Porträt

laut.de-Biographie

Vandalismus

Nach knapp einer Dekade beschließt der Künstler, der zuvor den Namen Degenhardt trug, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Degenhardt, bekannt für seine wechselnden Namens-Alliterationen und Rap zwischen brutaler Ehrlichkeit und Selbstzerstörung, legt das D ab und nennt sich fortan Vandalismus.

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Zwar ist Vandalismus noch immer brutal ehrlich, doch seine emotional-masochistische Ader, die ihn als Degenhardt in eine Art Einbahnstraße ohne Ausgang führt, geht dem frischen Alter Ego völlig ab.

Geboren in Berlin, zu Hause in Düsseldorf, ist Vandalismus ein Kind ehemaliger DDR-Bürger. Als seine Eltern einen Ausreise-Antrag stellen, werden sie inhaftiert. Sein eigenes Leben gleicht einer turbulenten Achterbahnfahrt, die ihre Spuren hinterlässt: Noch als Degenhardt, spricht der Rapper offen über die Folgen seines Drogenkonsums.

Aber Vandalismus ist mehr als seine Vergangenheit, wie er auf seinem im November 2019 über Audiolith erscheinenden Album "Freunde Lügen Nicht" unter Beweis stellt. Was er selbst nicht ohne Ironie "mein unpersönlichstes Album" nennt, fühlt sich an wie ein Befreiungsschlag.

Nur wenige Monate lässt er ins Land ziehen, bis er vorführt, was sich mit der neu gewonnenen Freiheit so alles anstellen lässt: "Gloria & Schwefel" präsentiert den Rapper in technischer Hochform und variantenreich wie nie zuvor. Vandalismus macht "Rapmusik im Straßengraben", fackelt mit "Benzin & Farbe" alles ab, zeigt aber mit Thementracks wie "Maskulina" (über Männlichkeitsbilder und ihre Folgen) oder der Panik Panzer-Kollabo "Malibu Stacy" (über die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper), dass er noch immer viel, viel tiefer schürft als die meisten anderen.

Als leidenschaftlicher Sprüher, Skater und Konsument medialer Erzeugnisse packt Vandalismus seine Musik voll mit Verweisen in die Pop-Kultur. Ob als Sample-Schnipsel oder verbaut in einer Zeile, jeder Hip Hop-, Film- oder Comicfan findet bei eine Anspielung auf nerdige Details. Für alle anderen gibt es Punchlines auf die Ohren, die immer auch ein bisschen auf das eigene Ego abzielen. Um die zu engen Mauern des straighten Raps einzureißen, ist ein bisschen Vandalismus also genau richtig.

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Vandalismus - Ritual O.S.T.: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2022 Ritual O.S.T.

Kritik von Anastasia Hartleib

Der Trümmer-König rekrutiert nicht mehr nur im eigenen Lager. (0 Kommentare)

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