laut.de-Biographie
The Underground Youth
Wenn eine Band sich mit Fug und Recht als echtes Manchester-Gewächs bezeichnen kann, hat das meist Gutes zu bedeuten. Von den Bee Gees bis Oasis; von Joy Division/New Order bis James oder Durutti Column und von The Fall bis zu The Smiths bringt diese Stadt anscheinend ausschließlich Musik auf Weltniveau hervor. The Underground Youth bilden mit ihrer zeitgemäßen Deutung des Postpunk keine Ausnahme.
Ihr kreativer Vordenker, Hauptsongwriter und Frontmann ist Craig Dyer. Selbst ein totaler Anhänger der Manchester-DIY-Mentalität gründet er die Underground Youth 2008 zunächst als reines Soloprojekt. Die mit der The Velvet Underground/Sonic Youth spielende Assoziation des Bandnamens ist alles andere als Zufall. Neben beiden nennt Dyer ebenfalls so unterschiedliche Künstler wie Bob Dylan oder The Brian Jonestown Massacre als Vorbilder. "Und daneben ist ja auch noch mehr als offensichtlich, wie sehr wir von Joy Division beeinflusst sind."
2011 kommt mit dem Eintritt von Dyers aus Sibirien stammender Frau Olya (Drums, Vocals) noch eine räudige Schlagseite gen Jesus And Mary Chain hinzu. Das wilde Gemisch macht sich textlich wie musikalisch deutlich bemerkbar. Zwischen Postpunk, Gothic, schrammeligem Garagenrock und einer gehörigen Portion saftiger Psychedelik erobern The Underground Youth eine ganz eigene Nische. Ähnlich wie bei artverwandten modernen Kombos Marke A Place To Bury Strangers geht es nicht um Retro oder Zweitaufgüsse. Wesentliches Anliegen Dyers ist die Transformation des Errungenen in Gegenwart und Zukunft.
Dyer hierzu: "Manchester bietet musikhistorisch eine perfekte Vorlage und gehört zum Besten in der Welt. Unglücklicherweise gibt es momentan nicht gerade viel Enthusiasmus hieraus eine neue Szene für unsere Gegenwart zu basteln. Deshalb sind wir auch nicht so involviert in der Heimatstadt." 2012 findet Dyer zusätzlich Mark Vernon (Gitarre) und Basser Max James, der unter Anderem bereits zu Johnny Marrs Liveband gehörte. Alle zusammen teilen den Hang zu melancholischer Dunkelheit, psychedelischem Wabern und deftigem Krach.
Als Quartett und nunmehr vollwertige Rockband im klassischen Sinne werden die Songs deutlich reifer und kompakter, ohne den ihnen wichtigen Low-Fi-Sound aufzugeben. Unglaublich aber wahr: Tatsächlich entsteht fast alles zwar nicht in der sprichwörtlichen Garage, wohl aber im heimischen Wohnzimmer der Dyers. Letzteres befindet sich inzwischen nicht mehr in England, sondern in Berlin, wo die Band aus den erläuterten kreativen Gründen mittlerweile lebt.
Dort fabrizieren sie auch den vorläufigen Höhepunkt "What Kind Of Dystopian Hellhole Is This?". Diese 2017 erscheinende achte Studioplatte bringt die Stärken der Underground Youth so richtig zur Explosion. Besonders die Rundheit der sich zum Undergroundhit in schummrigen Indieclubs entwickelnden Auskopplung "Alice" und die finstere Kaputtheit von "Persistant Stable Hell" bescheren ihnen medial deutlich höhere Anerkennung und Radioairplay in Deutschland, Frankreich und England.
Parallel erspielen sie sich einen Ruf als authentische Liveband. "Bei uns gibt es den ganzen Horror mit Geschichten von schrecklichen Shows, zerbrechenden Gitarren, versehentlich umgetretenen Drums, kippenden Monitoren, Meinungsverschiedenheiten auf der Bühne und reißenden Saiten. Trotzdem liebe ich gerade diese Rohheit in der Präsentation."
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