaligen Premierminister geschlagen geben. Dafür "besiegt" er Abtreibungsgegner, Serienmörder und Celine Dion. Respekt.
Anfang 2009 erscheint dann endlich das fünfte Album "Supporting Caste". Zwar ist der große Feind aller politisch aktiven Rock-Musiker, Geoerge W. Bush, aus dem Amt und der Heilsbringer Barack Obama an der Macht, doch Propagandhi hören nicht auf mit ihrer Unzufriedenheit und den Sticheleien. Sie prangern die Gesellschaft an, wollen aufrütteln und mischen sich überall ein. Musikalisch klingen sie "so ausgereift wie noch nie. Druckvoll, auf den Punkt produziert". Die Platte erscheint in Deutschland über Grand Hotel Van Cleef.
25 Jahre nach ihrer Gründung kommt mit "Failed States" ihr sechstes Album auf den Markt. Die Kanadier feilen weiter an ihrem Sound, lassen immer mehr Metal-Einflüsse zu, stehen aber weiterhin zu ihren Punk und Melodycore Wurzeln. Politisch bleiben sie sowieso. Am Anfang des Booklets zitieren sie als Einstieg in die Platte den Amerikanischen Journalisten Chris Hedges: "Wir halten uns selbst für rational denkende Kreaturen. Aber ist es wirklich rational, wie ein Schaf auf der Weide zu warten, während sie uns zur Massenschlachtung treiben? Warum gehorchen wir weiterhin den Gesetzten und Regeln unserer Henker?"
Ein Antwort darauf haben auch Propagandhi nicht, dafür aber jede Menge weitere Fragen. Zufrieden werden die alten Punks wohl niemals sein.
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