Porträt

laut.de-Biographie

Agnes Obel

Wohl nicht nur für Synästhetiker ist die Musik von Agnes Caroline Thaarup Obel (* 1980) anfangs vor allem - pink. Nachdem das größte deutsche Telekommunikationsunternehmen 2010 ihr Stück "Just So" für eine TV-Werbung einkauft, besteht zumindest hierzulande eine untrennbare Bindung an den Konzern.

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Der gebürtigen Dänin, die 2005 von Kopenhagen nach Berlin zieht, ist das nicht immer recht: "Manchmal wäre es schon schön, wenn dieses Lied nicht die erste Assoziation wäre, wenn mein Name fällt ..." Dabei dient "Just So" seinerzeit als perfekter Einstieg in Obels Debütalbum "Philharmonics".

Darauf präsentiert die Singer-Songwriterin und Pianistin ihre gekonnte Mischung aus Folkeinflüssen, klassischen Etüden am Klavier und popmusikalischer Leichtigkeit. Sie zählt Joni Mitchell und Claude DeBussy zu ihren wichtigsten Einflüssen; unterdessen zieht die Kritik häufig Parallelen zur Norwegerin Ane Brun, Feist und Sophie Hunger.

Tatsächlich trifft der sanfte, beinahe New Age-artig fließende und sehr elaborierte Sound der Dänin den Nerv der Zeit. So räumt "Philharmonics" bei den Danish Music Awards 2011 unglaubliche fünf Preise ab: "Best Album Of The Year", "Best Pop Release Of The Year", "Best Debut Artist Of The Year", "Best Female Artist Of The Year" und "Best Songwriter Of The Year".

Doch schon in ihrer Kindheit erhält Agnes Obel viele Anreize für eine spätere Musikerkarriere. Ihre Mutter spielt leidenschaftlich Chopin- und Bartókstücke, während der Vater einer Sammelleidenschaft für Instrumente frönt. Bald beherrscht sie natürlich auch selbst das Piano.

Agnes Obel - Myopia
Agnes Obel Myopia
Ein Spiel mit dem Unbeschreiblichen.
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Inspiriert vom schwedischen Jazzpianisten Jan Johansson, gründet Obel erste eigene Folkbands und spielt gelegentlich kleinere Filmrollen (u.a. in Thomas Vinterbergs "The Boy Who Walked Backwards"), während der Schulrahmen genügend Raum für weitere musikalische Feldstudien lässt. Später erhält sie über einen befreundeten Tontechniker tiefe Einblicke in die Studioarbeit.

Infolge des Umzugs in die deutsche Hauptstadt profitiert die blonde Dänin von den erweiterten musikalischen Entfaltungsmöglichkeiten vor Ort. 2010 erscheint die beinahe vollständig selbst eingespielte und produzierte Albumpremiere auf dem Indie Pias.

"Orchestrale Musik hat mich nie sonderlich interessiert", gibt Obel zu Protokoll. "Mich haben schon immer die einfachen, fast kindlichen Melodien am meisten angezogen." Dementsprechend erhalten die verträumten, reduzierten Klänge auch auf der Bühne viel Raum zur Entfaltung. Geige, Cello, Melodica und Harfe steuern subtil dazu bei.

Auf Pias veröffentlicht sie auch ihre zweite Scheibe "Aventine", mit der sie ihren Ruf als Ausnahmekünstlerin festigt. Ausgiebiges Touren schärft ihr Profil, ihre Konzerte gibt sie meist vor ausverkauftem Haus. Schon während der Tour zu "Aventine" schreibt Agnes neue Songs. Ihr wird schnell klar, dass sie die eingespielte Routine mit Neuerungen auflockern möchte, um nicht in einen Trott zu verfallen. Sie sucht ganz bewusst nach neuen Instrumenten, die sie in ihren Sound integriert. So stößt sie zum Beispiel auf das Trautonium, ein in den 1920er Jahren entwickeltes Tasteninstrument. So entsteht nach und nach in ihrer Wohnung in Neukölln das, was später in "Citizen Of Glass" mündet.

Ihr gelingt eine schöne Variation neuer Klänge, die sie mit ihren Songwriter-Stärken verbindet. Agnes Obel ist zwar weit von der Verschrobenheit eines Tom Waits entfernt, aber den Ansatz, mittels ungewöhnlicher Klänge ein akustisches Bild zu malen, eignet sich die Dame an, ohne dabei den Schönklang aus ihrem Sound zu verbannen. Zwei Songs des Albums tauchen 2018 prominent im deutschen Netflix-Hit "Dark" auf.

Für ihr nächstes Album "Myopia" wechselt Obel von Pias zum auf Klassik spezialisierten Label Deutsche Grammophon. Passend dazu wendet sie sich mit ihrer neuen Musik noch weiter von gängigen Pop-Standards ab, ist aber auch weit davon entfernt, künftig nur noch in Philharmonien aufzutreten. "Myopia" gerät zur filigranen Stilfusion voller Klangexperimente, einzigartigen elektro-akustischen Sounddesigns und dennoch eingängigen Melodien. Das trifft nicht nur künstlerisch den Nerv der Zeit, sondern verkauft sich auch noch gut. Die anschließende Europa-Tour meldet nahezu komplett "SOLD OUT".

Selbstzweifel sind vorerst also keine angesagt, auch wenn sie das Kernthema von "Myopia" darstellen: "Für mich ist 'Myopia' ein Album über Vertrauen und Zweifel. Kannst du dir selbst vertrauen oder nicht?", fragt Obel. "Kannst du deinem eigenen Urteil vertrauen? Kannst du darauf vertrauen, dass du das Richtige tust? Kannst du deinen Instinkten und deinen Gefühlen vertrauen? Oder sind deine Gefühle verzerrt?"

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Alben

Agnes Obel - Myopia: Album-Cover
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2020 Myopia

Kritik von Manuel Berger

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Agnes Obel - Aventine: Album-Cover
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Berlin, Silent Green, 2020 Intimes Spontankonzert im alten Krematorium.

Intimes Spontankonzert im alten Krematorium., Berlin, Silent Green, 2020 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Intimes Spontankonzert im alten Krematorium., Berlin, Silent Green, 2020 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Intimes Spontankonzert im alten Krematorium., Berlin, Silent Green, 2020 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Intimes Spontankonzert im alten Krematorium., Berlin, Silent Green, 2020 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger)

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