laut.de-Kritik
"Ich bin so einsam, ich rede nur noch mit Tauben."
Review von Giuliano BenassiDa ist es wieder, das Songwriter-Duo der Jayhawks. Nach dem Ausstieg Mark Olsons 1995 machte Gary Louris alleine weiter, ohne jedoch an die Güte vergangener Tage anknüpfen zu können. Nicht verwunderlich also, dass sich die zwei Mitte des neuen Jahrtausends wieder gefunden haben, um gemeinsam auf Tour zu gehen. Da war der Weg zum Album nicht mehr weit.
Gleich vorneweg: Mit den Jayhawks hat "Ready For The Flood" nicht viel zu tun. Schon der Opener zeigt, dass die Stimmen der beiden gealtert sind und nicht mehr das verträumte Timbre ihrer Anfänge aufweisen. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich ist seitdem einige Zeit vergangen. Und auch nicht schlimm, denn man hat sich nicht verschlechtert, sondern eben nur geändert.
Das gemeinsame Werk ist ein klassisches Singer/Songwriter-Album: Zwei Stimmen, zwei Akustikgitarren, das wars. Zwar steuern eine Handvoll Musiker hier und da Instrumente bei, aber so sehr im Hintergrund, dass sie meist nicht auffallen. Fast könnte man meinen, dass Olson und Louris Turin Brakes' Debütalbum "The Optimist LP" wieder und wieder gehört haben – jedenfalls erinnern sie oft an ihre Kollegen aus England, besonders in "Bicycle", "Saturday Morning On Sunday Street" und "Life's Warm Sheets".
In "Chamberlain, SD" und "When The Wind Comes Up" haben dagegen Crosby, Stills & Nash ihre Spuren hinterlassen. Die Texte sind zum einen politisch (von Louris), zum anderen persönlich (von Olson), in beiden Fällen aber ziemlich pessimistisch. "Bicycle" handelt vom Leben, das immer teurer wird, weshalb sich die Leute nun auf rostigen Göppeln ohne Licht durch die Nacht schlagen müssen.
"Ich bin so einsam, dass ich mich verstecken und nur noch mit Steinen und Tauben reden werde", heißt es mit gebrochenem Herzen dagegen in "Doves And Stones".
Das Fazit muss leider lauten: So richtig funktioniert das Duo miteinander nicht mehr. Zwar sind mehrere nette Stücke vorhanden, darunter "Black Eyes" und eben "Doves And Stones", doch die Schnittstelle zwischen dem Prediger Louris und dem Leidenden Olsen fällt eine Spur zu nörgelig aus, um Dauerhaftigkeit zu versprechen.
3 Kommentare
Ich persönlich empfinde "Ready for the flood" als eines der großartigsten Folkalben der letzten Jahre. So unrsprünglich und authentisch, wie Olson und Louris ihre wunderschönen Songs rüberbringen, dass einen das Album nach mehrmaligem Hören voll in seinen Bann zieht. Und es braucht eben auch ein paar mal Hören, bevor einen diese spröde Schönheit vollkommen in seinen Bann zieht. Olson und Louris erschaffen ein grandioses Zusammenspiel der Instrumente und Ihrer Stimmen. Man spürt den Schmerz und die Traurigkeit in den Stücken. Natürlich ist es kein "Gute Laune-Album", aber davon gibt es auch genug. Und gekünstelte Emotionen gibt es auch schon mehr als genug. Die beiden scheißen auf Geschnörksel und den glattpolierten Sound Ihrer vielen Kollegen. Die Songs haben Ecken und Kanten, wirken so wundervoll altmodisch, sind jedoch alles andere als langweilig. Sie kommen von Herzen. Ein Meisterwerk.
Christian Anger
Für Leute mit Interesse kann ich nur empfehlen, mal in die ersten 4 Stücke des Albums auf der offiziellen Seite http://www.myspace.com/readyfortheflood rein zu hören.
oh, das klingt interessant. Da könnte man mal reinhören.
Danke für den Tipp Chip!
Gern geschehen!