laut.de-Biographie
The Jayhawks
Der Weg nach oben nimmt gelegentlich unerwartete Abkürzungen. Manche versuchen es mit Casting-Shows, andere mit dem Einsenden von Demotapes. Die Jayhawks verdanken ihre Karriere einem Telefonanruf, an dem sie nicht einmal direkt beteiligt sind.
1991 spricht der Chef des kleinen Labels Twin Tone mit George Drakoulias, einem Verantwortlichen von Def American. Im Hintergrund läuft das Debütalbum der Band, "Blue Earth", und stößt auf offene Ohren. Wenige Monate später kommt der heißersehnte Vertrag zustande.
Bis dahin ist der Weg der Jayhawks jedoch holprig. 1985 kommen sie in Minneapolis zusammen, in der Besetzung Mark Olson, Gary Louris (beide Gitarre und Gesang), Marc Perlman (Bass) und Norm Rogers (Schlagzeug). In den ersten Jahren als Freizeitprojekt betrieben, ist es Olson, der seine Countryrock-Einflüsse durchsetzt, während Louris twangige Klänge und die zweite Stimme beisteuert.
Das selbst produzierte Debüt "The Jayhawks" (1986, auch bekannt als "Bunkhouse Tapes") erscheint auf einem eigens gegründeten Label. Der Erfolg hält sich dementsprechend in Grenzen. Nach dem Schlagzeuger verlässt auch Louris nach einem Autounfall vorübergehend die Band, kehrt aber wieder zurück, um verschiedene Demotapes zu überarbeiten. Das Ergebnis 1989 ist "Blue Earth", das der Band zwei Jahre später einen Vertrag mit Rick Rubins Label einbringt.
Ihr Mentor Drakoulias übernimmt die Produktion. Mit einer Mischung aus Folk und elektrischen Klängen überzeugen "Hollywood Town Hall" (1992) sowie die Singleauskopplung "Waiting For The Sun" ein weitaus größeres Publikum als zuvor. Es folgen drei Jahre, in denen die Jayhawks über lange Zeit auf Tour sind. Im Gepäck haben sie mittlerweile die Keyboarderin Karen Grotberg.
Drakoulis produziert auch "Tomorrow The Green Grass" (1995), dessen Auskopplung "Blue" in Kanada Platz 33 der Charts erklimmt. Die hohen Produktionskosten und das Leben on the Road führen jedoch zu Spannungen. Olson verlässt die Band, um mit seiner Frau Victoria Williams die Combo Original Harmony Ridge Creekdippers zu gründen, die in den folgenden Jahren mehrere Alben veröffentlicht.
Louris übernimmt die Führung und verpasst den Jayhawks zunächst ein rockigeres Kostüm ("Sound Of Lies", 1997), später mit Starproduzent Bob Ezrin ein eher poppiges ("Smile", 2000). Auch ihm gelingt es allerdings nicht, die Band vom Status des Geheimtipps zu erlösen. Bei Lost Highway Records bringen Jayhawks mit "Rainy Day Music" (2003) ein letztes Album heraus, bevor sie auseinander gehen, wobei sie ihre Auflösung nicht offiziell verkünden.
Louris musiziert mit Golden Smog, bei denen auch Jeff Tweedy von Wilco seine Hände im Spiel hat und tut sich 2005 wieder mit seinem alten Weggefährten Olson zusammen. Gemeinsam gehen sie mit der Bezeichnung "From The Jayhawks: An Evening With Mark Olson & Gary Louris, Together Again" bis 2006 auf Tour.
Olson, der sich in dieser Zeit von seiner Frau trennt, veröffentlicht 2007 das düstere "The Salvation Blues". Doch versteht er sich wieder so gut mit Louris, dass sie sich gemeinsam ins Studio begeben.
Das gemeinsame "Ready For The Flood" (2008) ist so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln: Singer/Songwriter-Material, das mit zwei Stimmen und kaum mehr als zwei Akustikgitarren auskommt. "Das Album ist ein gutes Beispiel jener seltenen musikalischen Magie: Eins plus eins gibt drei", lobt sie der ebenfalls in Minneapolis ansässige Mundharmonikaspieler Tony Glover.
Schließlich geschieht das Unausweichliche: Olson und Louris stülpen sich wieder den Namen Jayhawks über und begeben sich mit neuem Material ins Studio. Das Ergebnis, "Mockingbird Time" betitelt, erscheint 2011. Mit von der Partie sind auch Gründungsmitglied Tim O'Reagan (Bass) sowie Karen Grotberg (Keyboards) und Marc Perlman (Bass), die in den 90er Jahren dazu gestoßen sind.
Doch die Harmonie währt nicht lange. Olson fühlt sich benachteiligt, Louris ist medikamentenabhängig, am Ende der Tour kommt es 2012 zu einem Streit. Seitdem gehen sie getrennte Wege.
Nach dem Entzug führt Louris die Band weiter, wobei er auf Tour nur noch wenige der Stücke spielt, die er mit Olson geschrieben hat. Dafür ist er im Studio aktiver denn je. 2016 veröffentlichen die Jayhawks "Paging Mr. Proust", das Peter Buck (R.E.M.) mitproduziert. 2017 erscheinen zwei Alben, auf denen sie neben der Produktion auch die Rolle der Begleitband übernehmen: Wesley Staces "Wesley Stace's John Wesley Harding" und Ray Davies' "Americana".
2 Kommentare
The Jayhawks - eine der am meisten unterschätzten Bands aus USA überhaupt. Großartiges Songwriting, toller Bandsound, meisterliche Sänger alle miteinander. 6,7 Topalben, mindestens ein Dutzend Songs haben Hit- und Klassikerpotential. Warum die kaum jemand kennt? God alone knowes what went wrong ...
Vor 2 Tagen Wichita von Hollywood Town Hall gehört. Dieses Album ist das absolute Referenzwerk im Bereich Country Rock, Americana oder Alternative Country. Das schöne Cover-Bild, die Güte der 10 Songs und die unschlagbaren Harmonie-Vocals von Mark Olson und Gary Louris, auf diesem Album passt einfach alles.