laut.de-Biographie
SahBabii
Atlanta und Rap-Weirdos: Man nenne ein ikonischeres Duo. Aber selbst für die Verhältnisse der Geburtsstadt der Trapmusik fällt SahBabii aus dem Raster. Sein unraffinierter, roher Stil klingt von Anfang an eigenwilliger als seine Vorbilder. Für viele gehört er zum weiten Stammbaum der musikalischen Generation nach Young Thug, aber auch im diesem Kontext hat er sich ähnlich wie Lil Keed oder Luckii einen eigenen Sound erarbeitet.
Interessant ist, dass er trotz seiner deutlichen Atlanta-Verbindungen gar nicht aus den Südstaaten stammt, sondern in Chicago geboren wird. Mit 13 Jahren folgt er seinem Bruder, der unter dem Rappernamen T3 am Anfang des Jahrzehnts eine Karriere in der Musikindustrie anpeilt. Es verschlägt die beiden auf die Südseite von Atlanta. Gemeinsam mit seinem Bruder nimmt SahBabii daraufhin erste Mixtapes auf, vertieft seine Leidenschaft für Musik und knüpft Kontakte in die lebendige Soundcloud-Szene der Stadt.
Trotzdem kommen die beiden Brüder fürs erste nicht weit. Drei Jahre bleibt es ruhig um sie, bis SahBabii in einem Impuls ein neues Projekt auf dem kaputten Mikrophon des Bruders aufnimmt. In dessen Schlafzimmer, mit mehr schlecht als recht beherrschter Cubase-Technik. "S.A.N.D.A.S." heißt das Tape, das neben Thugger auch Einflüsse von T-Pain und dem japanischen Beatmacher Nujabes verarbeitet. Es enthält den Song, der seine Karriere von einem Tag auf den anderen umkrempelt.
"Pull Up Wit Ah Stick" mit Loso Loaded geht auf Instagram viral, bevor es überhaupt veröffentlicht ist. In einem Jahr wird das Video über zehn Millionen Mal gesehen. Neben den Vorbildern Thugger und T-Pain springen auch Fetty Wap, Wiz Khalifa und Lil Wayne auf einen Remix, SahBabii wird auf ein großes Label gesignt und lernt Drake kennen. Einen kurzen Moment steht sogar im Raum, eine Reality-Show über seine Familie zu drehen, die später sein Management übernimmt.
Doch all das soll nicht so sein. SahBabii beruft sich bald auf seine Introvertiertheit und bläst viele der großen Verbindungen ab. Stattdessen veröffentlicht er 2018 sein nächstes Tape "Squidworld", das sich verkopfter, exzentrischer und psychedelischer anhört als zuvor. Keine Videos, keine großen Singles, stattdessen sofortige Kult-Songs, wie das unerreichte "Anime World".
Es wird klar, dass SahBabii lieber die Liebe der Nische als den Mainstream-Erfolg einfährt. Entsprechend still macht er trotz Ruhestands-Ankündigung weiter und veröffentlicht 2020 mit "Barnacles" ein weiteres Album.
Es gibt wohl wenige Rapper, die so militant in ihrer eigenen Welt leben wie SahBabii. Er arbeitet kaum mit Kollegen, die nicht sein Bruder sind, er gibt denkbar wenig darauf, seine Musik massentauglicher zu machen und rappt in absurden Kadenzen, die ihm gerade cool vorkommen. Im Grunde ist er in vielerlei Hinsicht die alternative Version von Thug, der kein Superstar geworden ist, sondern sich bis zum Schluss nur in seiner kleinen Welt bewegt und ab und zu über seine Musik mit den Erdlingen spricht.
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