laut.de-Kritik
Met-Konsum, Götter, Kämpfe: Hier werden alle Klischees erfüllt.
Review von Paula FetzerSechs Jungs aus dem Norden nehmen sich einen Teil der Geschichte Skandinaviens für ihr neues Album vor. "Tales From The North" entwarfen Bloodbound laut Pressetext als "Konzeptalbum über die Wikingerzeit", was thematisch wenig originell ist. Die Story über den Aufbruch in den Kampf und dessen Austragung erzählen die Schweden in elf Kapiteln.
Der Titelsong eröffnet das Album, allerdings wenig elegant mit einer durchgehend schnarrenden Akustikgitarre, die die klassische Gitarristin in mir gruselt. Nun gut, eine Flöte drübergelegt und fertig ist das klangliche Wikinger-Grundgerüst für die Storyline. Nach dem folkigen Einstieg pflügt die Gruppe im üblichen Power-Metal-Eifer los. Gitarre und Drums liefern sich ein Wettrennen, das Patrik J Sellebys Gesang und ein Synthesizer kommentieren. Bis auf die (wenn auch vermutlich gewollt) unsaubere Gitarrenarbeit zu Beginn machen sie wenig falsch.
In "Drink With The Gods" haken Bloodbound mit Texten über Met-Konsum, Götter und Kampfvorbereitungen alle Klischees ab. Nichts, wofür man unbedingt ein Konzeptalbum gebraucht hätte. Nach der gemeinsamen Trinkrunde geht es für die Wikinger in "Odin's Prayer" auf die Langboote. Die treiben sie anfangs mit einem melodiösen, aber flotten Intro an, in das sie auch einen Kampfschrei integrieren.
Hat sie den vorherigen Track noch ausgelassen, kehrt die Flöte auf "The Raven's Cry" zurück, dessen Refrain es zusätzlich zu den Lyrics zu einer einwandfreien Kriegshymne macht. Der höchste von Selleby dargebotene Ton verdeutlicht jedoch, dass der Sänger besser in seiner Midrange aufgehoben ist. In "Between The Enemy Lines" klingt er wesentlich überzeugender. Dennoch bringt das Stück gleichzeitig den Hauptkritikpunkt hervor: "Tales From The North" ist nicht mehr und nicht weniger als Durchschnitt. Die Originalität sowohl in Bezug auf die Thematik als auch auf die Musik lässt etwas zu wünschen übrig.
Ein weiteres Manko weist "Sail Among The Dead" auf. Die Melodie der Strophe hätte einen langsameren Rhythmus gebraucht; der kommt aber erst im Refrain. So klingt es jedenfalls nicht stimmig. Man muss ja nicht unter jeden Track undifferenziertes Gitarren- und Schlagzeug-Getöse packen. Dem Einwand des unnötig schnellen Tempos treten sie auf "Stake My Claims" entgegen, das zeigt, dass einem Power-Metal-Song auch nichts abbricht, sollte er mal nicht so geschwind wie sonst voranschreiten. Wenn er es aber macht, dann gerne wie im Energiebündel "1066".
"Tales From The North" präsentiert sich als solides Power-Metal-Album mit einigen Baustellen und sticht nicht aus der Masse der Publikationen heraus. An Konzeptalben wie etwa Kamelots "Epica" oder "Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory" der Progger Dream Theater kommt es lange nicht heran.
1 Kommentar
Mal wieder absolut unterirdischer Power Metal. Eine Schande für das kulturelle Erbe des "Nordens", also dem was man hier hochhalten möchte, während man sich in Sachen Kitch und beschissenem Design in früher 2000er-Manier selbst übertroffen hat.
Manche Dinge ändern sich wohl nie