laut.de-Biographie
Stunde Null
Deutschrock aus Südtirol? Nein! Stunde Null sind nicht Frei.Wild, man könnte sie gleichwohl durchaus verwechseln.
2013 gründen fünf Jugendliche die Band im Örtchen Barbian. Obwohl sie zuerst mit englischen Texten arbeiten und von Bring Me The Horizon oder Green Day beeinflusst sind, sucht das Quintett den Neuanfang, ändert kurzer Hand den Bandnamen und singt fortan auf Deutsch.
Mit Erfolg: 2018 werden sie vom Frei.Wild-Label "Rookies & Kings" gesignt und ergattern gleich auch einen Supportslot für deren "Rivalen & Rebellen"-Tour. Das Debütalbum "Vom Schatten Ins Licht" schafft es auf Platz 56 der deutschen Albumcharts.
Die Südtiroler selbst beschreiben ihr Werk als eine Mischung aus Metalcore und Deutschrock. Mit rasanten Gitarrenriffs, hämmernder Double-Bassdrum sowie Voiceshouts und hymnenartigen Refrains touren sie durchs Land. Immer im Fokus: der Gesang von Sänger Aaron Duntajer.
Textlich dominieren gesellschaftskritische Themen beziehungsweise das, was ihrer Ansicht nach falsch läuft. Beschrieben werden die Dinge emotional und unkompliziert. Die stilistischen Mittel: Wut, Hass und Liebe. Die angebotene Problemlösung spiegelt dabei der Bandname wieder: alles einreißen, Neuanfang, Stunde Null. Man ist wütend.
Bereits ein Jahr nach der Veröffentlichung folgt "Alles Voller Welt": Der Vorgänger steht nun mit einem Bein im kitschigen Stadionrock. Mehr Synthies, mehr 'Hoo Hoos', mehr Balladen, doch noch immer mit Metalcore. Das Album startet auf Platz 21 der deutschen Albumcharts, im November 2019 steht die erste eigene Headlinetour durch Deutschland an.
Aufgrund der Herkunft, den gemeinsamen Shows und der Assoziation von 'Stunde Null' mit Deutschland 1945, liegen Vergleiche mit Frei.Wild auf der Hand. Dagegen wehrt sich die Herren auch nicht. Im Gegenteil: Stunde Null bezeichnen Frei.Wild gerne als Vorbilder und verteidigen die in der Kritik stehende Band.
Gitarrist Jonas Rede: "Das alles wäre nicht möglich, wenn die Anschuldigungen auch nur teilweise stimmen würde. Das größte Problem der deutschen Musikindustrie ist wahrscheinlich, dass Frei.Wild unabhängig von den Majorlabeln arbeitet und trotzdem so erfolgreich ist. Zudem positioniert sich Frei.Wild nicht links wie die meisten Rockbands, sondern verurteilt die Extreme beider Seiten, auch damit können viele nicht umgehen."
Texte über beispielsweise nationalen Stolz existieren bei Stunde Null jedoch nicht. Zwar besingen sie Themen wie Kampf, Wut und Abgrenzung auch in direkter, teils vulgärer Wortwahl, jedoch nicht in Verbindung mit Patriotismus: "Friede, Freude, ach leck mich am Arsch / Links, rechts, drei, vier, Wasser marsch! / Alles schreit, Rauch steigt auf / Revolution, Revolution, go! / Gegen alles, gegen den Rest / Diktatur gibt es nur, wenn man sie zulässt."