laut.de-Biographie
Shura
Den Platz auf der höchst einflussreichen Newcomerliste der BBC in 2015 hat Aleksandra Denton sich länger erarbeitet, als es zunächst den Anschein hat. 2014 liefert die Tochter einer russischen Schauspielerin und eines britischen Dokumentarfilmers mit "Touch" nämlich einen der größten modernen R&B-Indiehits des Jahres.
Fünf Millionen Clicks sammelt die gebürtige Moskauerin damit, während sie einen Plattenvertrag bei Polydor unterzeichnet. Jessie Ware, Jungle und Dev Hynes erklären sich zu Fans. Doch schon vor den lediglich drei 2014er-Singles zwischen 80s-Welle, R&B und Balearic Beat ist Shura musikalisch aktiv.
Doch Musikerin zu werden war nicht immer ihr Traum. In jüngeren Jahren dreht sich bei ihr noch alles um das Runde und wie es am schnellsten ins Eckige gelangt. Sechs Jahre lang kickt sie bei der Jugendmannschaft von Manchester City. Und auch wenn aus der Fußballerkarriere nichts wurde, fangirlt sie auch heut noch vom Spielfeldrand.
Mit 13 greift sie dann erstmals zur Gitarre. Ihr Vater bringt ihr drei Akkorde bei, aber allzu tief steigt Shura nicht in die Materie ein. Stattdessen schreibt sie gemeinsam mit dem singenden Zwillingsbruder an Songskizzen. Janet Jackson und das Frühwerk von Madonna dienen ihr schon damals als Referenzpunkte.
Die folkbasierten Entwürfe performt Denton als Teenager erst in Manchester, später in Londoner Pubs. Nach dem Studium verbringt sie ein halbes Jahr im Amazonasgebiet, wo sie ihren Sound weg vom Folk in Richtung sanfter Dancetunes weiterentwickelt.
Um 2010 herum arbeitet sie eine Zeitlang mit dem iranischstämmigen DJ Hiatus an Trip Hop – und erhält dadurch von u.a. der BBC die Vorschusslorbeeren als "neue Massive Attack". Dennoch entscheidet sich Shura 2014 letztlich doch gegen den Produzenten und nimmt ihre Musik vollends selbst in die Hand.
In Songs verarbeitet Shura, die offen zur ihrer Homosexualität steht, vornehmlich vergangene Beziehungen. "I'm a confessional songwriter", sagt sie. "Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, dann als elf Jahre altes Mädchen mit Gitarre, das versucht, wie Mariah Carey zu schreiben." Ihre Tracks leben von einer The xxschen Melancholie und von sinnlichem Ennui.
Dieser Ansatz passt natürlich hervorragend zu ihrer Bewunderung für die Zeitgeistikonen der mittleren 2010er: R&B- und Elektronica-Acts wie Blood Orange, SOHN, FKA Twigs oder Hip Hop-Posse Odd Future. Als Traumduettpartner bezeichnet Shura Drake.
Mit ihrem 2016 veröffentlichten Debüt-Album "Nothing's Real" kletterte bis auf Platz 13 der britischen Charts, was bisher ihren größten kommerziellen Erfolg markiert. 2019 folgt ihr zweites Album "Forevher". In der vorab ausgekoppelten Single "BKLYNLDN" erzählt Shura, dass es sie einer großen Liebe wegen mittlerweile von London eben nach Brooklyn verschlagen hat.
Als queere Endzwanzigerin die von Religion fasziniert ist versteht sie sich unweigerlich als Stimme ihrer Community, deren offizielle Glaubenslehre sie als Liebe bezeichnet. "Liebe ist eine Art Religion für die Menschen. Man glaubt an etwas, das aus einer anderen Perspektive nicht logisch erscheint. Immer und immer wieder gibt man sich einer Person hin, obwohl es beim letzten Mal nicht geklappt hat. Immer und immer wieder steht man mit einem Teddybären vor der Tür. We always have faith!"
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