laut.de-Biographie
The Barbarians Of California
Das Geburtsjahr der Barbarians Of California ist 2024. Auch wenn es auf den ersten Blick danach aussieht, ist die Band keine weitere Spielwiese des bekannten Musikers Aaron Bruno. Der Awolnation-Chef legt viel Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem Quartett um ein demokratisches Kollektiv handelt. Und wenn, dann heißt das Gehirn der Band eher Eric Stenman, denn es sind die Demos des langjährigen Awolnation-Produzenten, die die Hardcore-Lawine erst ins Rollen bringt.
Er habe schon ein bisschen gehofft, dass Aaron die Demos gefallen, erzählt Stenman gerne in Interviews. An eine richtige Band habe er jedoch nie gedacht. Während der Aufnahmen zum fünften Awolnation-Album "The Phantom Five" hört der Sänger 2023 die rohen Skizzen seines Studiopartners und ist sofort Feuer und Flamme. Mit Awolnation-Drummer Isaac Carpenter und Irontom-Gitarrist Zach Irons (Sohn von Jack Irons) entstehen erste Songs, die 2024 aufs Debütalbum "And Now I'm Just Gnashing My Teeth" kommen. Die Band feuert aus allen Rohren, erlaubt ist "alles zwischen Dead Kennedys, Ignite und Slayer", wie Stenman erzählt. Da jedes Mitglied in anderen Bands tätig ist, behandelt man die Barbarians zunächst als reines Privatvergnügen, die LPs zahlt Stenman kurzerhand mit der eigenen Kreditkarte, erste T-Shirt-Bestellungen verschicken die Mitglieder persönlich. DIY to the max!
2025 klingelt plötzlich Axl Rose durch, der Carpenter als Frank Ferrer-Ersatz ins Guns N' Roses-Camp beordert - für den lifelong Gunners-Fan Carpenter geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Bruno ersetzt ihn mit Linden Reed, einem Sandkastenfreund von Irons. So lange kennen sich Bruno und Stenman zwar nicht, aber auch sie haben eine gemeinsame Geschichte.
Der Traum einer Hardcore-Band erfüllt sich für Bruno nämlich nicht erst 2024, schon als Jugendlicher verfällt er dem kompromisslosen Sound. Doch was er vor Awolnation auch anpackt, nichts hat Erfolg. "Ich wurde 30 und war ziemlich am Ende, denn ich hatte schon so vieles ausprobiert, aber es hat nie funktioniert", erinnert er sich an die Zeit Ende der Nullerjahre, als Universal seine damalige Band Under The Influence Of Giants vor die Tür setzt. Ein weiterer Traum war geplatzt.
Seine Wege mit Stenman kreuzen sich bereits Mitte der 90er Jahre: Mit der Band Insurgence eifert Bruno als junger Skater Hardcore-Bands wie Strife, Undertow und Snapcase nach. Als die Band ihre einzige CD "Let's Rock" aufnimmt, lernt er im Studio Produzent Stenman kennen. Danach ist nicht nur Insurgence Geschichte, auch Stenman verschwindet von Brunos Radar. Erst als Bruno 2010 die Eimladung der Red Bull Studios erhält, dort Gratis-Aufnahmen seiner Demos zu machen, was den Start seiner Awolnation-Karriere bedeutet, trifft er Stenman erneut. Dieses Mal hält die Verbindung.
Stenmans Songideen für die Barbarians Of California kommen für den vielbeschäftigten Bruno zum richtigen Zeitpunkt. "Ich hatte fünf Alben mit Awolnation gemacht, das ist eine Menge Musik. Es war Zeit für etwas anderes", erinnert sich Bruno. Dass der Zeitgeist sich zugunsten von harten Bands wie Knocked Loose und Turnstile gewandelt hat, könnte der Gruppe zugute kommen. Der Bandname leitet sich vom Song "Barbarians" des besagten fünften Awolnation-Albums ab. "Wir hatten zuerst eine andere Idee, aber den Namen gab es schon und als wir die entsprechende Band anfragten, forderten sie eine absurde Summe, so dass wir das Thema ad acta legten", so Bruno.
2025 veröffentlicht die Band die Songs "Modern Fashion" und "Pseudo Intellectuals Are Hating On My Band" mit Gastshouter Keith Buckle (Many Eyes, Every Time I Die). Wie schon auf dem Debüt zeigt Bruno hier, was für ein begnadeter Metalcore-Shouter in ihm steckt. Wenig verwunderlich, dass sich auch die Deftones beeindruckt zeigen. Im Sommmer dürfen die Barbarians neben Idles und Phantogram als Support-Act vor den Nu-Metal-Headlinern in Kanada und den USA die Hütten abreißen. Für Bruno in doppelter Hinsicht erfreulich, denn nicht nur ist er großer Fan der Sacramento-Gang, mit seiner Ex-Band Hometown Hero war er Anfang der Nullerjahre kurzzeitig wie die Deftones bei Madonnas Maverick Records unter Vertrag.
Barbarians-Konzerte in Europa sind vorerst Fehlanzeige. Ein zweiter Longplayer dürfte aber schon in Arbeit sein. Bis dahin kann man sich mit zahlreichen Folgen von Brunos Video-Podcast "Totally Committed" die Zeit vertreiben, in denen er Fans und Musiker nach ihrem Lieblingssong aller Zeiten fragt. Klassischer Nerd-Style eben. Unter anderen geben Chino Moreno und Beck bereitwillig Auskunft.


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