laut.de-Kritik
Die Texaner balancieren lässig zwischen Rock, Funk, Soul und Pop.
Review von Martina KellnerAuf Spoon stieß ich Anfang 2005. Als Vorband von Interpol gastierten die Texaner damals mit ihrem Album "Gimme Fiction" in Hamburgs Großer Freiheit. "The Beast And Dragon, Adored" blieb mir nach diesem Abend im Gedächtnis - ein rauer, kraftvoller, herrlich beseelter Song, trocken und minimalistisch und für mich seitdem musikalisches Aushängeschild der Band. Mit "Ga Ga Ga Ga Ga" bringen Britt Daniel, Jim Eno, Rob Pope und Eric Harvey ihr nunmehr sechstes Album in die Läden – ausgereifter und abwechslungsreicher denn je.
Dass dreizehn Jahre Bandgeschichte der Kreativität keinen Abbruch tun müssen, beweist "Ga Ga Ga Ga Ga" eindrucksvoll. Kennzeichnete sich der Vorgänger noch durch Stringenz in Text und Arrangements, wartet der Neuling mit Vielfalt und gesteigertem Ideenreichtum auf. Spoon vermischen Rock, Funk, Soul und Pop, balancieren lässig zwischen den musikalischen Stilen und sind dabei trotz aller Reduktion und Unaufdringlichkeit, bunter und interessanter als zuvor.
"You Got Yr. Cherry Bomb" wiegt sich mit reichlich Handclaps und Glocken im luftig-leichten Pop-Gewand. "Don't you Evah" vereint funkigen, synkopischen Bass sowie schlichte Rhythmusgitarren. Hier und da klingt Britt Daniels Gesang atmosphärisch, fast schon meditativ ("Eddie's Ragga", "Don't You Evah"). Dann ist da wieder diese raue, lässig-kratzige Stimme, die Songs wie "The Underdog" und "Don't Make Me A Target" diesen spröden, rockigen Charme verleiht.
Auch auf der Vorgängerplatte zeigten Spoon, dass Rock, Funk und andere Stilelemente wunderbar harmonieren - "I Turn My Camera On" oder "Was It You" zeigten dies etwa. Auf der neuen LP klingt das Ganze noch eine Spur durchdachter, runder und verwobener. Andererseits gibt es aber auch die Songs, die nicht auf Stilvarianz, sondern auf Minimalismus setzen. "The Ghost Of Your Lingers" ist so ein Track - auf das Wesentlichste reduziert, Piano und Gesang sind die tonangebenden Gestaltungsmittel.
Der wiederkehrende, schaurig-schöne Pianoakkord des Stückes soll das Quartett zum Albumtitel inspiriert haben. Einfach und effektvoll zugleich schreibt sich "The Ghost Of Your Lingers" in die Gehörgänge ein und hinterlässt nachhaltigen Eindruck, so wie einst "The Beast And Dragon, Adored". Nur dass diesmal mit Sicherheit nicht nur ein Song im Gedächtnis bleibt - auf "Ga Ga Ga Ga Ga" findet man keine Aussetzer, dafür bleibt um so mehr Wirkung.
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