laut.de-Biographie
Zach Bryan
Dem Country-Genre steht ein Paradigmenwechsel bevor, ausgerechnet jetzt, wo es in Popularität höher segelt als zu Zeiten von Garth Brooks. Der Grund dafür sind zwei Figuren: Morgan Wallen und Zach Bryan. Ersterer ist der Inbegriff des Nashville-Prettyboys, gigantische Alben, kalkulierte, aber überspringende Hits. Der andere ist die Seele des Bluegrass des Genres – und kommt mit einer Selfmade-Geschichte daher, die überzeugt.
Bryan stammt aus Oklahoma, genauer aus einem Ort namens Oologah, geboren wurde er aber in Okinawa, Japan, denn: Seine Eltern arbeiten bei der Navy. Sein Vater soll ihm mal gesagt haben, "never make a home on the road", ein Spruch, der eigentlich für das Armee-Leben gelten sollte, sich aber auch einwandfrei auf das Tourenleben übertragen lässt.
Das ist ihm aber so bald nicht vergönnt. Zwar beginnt seine musikalische Sozialisierung denkbar früh über den Vater, der ihn an Legenden heranführt, und es ist vor allem Johnny Cash, der den Jungen berührt. Später spricht der sonst schweigsame Bryan blumig über das Talent und die Fähigkeit zum Songwriting, die Cash ihm vorlebt. Mit vierzehn beginnt er, daheim in seinem Kinderzimmer eigene Songs zu schreiben.
Zuerst soll er jedoch den Weg seiner Eltern nachschreiten und meldet sich für die US Navy. Mit 18 zieht er aus, in ein paar Jahren schafft er es zum Aviation Ordnanceman Second Class (AO2) und bewegt sich ein paar Jahre durch verschiedenste Orte. Musik macht er dabei nur, um sich ein bisschen abzulenken, singt zwar hier und da einen Song, aber mehr nicht. Erst, als er in die Szene nach Oklahoma heimkehrt und hier und dort die lokalen Musiker*innen wahrnimmt, beginnt er seine eigene Musik ernster zu nehmen.
2019 veröffentlicht er sein Album "De Ann", das als Requiem auf seine verstorbene Mutter fungiert. Es ist Americana, Bluegrass und kommt tief von Herzen – und auch trotz konventioneller Country-Strukturen schlägt es in der Indie-Szene ein wie eine Bombe. "Heading South" heißt der Song, dessen iPhone-Video viral geht und ihn national auf den Radar bringt. 2020 droppt ein zweites Album namens "Elizabeth" - und trotz schlechter Vibes mit dem Nashville-Zirkus wird er langsam zu groß, um ignoriert zu werden.
Warner gewährt ihm 2022 einen Deal und er macht den besten Nutzen daraus. Er veröffentlicht Singles wie "Sun To Me" und vor allem das unerwartet gigantisch werdende "Something In The Orange" und wird zum Superstar. Letzterer Song schafft es in die Top 10 bei Billboard, und sein Triple-Album "American Heartbreak" wird zum größten Albumdebüt für das boomende Country-Genre des Jahres. An diesem Punkt weiß man, dass hier etwas brodelt, das wohl kaum noch aufzuhalten sein dürfte.
Aber wie groß es tatsächlich werden könnte, das hat wohl niemand realisiert, bis er 2023 sein heiß erwartetes neues Album "Zach Bryan" veröffentlicht. Man kann ahnen, dass das Self-Titled-Ding hier prophetisch walten soll. Und tatsächlich: Das Album crasht die Charts, die Kacey Musgraves-Kollabo "I Remember Everything" geht aus dem Stand auf die Eins, das Album ebenfalls. Auf Spotify sind die ganzen Tagescharts von oben bis unten randvoll mit Zach Bryan. An dem Punkt ist klar: Er ist nicht auf die Gunst von Country angewiesen, sondern andersherum. Selten hat man so eine unabhängige und eigenständige Revoltierung eines Genres live und in Farbe beobachten können. Und trotzdem hat man das Gefühl: Bryan fängt gerade erst an.
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