laut.de-Biographie
Aisha Devi
Der übliche Veröffentlichungszyklus beeindruckt die Genfer Produzentin Aisha Devi Enz scheinbar nicht besonders. Während die allermeisten Techno/Elektro-Künstler sich zunächst im Maxi-Format ausprobieren, um schließlich einen Longplayer in Angriff zu nehmen, geht sie unter dem Pseudonym Kate Wax mit "Reflections Of The Dark Heat" gleich über die volle Spielzeit.
Auf dem Genfer Label Mental Groove, wo auch Miss Kittin, Luciano oder Water Lilly zu Hause sind, finden die dunklen Ambient-Elektro Tracks von Kate Wax ein fruchtbares Umfeld. Dass ihr Freund Crowdpleaser aka Jörg Schönborn dort ebenfalls gerne gesehen ist und der Genfer Partyszene zusammen mit Water Lilly schon die ein oder andere unvergessliche Party beschert hat, kommt den musikalischen Ambitionen von Aisha Devi Enz sicher entgegen.
Dabei ist die Musik nicht das eigentliche Terrain der Tochter eines Tibeters und einer Schweizerin. Von 1996 bis 2000 studiert sie Graphik Design mit dem Schwerpunkt neue Medien und gewinnt zum Abschluss ihres Studiums im Jahr 2000 den Schweizer Design Award. Dennoch gibt sie im Jahr darauf ihrer Karriere eine neue Richtung und produziert in ihrem Heimstudio erste Tracks.
Dank der guten Beziehungen zu Mental Groove darf sie ihr Können schon bald mit Remixen von DJ Assault, Crowdpleaser und St-Plomb zeigen. Auch Felix Da Housecat zeigt sich beeindruckt von Kate Wax und holt sie für zwei Tracks seines 2004er Albums "Devin Dazzle & The Neon Fever" vors Mikrofon. Lehrstunden, die sich auszahlen.
2005 erscheint Kate Wax' Debütalbum "Reflections Of The Dark Heart". Die Songs leben von schlichten elektronischen Grooves und verzichten zumeist auf vordergründigen Dancefloor-Appeal. Stattdessen breiten sich dunkle Ambient-Klänge vor den Hörern aus. Anschließend folgen bis 2012 noch einige Alben, Singles und Compilations auf unterschiedlichen elektronischen Labels wie Mental Groove, Output und Border Community. Nach einem spirituellen Erweckungserlebnis legt die Schweizerin ihr Pseudonym Kate Wax ad acta und erfindet sich unter ihrem richtigen Namen Aisha Devi musikalisch neu.
Dafür gründet sie 2013 mit ihren Freunden Niels Wehrspann und Raphael Rodriguez das experimentelle Club-Label Danse Noire. Dort erforscht sie mit der EP "Aura 4 Everyone" im selben Jahr und der folgenden Maxi "Hakken Dub/Throat Dub" von 2014 die Möglichkeiten ihrer Stimme. Ein Londoner Musikjournalist bezeichnet "Throat Dub" als den "merkwürdigsten Club-Track des Jahres". Diese Nummer durchzieht der kehlige Obertongesang von Aisha Devi, der in Verbindung mit Halleffekten und industriellen Klängen dem Hörer auf eine spirituelle Reise mitnimmt. Danach unterzeichnet sie bei Houndstooth. Auf dieser Plattenfirma veröffentlicht sie 2015 die 12'' "Conscious Cunt".
Zunehmend verfolgt sie mit ihrer tranceartigen Musik eine eigene Vision, die esoterische Komponenten genauso mit einschließt wie politische, philosophische und klangliche. Sie besinnt sich auf ihre nepalesich-tibetischen Wurzeln zurück und erschafft somit eine eigenständige Kunstfigur. Ebenfalls im selben Jahr erscheint mit "Of Matter And Spirit" das Debütalbum der Schweizerin unter ihrem bürgerlichen Namen. Ihr klassicher Sopran- sowie ihr Kehlkopfgesang steht auf dieser Scheibe im Vordergrund. Ihre einzigartige Stimme, die im Zusammenspiel mit den technoiden Strukturen auf dem Werk eine kathartische Wirkung enfaltet, verfremdet sie dabei teilweise bis zur Unkenntlichkeit.
In der Folgezeit kollaboriert Aisha Devi auf der Bühne unter anderem mit dem chinesischen Künstler Tianzhuo Chen für seine Produktion "Ishvara" bei den Wiener Festwochen 2017. Außerdem sieht man sie auf unzähligen Elektronik-Festivals rund um den Globus wie dem CTM oder MUTEK. Ihre Auftritte stellen dabei eine metaphysische Erfahrung dar. Ihre Musik erweitert sie bei ihren Shows um rituelle Praktiken und Meditationstechniken.
Trotzdem versucht sie auf ihrem Zweitling "DNA Feelings" ihr Ego auszublenden. Die Klangtüftlerin arbeitet auf der Platte mit binauralen Beats, die vermutlich eine heilende Wirkung erzielen. Dadurch entstehen ungewöhnliche, verschachtelte Sounds, in die sie sich mehr als je zuvor stimmlich treiben lässt.
Letzten Endes belebt Aisha Devi mit ihrer Musik sowohl den Körper als auch den Geist des Hörers. Sie setzt zum einen ungeahnte Energien frei, weist aber wiederum etwas Hypnotisches und Entspannendes auf. In einem Interview für die SPEX sagt die Schweizerin, dass die Leute "kreieren und ihr humanes Dasein überwinden können". Mit ihren speziellen Klängen und ihren atemberaubenden Live-Performances geht sie sicherlich als Vorbild voran.
Noch keine Kommentare