Porträt

laut.de-Biographie

Anna von Hausswolff

Zwischen Nord- und Süd-Pop besteht eine unsichtbare Grenze. Während etwa Villabajo zum Flamenco durch die Nacht tanzt, geht es in Skandinavien schon immer ein paar Nummern nokturner zur Sache. Im schwedischen Göteborg verschreibt sich Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff, geboren 1986, seit 2008 dem von ihr selbst so benannten Funeral-Pop. Bei so einem Namen mag manch einer von Determinismus sprechen.

Vorchecking: Billy Talent, KC Rebell, Kissin' Dynamite
Vorchecking Billy Talent, KC Rebell, Kissin' Dynamite
Außerdem neu am Freitag: Anna Von Hausswolff, Schwartz, Christin Nichols, Kiefer Sutherland, Kayef, Aurora, John Mellencamp, Scooter etc.
Alle News anzeigen

Die Sängerin, Pianistin und Songwriterin lässt sich zwar nicht gern mit Kate Bush und Antony Hegarty vergleichen. Ihre verhuschte und heruntergebremste Schattenmusik wurzelt aber doch ziemlich nah an diesen Fahrwassern.

2008 gibt die Tochter des weltbekannten Soundkünstlers Carl Michael von Hausswolff ihr Performance-Debüt. Zur nationalen Größe steigt sie ein Jahr später mit einem Auftritt beim Way Out West-Festival in ihrer Heimatstadt auf.

2010 folgen Gigs mit den Tindersticks sowie die Veröffentlichung des Debütalbums "Singing From The Grave" auf dem Indielabel Kning Disk. Die Premiere schafft es sogleich in die schwedischen Top Five.

Mit ausdrucksstarken Liedern über Grabinschriften, Sterbebetten und Beerdigungen zukünftiger Kinder erreicht die frühere Chorsängerin und Architekturstudentin auch hierzulande ein erweitertes Publikum: Das Zweitwerk "Ceremony" prahlt neben von Hausswolffs Gothic-umwandter Stimme mit dramatischen Kirchenorgeln und erscheint zum Mittsommar 2013 auf City Slang.

Anna von Hausswolff - All Thoughts Fly
Anna von Hausswolff All Thoughts Fly
Schaurig-schöne Orgelklänge zwischen Trauer und Festlichkeit.
Alle Alben anzeigen

Beim Nachfolger "The Miraculous" kommt eine der größten Orgeln Schwedens mit über 9.000 Pfeifen zum Einsatz. Der unterkühlte Folk der Schwedin verbindet sich mit berstendem Dark-Ambient, Post-Gothic und Drone zu epischen Erzählungen und kohlrabenschwarzen Geschichten. Zwar erfindet sie sich nicht neu, erweitert ihr Spektrum aber ein weiteres Mal und erreicht eine düstere Geschlossenheit.

Für ihren vierten Longplayer stellt von Hausswolff die Kirchenorgel in den kompositorischen Vordergrund. Dafür nimmt sie in der Kopenhagener Marmorkirken, einer Mamorkirche, am dortigen Instrument auf. Gemeinsam mit dem Produzenten Randall Dunn (unter anderem Sunn O))), Marissa Nadler) entsteht "Dead Magic", ein atemberaubendes, atmosphärisch immens dichtes Werk, das sich einmal mehr um die Unvermeidbarkeit des Todes dreht und zwischen Hoffnung und Verzweiflung changiert.

Der Tod ist auch auf dem rein instrumentalen Nachfolger "All Thoughts Fly" von 2020 allgegenwärtig, doch gesellt sich zusätzlich noch eine gewisse Akzeptanz hinzu. Die Platte klingt ruhiger und bedächtiger als die Vorgänger. Als Inspiration für die Scheibe dient der Sacro Bosco in Italien, auch bekannt als "Tal der Ungeheuer". Den surrealen Skulpturenpark hat einst Pier Francesco Orsini in mehr als dreißig Jahren seines Lebens anlegen lassen. Er hat ihn 1564 seiner verstorbenen Frau Gilulia Farnese gewidmet.

Das Album spielt die Musikerin in sieben Tagen mit einer Kirchenorgel ein, die sich in der Örgryte New Church in Göteborg befindet und die mit vier Manualen, einem Pedal sowie 54 Registern ausgestattet ist. Bei dem Instrument handelt es sich um einen originalgetreuen Nachbau einer norddeutschen Stadtorgel aus dem 17. Jahrhundert nach der Bauart Arp Schnitgers, dem bedeutendsten Orgelbauer seiner Zeit.

 - Aktuelles Interview
Anna von Hausswolff "Meine Phantasie hat sich selbst degradiert"
Anna von Hausswolff über "Dead Magic", Kirchenorgeln und emotional schwere Zeiten.

Um die spätere Aufbereitung kümmert sich Produzent Filip Leymann, der auf eine Nachbearbeitung jedoch so gut wie verzichtet. Man hört fast ausschließlich den reinen, unverfälschten Klang der Orgel.

Dem morbiden Vibe bleibt von Hausswolff treu, zählt Nick Cave, PJ Harvey und die Cocteau Twins zu ihren Inspirationen. "Ich finde nicht, dass meine Musik deprimiert klingt", erklärt sie in einem Interview mit motor.de. "Ich selbst wandere durch viele Emotionen, wenn ich Musik mache. Musik kann einen temporären Durchgang in dein emotionales System öffnen, einem Kanal gleich. Nach dieser Reise, nach dem Spielen, fühle ich mich immer sehr friedlich."

Interviews

News

Alben

Surftipps

7 Kommentare mit 24 Antworten