Porträt

laut.de-Biographie

Blondie

Ist das Punk, New Wave oder was jetzt? Das war die Frage, als Blondie Ende 1976 mit ihrem gleichnamigen Debütalbum die Manege betreten. Ausgesprochen uneins sind die Reaktionen der Fachpresse auf das, was da aus Downtown New York dröhnt. 1974 von Gitarrist und Ex-Hippie Chris Stein und Playboy-Bunny und Ex-Kellnerin Debbie Harry ("Ich bediente Andy Warhol, Jimi Hendrix, Miles Davis") gegründet, wächst das Blondie-Line Up im Laufe des folgenden Jahres um Schlagzeuger Clem Burke, Basser Gary Valentine (1977 ersetzt durch Frank Infante) und Keyboarder James "Jimmy" Destri an. Der poprockige Blondie-Sound bricht dabei genau zum richtigen Zeitpunkt über die Style-Umbruchsphase zwischen Punk, New Wave und Disco herein.

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Irgendwie fühlen sich Blondie von Anfang an ziemlich wohl zwischen den verschiedenen Genres. Mit dem zweiten Album "Plastic Letters" wechselt Infante zur Gitarre und mit Basser Nigel Harrison wachsen Blondie zum Sextett an. Ihren kommerziellen Höhenflug in England treten sie im Frühjahr 1978 mit dem Song "Denis" an, einem Remake des Songs "Denise" von Randy And The Rainbows (1963). Den Rest der Welt kocht wenig später das dritte Album "Parallel Lines" mit den Hitsingles "Picture This", "Hanging On The Telephone" und natürlich "Heart Of Glass" weich.

In den folgenden Jahren bestätigen "Dreaming" und "Atomic" das enorme Single-Hit-Potenzial der Band, nicht zu vergessen das reggae-lastige "The Tide Is High", das einmal mehr verdeutlicht, wie leichtfertig Blondie verschiedenste Musikstile in den eigenen Bandsound integrieren. "Rapture" gilt als der erste Rap-Song, den eine weiße (!) Sängerin (!!) in den US-Top Ten etablieren konnte. Aus der Kollaboration mit Disco-Produzent Giorgio Moroder resultiert 1980 der Hit "Call Me", der es auch auf den Soundtrack des Richard Gere-Films "American Gigolo" schafft.

Natürlich steht bei aller Euphorie die in New Jersey aufgewachsene Sängerin Debbie Harry im Mittelpunkt des Interesses, die ihre Band über die Jahre regelmäßig verteidigen muss, dass man eben nicht zu den unzähligen Kunstprodukten der Branche gehört, sondern als ganz normale Band mit einer charismatischen Frontfrau gelten will. Als Ritterschlag für die immense Popularität darf man die Einladung Harrys in die legendäre Muppet Show werten, in der schon Weltstars wie Harry Belafonte und Johnny Cash zu Gast waren.

Nach einem Solo-Exkurs Harrys mit dem Album "Kookoo" 1981 bringen es Blondie zwar mit "The Hunter" (1982) noch auf ein weiteres Album, doch die üblichen "unüberbrückbaren Differenzen" sorgen für Spannungen innerhalb der Band. Hinzu kommt eine schwere genetische Erkrankung von Chris Stein, den Debbie über die nächsten Jahre gesund pflegt, während jedes Bandmitglied seine eigenen künstlerischen Wege geht. In den Blondie-losen Jahren erfüllt sich Debbie schauspielerische Träume, Chris wechselt ins Produzentenfach, Keyboarder Jimmy gründet eine Familie und wendet sich unternehmerischen Tätigkeiten zu. Drummer Clem schlägt sich derweil als Sessionmusiker durch.

Die beinharte Freundschaft der Truppe siegt jedoch letztlich und nach einem einmaligen Reunionkonzert beschließen die Ex-Superstars, noch einmal anzugreifen. 1999 melden sie sich mit dem siebten Album "No Exit" zurück, und es scheint tatsächlich, als seien sie nie weg gewesen. Die Single "Maria" klettert in 14 Ländern an die Pole Position der Charts, was eine erfolgreiche Tour durch Europa und die USA nach sich zieht.

Drei Jahre bleibt es anschließend wieder ruhig um die Band, bis im Sommer 2003 bekannt wird, dass Blondie dem Comeback eine Platte hinterher schieben wollen. "The Curse Of Blondie", so der Titel der Scheibe, erscheint im Oktober 2003. Die Vorabsingle "Good Boys", geschrieben von Debbie und Kevin Griffin (Better Than Ezra), mixt niemand Geringeres als ein Kumpel aus alten Disco-Tagen: Giorgio Moroder. Auch die nachgewachsene Generation bedient sich mittlerweile am Blondie-Output: Nachdem Sleeper mit ihrem "Atomic"-Cover bereits 1996 auf dem "Trainspotting"-Soundtrack für Furore sorgten, singen Kylie Minogue und Justin Timberlake auf den Brit Awards 2003 den Blondie-Hit "Rapture".

Nachdem Jimmy Destri die Band 2004 verlässt, um sein Drogenproblem in den Griff zu kriegen, passiert bis auf ein weiteres Greatest Hits Album nicht wirklich viel.

Blondie - Pollinator
Blondie Pollinator
Von elf Songs sind acht eine Katastrophe.
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Großes gibt es erst wieder 2006 zu verkünden. Rechtzeitig zum 30-jährigen Bandjubiläum dürfen Debbie und Co. ihre Patschehändchen in Beton drücken, um einen Platz auf dem Hollywood's RockWalk zu zieren. Im selben Jahr öffnen sich für sie auch noch die Türen der Rock'n'Roll Hall Of Fame. Daneben verdingt sich Debbie Harry noch als Songschreiberin für - man höre und staune - Lil' Kim.

Zwei Jahre später gibt es wieder ein 30. Jubiläum zu feiern, nämlich das von "Parallel Lines". Deswegen gehen Blondie auch auf große Welttournee. Bevor sie danach wieder im Studio verschwinden, werden jedoch zuerst die langjährigen Begleiter Matt Katz-Bohen (Keyboard), Leigh Foxx (Bass) und Paul Carbonara (Gitarre) zu offiziellen Blondie-Mitgliedern ernannt. Carbonara scheidet jedoch 2010 bereits wieder aus der Band aus.

Im selben Jahr soll eigentlich auch das nächste Album erscheinen. Doch nach einigen Querelen mit Universal, erscheint "Panic Of Girls" erst 2011, ohne Major-Deal. Die Band ist unablässig auf Tour und nimmt sich für die Aufnahmen des nächsten Albums ganze zwei Jahre Zeit.

Das passt dann auch ganz gut, denn 2013 steht der 40. Geburtstag der Band an, und auch dieses Mal gibt es ein Jubiläumsalbum. "Blondie 4(0) Ever" erscheint als Doppel-CD, das neben dem obligatorischen Best Of-Album das mittlerweile zehnte Studioerzeugnis bereit hält. "Ghosts Of Download" ist Computerbasierter als sein Vorgänger, wie Chris Stein erzählt. "Ich habe viel Zeit damit verbracht, das zu Hause zu machen und das mit unserem Produzenten Jeff Saltzmann hin und her zu schicken. Er halt die Melodien zu entwickeln. [...] Es gab bei dieser Platte sehr viel Zusammenarbeit, mehr noch, als bei den vorherigen Alben."

Nach erneuten Touren durch die halbe Welt, erscheint im März 2017 "Pollinator", das im selben New Yorker Studio aufgenommen wurde, in dem David Bowie seine letzten beiden Alben auf Band brachte. Dass sich Bowie und Blondie nicht nur das B im Namen und ein Studio teilen, sondern auch längst den Legendenstatus, sollte mittlerweile auch jedem klar sein.

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