laut.de-Kritik

Händchenhalten, Fäuste ballen, Haarpracht schütteln!

Review von

Spätestens seit der Veröffentlichung des Top-drei-Albums "Santa Muerte" aus dem Jahr 2011, gehören die Broilers zur Crème de la Crème der nationalen Punkrock-Szene. Diesen Status wollen die Düsseldorfer natürlich nicht mehr hergeben. So schmeißt die Band auch auf ihrem neuen Album all die Zutaten in einen Topf, die bereits vor drei Jahren zigtausende Punkrock-Freunde mit der Zunge schnalzen ließen.

Mit satten Gitarren, die im Vergleich zum Vorgänger mit noch etwas mehr Distortion um die Ecke kommen, scheppernden "White Light, White Heat, White Trash"-Drums und jeder Menge hymnenhafter Refrains im Gepäck schmettern die Rheinländer ihren Fans abermals reichlich Zündstoff um die Ohren.

Um jedoch zu vermeiden, dass die Zeigefinger der Geradeaus-Gegnerschaft frühzeitig anschwellen, sorgen die Broilers mit regelmäßig eingeschobenen Ruhemomenten à la "Wo Es Hingeht", "Ich Hol' Dich Da Raus" oder "Ich Brenn'" für ausreichend Zeit zum Luftholen. Mit poppigen Anleihen, Offbeat-Einschüben und U2-Erinnerungen präsentiert sich die Band von ihrer vielschichtigen Seite, ohne dabei all den Fans auf die Füße zu treten, die sie vor allem aufgrund ihrer Fast Forward-Klänge ins Herz geschlossen haben.

Viele Anhänger tragen die Rheinländer nicht nur wegen ihrer Musik, sondern vor allem wegen ihrer Texte auf Händen. Diese präsentieren sich auch anno 2014 wieder volksnah und unmissverständlich. Mit Mutmach-Parolen, Gesellschafts-Ohrfeigen und jeder Menge Hoffnung auf bessere Zeiten reißen die Broilers geschickt Barrieren ein, so dass sich der einzelne Fan stets persönlich angesprochen fühlt.

Was mit zarten Klängen schon vorzüglich funktioniert, reißt im Verbund mit fetten Gitarren und choralen Arena-Angriffen natürlich die dicksten Mauern nieder. So gibt es kein Halten mehr, wenn sich die Band mit stromlinienförmigen Punkrock-Krachern im Stile von "Ist Da Jemand?", "Zurück In Schwarz" oder "Nanana (Ich Krieg' Das Hin)" unter die Pogo tanzende Meute mischt.

Irgendwo zwischen Social Distortion und den Toten Hosen parkend, errichten die Broilers einen versifften Hinterhof-Club auf dem Rasen einer Freiluft-Arena. Händchenhalten, Fäuste ballen, Haarpracht schütteln: Hier ist alles erlaubt. Two thumbs up!

Trackliste

  1. 1. Ist Da Jemand?
  2. 2. Zurück In Schwarz
  3. 3. Wo Es Hingeht
  4. 4. Nur Nach Vorne Gehen
  5. 5. Ich Hol' Dich Da Raus
  6. 6. Die Hoffnung Stirbt Nie
  7. 7. Wo Bist Du (Du Fehlst)?
  8. 8. Ich Brenn'
  9. 9. Nanana (Ich Krieg' Das Hin)
  10. 10. Ich Will Hier Nicht Sein
  11. 11. Die Letzten (An Der Bar)
  12. 12. Grau, Grau, Grau
  13. 13. Der Rest Und Ich
  14. 14. Irgendwo Dazwischen
  15. 15. Das Da Oben (Nur In Dir)
  16. 16. Gutes Leben

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16 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Kann es sein, dass der Schreiber eine besondere Version von dem Album gehört hat? Ich wundere mich gerade wieviel Energie dem Album zugesprochen wird! Und mit dem Begriff Punkrock wird mittlerweile auch recht inflationär umgegangen. Interessant ist auch das Lob für die Texte. Es gab schon schlimmeres, aber dieses Album ist mit Sicherheit nicht hervorzuheben. Weder in der Reihe der Broilers-Alben, noch im Bereich Punkrock. Und irgendeine Verbindung zu Social Distortion herzustellen kann man als großen Blödsinn bezeichnen. Aber vielleicht hat man zum vergleichen oder beim Versuch eine Band in irgendeine Richtung zu schieben immer nur gewisse Standartbeispiele. Meldodien, ach dann eben SD. Naja, Musik bleibt Geschmackssache, aber solche Albumkritiken sicher nicht! Wenn es gefällt, dann ist das natürlich völlig ok, aber dann sollte man trotzdem aus Äpfeln keine Bananen machen.

  • Vor 10 Jahren

    kommt net an santa muerte ran,viel zu wenig songs die man aus dem stehgreif mitgröhlen kann, stattdessen wird teilweise derart schnulzig auf noir musiziert, dass es auch eingefleischten pur fans warm in der hose werden könnte.liegt natürlich auch bissi an der glattgebügelten produktion aber die gabs auch scho aufm vorgänger, nur das da es songmaterial einfach besser war.für mich eher enttäuschend, knappe drei punkte.

  • Vor 10 Jahren

    Punk würde ich das jetzt auch nicht unbedingt nennen, aber musikalisch auf jeden Fall viel breiter aufgestellt. Der Sound ist natürlich nicht mehr so dreckig wie früher, aber hat trotzdem seine Ecken und Kanten. Ist jedenfalls nicht so ein glattgebügelter Sound, wie man vielleicht hätte erwarten können. Mir gefällts ziemlich gut.

  • Vor 10 Jahren

    Leider hält das Arwork von Noir nicht das, was es für die Musik des Albums verspricht. 3- 4 Stücke anhörbar, der Rest so schlecht wie die Hosen seit 15 Jahren. Dagegen war Santa Muerte wirklich noch Punk Rock pur. Und mit SD hat das hier gar nix zu tun, weder ansatzmäßig noch in der Orientierung.

    Sammy hat davon gesprochen auf dem Weg zur Nr. 1 in den Charts könne ihnen nur noch Helene Fischer in den Weg geraten. Sorry, aber da drück ich der Helene die Daumen...

  • Vor 10 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 10 Jahren

    Hm keine Ahnung wie ich dieses neue Album finden soll. Ich bin 32 und gehör daher wohl noch nicht zu den "Mittdreißigern" die dieses teilweise an Emo-Pop-Synthi-Schlager-Musik erinnernde Album gut finden werden (Laut einer anderen Rezension)....Ich warte jetzt einfach 3 Jahre und dann hör ichs mir nochmal an...dann find ichs bestimmt klasse ;-) Bis dahin sind die BrOIlers für mich nur noch die Breulers...das OI gehört da nicht mehr, da sie ja eh nur noch ein Schatten ihrer selbst sind...schade.