laut.de-Biographie
Ash
1992. Downpatrick, Nordirland: Zwei Jungs gehen zur Schule und wollen Musik machen. Wer nicht, wenn er 15 ist? Aber Tim Wheeler (Gesang, Gitarre) und Mark Hamilton (Bass) wollen nicht nur, sie tun es auch. Fehlt nur noch der Schlagzeuger. Den finden sie in dem merkwürdigen Typen aus der Klasse über ihnen, Rick McMurray. Es ist ihnen zwar peinlich, diese eigenartige Person in ihre Band zu nehmen, aber in ganz Downpatrick gibt es keinen anderen, der Schlagzeug spielen kann.
Die Drei nennen sich "Vietnam", und versuchen, ihre Metal-Vorbilder zu covern. Aber bis auf die langen Haare klappt das nicht so recht. Aufgeben wollen sie nicht, also probieren sie was Eigenes aus. Schon 1994 bringen sie ihr erstes Minialbum "Trailer" auf dem Indie-Label Infectious Records raus. Parallel geht die Band mit Elastica auf Tour und erspielt sich so große Sympathien beim englischen Indie-Publikum. Nebenbei machen Tim und Mark 1995 noch schnell ihre A-Levels. Nun ist der Weg frei für Größeres und die Band wird auf Promotouren nach Japan, Australien und Amerika geschickt.
Ihre Songs handeln von Anfang an vom Weltraum, Jackie Chan-Filmen und ... Mädchen. Wenn man die Band nach den Inhalten ihrer Lieder fragt, antworten sie gerne mal kichernd, Tim schreibe die Texte. Und der schreibe vor allem über sein wütendes Leben. Oder über seine merkwürdigen Frauengeschichten. Die gibt es zuhauf seit die Haare abgeschnitten sind, die Alben toppen und er "wild sex" zu seiner Lieblingsbeschäftigung kürt.
1996. Ihr zweites Album "1977" schlägt ein wie eine Bombe. Ash sind die Helden des Vereinigten Königreichs. Endlich hat die Queen ihren eigenen Grunge. Gemischt mit einer ordentlichen Portion Teenie-Hype. Das macht die Band groß, zu Idolen ihrer Generation. Einer Generation, die um 1977 herum geboren ist, in dem Jahr, in dem "Star Wars" in die Kinos kommt. Sie werden Identifikationsfiguren der britischen Rockkids.
"Man erwartet, dass man seinen Höhepunkt mit 24 erreicht und es mit 28 wieder bergab geht. Wir sind erst 19 und an der Spitze." Treffender als Tim Wheeler himself es 1996 auf den Punkt brachte, kann man es nicht sagen. Und es kam was kommen musste. Die Band selbst spricht vom "Burn Out-Syndrom". Man gibt sich dem Exzess hin. Mehr Sex and Drugs als Rock'n'Roll. Den extremen Erwartungshaltungen, die von der Presse übereifrig gepusht werden, kann das nicht massenkompatible, sehr dunkle Folgealbum "Nu-Clear Sounds" nicht stand halten. Kein Wunder, spiegelt das Album doch eine "sehr dunkle Zeit" im Leben der Band, wie Sänger Tim Wheeler im Interview verrät. Ein Ende wird vorschnell prophezeit, die englische Presse schreibt sich die Finger wund über Marks Selbstmordversuche oder Ricks Kotzorgien. Aber Ash sind nicht totzukriegen, und 2001 gibt es neues Material, das man wieder etwas gelassener, vom Druck unbeeindruckter aufgenommen hat.
1997. Um das wilde Leben nicht überhand nehmen zu lassen und den Sound zu verbessern, hat man Charlotte Hatherley, vorher bei der Londoner Band Nightnurse, als zweite Gitarristin mit in den Ring genommen. Da ist der Megaseller "1977" schon draußen und die Band auf Dauertour. Doch trotz der weiblichen Begleitung geht es weiter mit dem Rockstarleben.
2001. Ob Ash im neuen Jahrtausend wirklich diszipliniert und erwachsen ankommen? Nicht ganz, aber mit "Free All Angels" knüpfen sie da an, wo sie ihren großen Erfolg begonnen haben: Bei Poppunkhymnen mit enormem Spaßfaktor. Das Liveset hat wieder an Härte gewonnen und Ash sind wieder voll da. Und wer kann schon von sich behaupten, dass er mit 24 schon seinen zweiten Karrierehöhepunkt feiern kann?
Mit "Intergalactic Sonic 7"s erscheint 2002 bereits eine erste Best Of, die als Bonus die neue Single "Envy" erhält. Auf "Meltdown" (2004) rocken Ash aber wieder wie ArScH - die Gitarren preschen und winden sich, ein fettes Riff jagt das andere, der Bass brummt düster und hart. Vielleicht macht sich da ja auch das neue Teamwork bemerkbar, von dem Tim im (zweiten) Interview mit laut.de erzählt: "Ich habe die meisten Songs geschrieben, aber jeder hat was dazu beigetragen. Ricks Drumspiel hat sich wirklich verbessert, Charlotte singt mehr auf der Platte. Auf diese Art war der Input von jedem wirklich wichtig."
Die Popularität der Band ist ungebrochen, und so dürfen sie im Sommer 2005 für U2 die Stadien der Welt vorwärmen. Hernach weist der Terminkalender erstmal wieder Lücken auf. Hamilton und Wheeler nutzen die Gunst der Stunde und ziehen nach New York um, während McMurray seine Zelte in Schottland aufschlägt.
Im Januar 2006 verliert die Band ein Mitglied. Charlotte Hatherley, die bereits 2005 das Soloalbum "Grey Will Fade" herausbrachte, verlässt die Band, um sich ab sofort komplett ihrer Solo-Karriere zu widmen. Nun sind die Jungs, wie bei ihrer Gründung, wieder zu dritt. Auf ihrer Website verkündet die Band, dass die Trennung in Freundschaft vollzogen wurde. Beide Parteien wollen noch 2006 ein neues Album herausbringen.
Ganz so schnell geht es bei beiden dann doch nicht, aber 2007 starten beide Parteien wieder durch. Ash mit dem in New York aufgenommenen "Twilight Of The Innocents", das am 29. 6. erscheint, und Hatherley mit "The Deep Blue", das bereits am 18. 5. auf den Markt kommt. "Twilight Of The Innocents" wurde in New York an legendärer Stätte aufgenommen. Das Trio hatte das Glück, das Studio mieten zu können, in dem der Wu-Tang Clan sein Debüt "Enter The Wu-Tang (36 Chambers)" aufgenommen hatte.
Die Platte klingt wieder mehr nach "Free All Angels" oder "1977", die hart rockenden Stücke von "Meltdown" sind erst einmal Geschichte. Immer noch unverkennbar Ash, wenden sich die Exil-Nordiren noch einmal mehr dem Poppunk und der Melodie zu. Die Produktion hat die Gruppe selbst übernommen, und so fühlt sich der Hörer glatt um einige Jahre zurück versetzt.
Reine Studio-Longplayer veröffentlichen sie zunächst nicht mehr. Die dennoch erscheinenden Singles, zumeist übers Internet erhältlich, fassen sie in separaten Alben zusammen. Raum für klassisch aufgemachte Compilations bleibt dennoch. Die Ende 2011 erscheinende Gesamt-Werkschau "The Best Of Ash" bietet einen gelungenen Querschnitt zwischen Pop, Rock und Sixties.
Einige Jahre später gehören solche Überlegungen der Vergangenheit an. Nach langer Veröffentlichungspause erscheint 2015 das Album "Kablammo!", 2018 folgt "Islands". Schon 2018 folgt das von der Presse wohlwollend aufgenommene "Islands", eine Powerpop-Breakup-Platte. 2023 schieben sie "Race The Night" nach, das wieder rockiger ausfällt.
Wheeler baut in der Zwischenzeit eifrig an seiner Solokarriere. Zwar veröffentlicht er mit "Lost Domain" nur 2014 ein Album, und zwar über die Demenz seines Vaters, er macht sich aber einen Namen als Filmmusiker. Unter anderem verantwortet er den überaus gelungenen Film "Shaun Das Schaf" von 2015.
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