laut.de-Kritik
Reunion-Album der Alternative-Band nach 16 Jahren.
Review von Giuliano BenassiVon all den Stimmen, die sich im Paar becircen, gehören die von Mark Olson und Gary Louris zu den schönsten. Zwar schafften ihre Jayhawks nie den großen Durchbruch, doch hatten sie das wahrscheinlich auch nie vor, denn ihre musikalische Ausrichtung gebärdete sich stets zu alternativ für den großen Markt.
Ihre 15 Minuten Ruhm in den 90er Jahren haben sie eher der Suche der Labels nach dem nächsten großen Ding als ihrer eigenen Antriebskraft zu verdanken. Dass Olson und Louris nach 16 Jahren wieder den alten Namen ausgegraben und zusammen ein Album aufgenommen haben, ist wenig überraschend. Zwar machte sich Louris in den vergangenen 10 Jahren einen Namen als Produzent, während Olson mehrere Platten zwischen tiefer Depression und hoffnungsvollem Neuanfang komponierte. 2005 sah man aber beide zusammen auf Tour und 2008 nahmen sie als Mark Olson & Gary Louris eine wenig berauschende Platte auf.
"Mockingbird Time" stellt nun laut Louris das beste Jayhawks-Album aller Zeiten dar. In der Tat klingen seine und Olsons Stimme harmonisch wie eh und je, gar so frisch, als wären noch keine 25 Jahre seit ihren ersten gemeinsamen Schritten vergangen. Aus ihren Texten sprühen Hoffnung und Lebensfreude, was in den letzten Jahren auch selten geschah.
Selbst die Begleitung ist sozusagen historisch: Bassist Tim O'Reagan ist Gründungsmitglied, Karen Grotberg (Keyboards) und Marc Perlman (Schlagzeug) stießen in den 90er Jahren hinzu. Die besten Voraussetzungen für ein gutes Album waren also gegeben.
Die Begeisterung hält sich dennoch in Grenzen, denn ein wesentliches Element ist abhanden gekommen: Die Alternative-Kanten, die die Stimmen erst richtig interessant machten. Eine Mainstream-Produktion kann man "Mockingbird Time" nicht vorwerfen, doch fallen die Arrangements durchweg zu lieblich aus, so dass einem immer wieder America oder Eagles in den Sinn kommen – Bands, mit denen Louris und Olson wahrscheinlich nichts zu tun haben wollen.
Schon im Opener tauchen Streicher auf, die dort nicht wirklich etwas zu suchen haben. "Closer To Your Side" hat Ohrwurm-Potential, geht aber auch wieder in einer Kitsch-Klangwand unter. Dass sich einfachere Arrangements auszahlen, zeigen "Tiny Arrows", "Pouring Rain At Dawn" oder die fröhlichen "She Walks In So Many Ways" und "Stand Out In The Rain". "High Water" klingt nach Paul McCartney der leichtesten Sorte, der Titeltrack beginnt vielversprechend klavierlastig, geht dann aber wie os oft in einer Streicherorgie unter. "Guilder Ann" hat gar volksmusikalisches Schunkelpotential. So hält sich die Freude, dass die Jayhawks wieder zusammen gefunden haben, zumindest musikalisch in Grenzen.
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