laut.de-Kritik
Softpop aus Cream, Whitest Boy Alive und den Bee Gees.
Review von Matthias MantheWie viel Pop ist eine Band, wenn vier von fünf Mitgliedern bislang vorwiegend in progressiven Jazz- bzw. Rockkontexten auftauchten? Fragt sich nicht nur der Musikschreiber, fragt sich auch der Plattenfirmeninfotext. Ein Identitätskonflikt, der für Jaga Jazzists Martin und Lars Horntveth offensichtlich gar keiner ist. The National Bank und anhängender Jazzpop funktioniert keinesfalls nur als beiläufiges Spaßprojekt.
Auf Jaga-Europatour schreiben die experimentierwilligen Brüder erste Songs mit dem Ziel, eine "stilistisch offene, aber die Massen ansprechende Musik zu kreieren". Ein durchaus integres Unterfangen, denn wer seit Mitte der Neunziger auf kleinen bis mittleren Bühnen seine Runden zieht, hat halt irgendwann die Schnauze voll vom Kreislaufen.
Und so zaubert das Quintett zunächst konsequent zuckerwattige Harmonien in ihrer norwegischen Raffinade. Der Wind steht auf Süßbittersüß, aber dank bruchsicherem Groove-Fundament, samtiger Kopfstimme und herzlichem Glocken- und Tastenspiel verfallen die fünf vorstehenden Großartigkeiten niemals in Cheesyness.
Ein sinfonischer Softpop aus Fjordistan macht uns grinsen, obwohl (oder gerade weil?) vorm geistigen Auge Bilder von swaying Disco-Typen in weißen Anzügen auftauchen. Die Band bezeichnet ihren aus frühen Cream, Whitest Boy Alive und Bee Gees manufakturierten Honigtrunk übrigens very understating als "Musik für Donnerstage". Quatsch mit Soße, natürlich. Zunächst jedenfalls, risse nicht nach "Taste Of Me" ein wenig der rote Faden.
Statt anschiebender Bewegungsgymnastik laden fortan recht ausgefranste Arrangements bei rhythmischer Monotonie zur Knotenbildung. Sukzessive hisst der Pop die Segel gen latent verkopfte Psychedelica. Schade drum. "Wir werden uns nicht dazu hergeben, auf Nummer sicher zu gehen", meint Gitarrist Lars Horntveth. Versprochen gehalten. An der Dramaturgie müssen sie aber noch feilen.
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