Porträt

laut.de-Biographie

Spearhead

Selbstverständlich ist es in Zeiten banaler Berieselung und leichter Unterhaltung nicht, dass Musiker sich den Luxus einer politischen Meinung leisten. Noch seltener nutzen sie ihren Bekanntheitsgrad, um diese unters Volk zu bringen. Michael Franti aka Spearhead tut es, seit er im Musikzirkus mitmischelt.

Michael Franti & Spearhead - Soulrocker
Michael Franti & Spearhead Soulrocker
Der Soundtrack zum Flipflop-Tragen macht Avicii neidisch.
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Seine musikalische Sozialisation beschreibt der 1966 in Oakland/USA geborene Franti wie folgt: "Als Kind hörte ich Marvin Gaye, Santana, Stevie Wonder und andere Soul-Künstler. Als Disco aufkam, begann ich mich für Reggae zu interessieren. Über den Reggae kam ich zu The Clash und von dort zu den Dead Kennedys und all den politischen Punk-Bands."

1986 gründet Michael die Beatnigs, deren schwarzer Industrial-Sound antritt, die üblichen Strukturen von Rock, Punk und Reggae zu dekonstruieren. Stets mit einem klaren "Nein" in Richtung Krieg, Rassismus und fauler Kompromiss. 1992 formiert er zusammen mit dem Beatnig Rono Tse die Disposable Heroes Of Hiphoprisy. Mit ihrem Album "Hypocrisy Is The Greatest Luxury" touren sie u.a. mit U2 und erarbeiten sich einen hervorragenden Ruf als Symbol musikalischen Protests. "Meine Texte waren schon immer sehr konfrontierend. Wir alle sind Teil dieses Systems und wir tragen Verantwortung gegenüber der nächsten Generation".

Zwei Jahre darauf unterschreibt Michael einen Major-Deal mit Capitol Records und gebiert Spearhead. Trotz engagierter Texte und der damit einhergehenden Beeinflussung der politischen Willensbildung seiner Hörerschaft verkaufen sich die Alben "Home" und "Chocolate Supa Highway" hunderttausendfach. Ausgestattet mit weltweiter (Be-)Achtung macht er sich 1999 vom Major-Acker. Er gründet seine eigenen Labels Boo Boo Wax und Six Degrees und veröffentlicht darauf 2000 "Stay Human".

Musikalisch immer noch im Reggae, Soul, Hip Hop und Funk verwurzelt, glättet er für das 2003er Album "Everyone Deserves Music" die musikalischen Wogen, feilt etwas an den Ecken und Kanten und verkauft seine Botschaft fortan im massenkompatibleren Mainstream-Kostüm. "Die Leute sollen erst die Musik mögen und dann nach und nach hinter den Sinn der Texte kommen. Ich will niemandem meine Message mit der Brechstange über den Kopf schlagen, sondern Menschen, die vielleicht ganz anders denken als ich, dazu bringen, ihre Perspektive zu verändern."

Leider scheinen vorwiegend die seine Musik zu hören, die seine Meinung ohnehin teilen. Davon lässt sich ein Michael Franti nicht beirren. Im Gegenteil. Frustriert über den Irak-Krieg packt er seine Koffer, geht nach Bagdad und spielt in den Straßen der irakischen Hauptstadt. Von dort zieht es ihn in Richtung Israel, wo er mit einer Videokamera bewaffnet das Leben der Palästinenser in den besetzten Gebieten beleuchtet. Das Ergebnis erscheint im Mai 2006 als Film unter dem Titel "I Know I'm Not Alone". Quasi nebenbei erscheint auch eine neue CD des Querkopfs. "Yell Fire" kommt im Juli 2006 in die Läden und bietet wieder einmal eine wunderbare Melange aus Frantis engagierten Lyrics und einem angenehm hörbaren Sound, der sich gekonnt zwischen alle Genre-Stühle setzt.

Die Dokumentaion seiner Reise in den Irak und in die von Israel besetzten Gebiete findet sich auf der nach der CD betitelten DVD wieder, die ungewöhnliche Momente einfängt. Die Dokumentation zeigt ohne mahnenden Zeigefinger einen Musiker, der auf der Suche nach Antworten auf den Wahnsinn dieser Welt mit ganz normalen Leuten in Kontakt tritt. Nicht wenige davon sind nach kurzer Zeit schon 'Habibis'.

Zurück in den Staaten findet Franti beim Ausmisten seiner Wohnung in modrigen Kisten allerlei unveröffentlichte Songs, die er sammelt und auf der Scheibe "Love Kamikaze" Anfang 2008 auf den Markt wirft.

So zieht Franti um die Welt um die Menschheit mit seinem positiven Vibe zu betören. Unter welchem Namen er das tut, ist letztendlich egal, denn die Botschaft ist es, die zählt.

Alben

Michael Franti & Spearhead - Soulrocker: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
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2016 Soulrocker

Kritik von Markus Brandstetter

Der Soundtrack zum Flipflop-Tragen macht Avicii neidisch. (0 Kommentare)

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