laut.de-Kritik
Der Mix aus Metalcore und Deutschrock ersäuft im Pathos.
Review von Julian VölkerAls "noch melodischer, noch größer, noch besser - noch mehr Stunde Null" beschreiben die fünf Südtiroler ihre neue Platte. Tatsächlich wirkt die Setlist durchaus vielfältiger als ihr 2018er Werk "Vom Schatten Ins Licht".
"Alles Voller Welt" bietet wie ihr Vorgänger eine Mischung aus Metalcore und Deutschrock. Trotz teilweise rasanter Gitarrenriffs und abwechslungsreichen Rhythmuswechseln dominiert die Stimme von Sänger Aaron Puntajer die Songs.
Stunde Null spielen sowohl beißende, schnelle E-Gitarrenriffs mit Hardcore-Double-Bass-Passagen als auch textlastige, weite Hooks mit Stadionrock-Charakter. Leider versuchen sie, diese Eigenschaften innerhalb der Lieder zu verbinden.
Der Opener "Wir Sind Bei Dir" steht exemplarisch für das Dilemma. Wie eine wilde Kuhherde treibt das Schlagzeug die Band in Intro und Strophe nach vorne in Richtung Hook. Dort angekommen, bricht der Beat, marschiert im Half-Time episch Richtung Hymne. Diese jedoch macht eins sehr deutlich: Stunde Null schreiben, wie viele Deutschrockbands, keine einfallsreichen, bewegenden Melodien (eine Eigenschaft, die dem Genre im Grunde nicht wehtut, da sie impulsives Abfeiern und Mitsingen generieren kann).
Die Gesangsmelodien sind aus diesem Grund auch nicht für derartiges Klangfeld geeignet. Mit Stadionrock einfallslosen Melodien und ballernden Strophen reiht sich der Song nahtlos an die des vorangegangenen Tonträgers.
Mit unterlegten Synthesizern und allgegenwärtigem Backgroundgesang unterstützt die Musik den Sänger, als singe er eine Melodie Mozarts, und macht so in beinahe jedem Refrain das Unheil perfekt. Mit "Engel Im Exil" und "Unsere Tränen Aus Deinem Gesicht" wagt sich die Band diesmal auch an seichte Töne. Akustische Gitarren und gar ein Klavier stellen das ideenlose Songwriting nackt an den Pranger. Die Texte ertrinken währenddessen so sehr im Pathos, dass man sie auswringen und bei 30 Grad Mittagshitze auf die Wäscheleine hängen möchte:
"Lass deine Flügel dich tragen durch die Welt / Ich lass dich los und ich hoffe, es hält / Du, Engel im Exil bedeutest mir unglaublich viel."
Es ist schwierig hinzunehmen, dass ein derartiges Texting weniger Kritik erntet als das von Max Giesinger oder Johannes Oerding. Dabei liefert die Band mit "Nein Aus Liebe" dieses Mal sogar einen Song, dessen Refrain mit anderer Instrumentierung im Schlagergeschäft durchaus Applaus ernten würde. Lediglich die Fülle an E-Gitarren und die drückenden Drumfills würden Hansi Hinterseer und Co. vom Sessel blasen.
"Alles Voller Welt" erscheint lediglich ein Jahr nach Veröffentlichung des Vorgängers. Schwer zu sagen, ob man der Band mehr oder weniger Zeit im Songwriting-Prozess gewünscht hätte. Die Richtung ist kaum auszuhalten, doch unterscheidet sie sich textlich und musikalisch immer mehr von ihren Förderern Frei.Wild.
1 Kommentar mit 2 Antworten
....doch unterscheidet sie sich textlich und musikalisch immer mehr von ihren Förderern Frei.Wild....
Jetzt bin ich verwirrt das ist doch was gutes?!
solang die immer noch auf dem rookies & kings label eines gewissen herrn burgers sind, werden die auf laut.de bis zum jüngsten tag scheiß wertungen einfahren
davon mal abgesehen, scheiß kapelle, scheiß album, hätt ich auch ungehört 1/5 gegeben.
@vonwelt:
Sehe ich genau so. Stunde Null meinen es gut, aber mir wirkt es zu gewollt.
BRDigung sind dafür ganz gut, aber hier natürllich auch durchgefallen, weil bei rookies & kings.