laut.de-Biographie
Amber Mark
Amber Mark ist eine echte Nomadin. Geboren wird sie 1993 auf einer Farm in Tennessee. Dort hält sie sich aber nicht lange auf. Zusammen mit ihrer deutschen Mutter reist sie als Kind um die Welt und lebt etwa in Nepal, Indien und Miami.
Auch in Deutschland wohnen die beiden für kürzere Zeit. In München erlebt Amber Mark mit vier Jahren ihr erstes Konzert. Die Mutter schmuggelt sie in den VIP Bereich, wo sie (in einer Loge neben Tennisstar Boris Becker) Michael Jackson auf seiner HISstory Tour erlebt.
Es folgen einige Jahre in einem hinduistischen Kloster, bevor es weiter nach Berlin geht. Hier bekommt sie mit zwölf ihre erste Gitarre und bringt sich selbst das Spielen bei. Die Herangehensweise, Dinge einfach anzupacken, behält sie bei.
Denn auch ihre erste EP ist von Anfang bis Ende selbst geschrieben und produziert. "3:33am" erscheint 2017 und setzt sich mit dem Tod ihrer Mutter auseinander. Trotz des schweren Themas ist "3:33am" größtenteils sehr fröhlich und poppig gehalten. Der Song "Lose My Cool" ist gar schwer hitverdächtig.
Der positive Vibe war der Sängerin wichtig. Statt der Trauer wollte sie vielmehr den Prozess der Überwindung der Erfahrung in den Vordergrund stellen. Denn "ich bin immer noch traurig. Ich vermisse meine Mutter immer noch jeden Tag. Aber ich liege nicht mehr weinend auf dem Boden und höre Sufjan Stevens."
Führende Hipstermagazine preisen die Sängerin da schon als einen kommenden Star im Pop. Ihr feines Gespür beweist sie 2018 auf ihrer zweiten EP "Conexão". Die ist erneut geprägt von Marks tiefer, rauer Stimme und ihrer Mischung aus Funk, Pop & R'n'B. Wie der Name der EP nahelegt, ist auf allen vier Stücken auch ein verstärkter brasilianischer Einfluss zu hören.
Bossarhythmen und die Musik Joao Gilbertos bekommen hier ein modernes Popgewand. Der Song "Love Me Right" wird ein (gar nicht mal so) kleiner Hit und macht auch Kollegen auf die junge Weltenbummlerin aufmerksam. Es folgen Songs mit US-Rapper DRAM und den Dirty Projectors an.
Zu ihren Fans zählt auch die Soulgröße Sade. Um die Erlaubnis für ein Cover von "Love is Stronger Than Pride" einzuholen, schreibt Amber Mark dieser ganz klassisch einen Brief. Und Sade ist nicht nur begeistert, sondern bescheinigt Amber eine große Karriere.
Auf die darf man zurecht gespannt sein. Wer weiß welche Einflüsse Amber Mark nach den indischen auf "3:33am" und den brasilianischen auf "Conexao" noch verarbeitet. Genügend Inspirationsquellen hat sie durch ihre nomadische Vergangenheit ja gesammelt.
Auf "Three Dimensions Deep" lässt sie in exzellenten Produktionen die Grooves nur so sprühen und stellt ihre wandlungsfähige Stimme unter Beweis. Der Albumtitel hat weniger mit 3D-Kino zu tun, sondern eine lange Vorgeschichte. "Als George Floyd (...) starb, fiel mir auf, dass sich Dinge auf dieser Welt zutragen, denen ich nicht meine volle Aufmerksamkeit schenkte (...) Bei näherer Beschäftigung mit amerikanischer Politik, hatte ich den Eindruck, dass es immer vor Korruption wimmelt, egal auf welcher Seite man steht. Es ist Theater auf ganzer Linie, und ich fand keine Antwort auf meine Frage nach einem Ausweg. (...)"
"Ich habe dann begonnen, mich mit Astrophysik zu befassen", schildert die 28-Jährige dem Magazin TheLineOfBestFit. "Für Astrophysik interessierte ich mich schon als Kind. Und ich fand es jetzt so cool zu erfahren, dass Physiker Theorien über höhere Dimensionen und schwarze Löcher aufgestellt haben." Amber greift an mancher Stelle auf dem Album textlich ihr "A-ha-Erlebnis" aus dem Astronomie-Selbststudium auf.
Auch die Struktur der Doppel-LP folgt beim Tracklisting den neu gewonnenen Sichtweisen der Songwriterin. Die Aufnahmen zum Debüt-Longplayer entstehen teils in Tennessee, überwiegend in Kalifornien, klingen aber nach hippem Afrobeats-London. Wohnhaft ist die Funk-Expertin derweil in New York.