laut.de-Kritik

Eingängige Pop-Schnulzen mit wilden Trommeln im Rücken.

Review von

Chima dürfte vielen zumindest durch seine Radio-Dauerbrenner "Morgen" und "Ausflug Ins Blaue" bekannt sein. Nun veröffentlicht Chimaobinna Onyele sein viertes Soloalbum "Von Steinen & Elefanten". Das mit den Steinen ist nicht wörtlich zu nehmen, aber Dickhäuter trampeln schon auf der ersten Singleauskopplung herum: "100 Elefanten" präsentiert sich dermaßen radiotauglich, dass der Refrain noch Stunden später im Kopf umherschwirrt.

Mal mit Chor, sanften Streichern oder harmonischen Klavierklängen, aber immer mit wilden Trommeln im Rücken tanzt Chima nicht "auf dem Minenfeld", sondern produziert lieber eingängige Pop-Schnulzen. Auch bei "Mit Dir Teilen" kleiden sich lebensbejahende Gute-Laune-Texte in ein luftiges und tanzbares Gewand, das stellenweise sogar an Vampire Weekend erinnert. Inhaltlich schlägt der Longplayer exakt in die gleiche Kerbe wie anfangs genannte Hits: Aufbruch und Liebe heißen die dominanten Themen und lassen das Gesamtpaket trotz des ansprechenden Sounds etwas eintönig erscheinen.

Wie ein "Löwenzahn" schiebt sich der Sänger selbst "durch den härtesten Beton", geht auf seinem Weg keine Kompromisse ein und lässt sich von nichts und niemanden ablenken. Selbstbestimmen anstatt auf Zufälle hoffen lautet die Devise. Und trotz Geldsorgen und Liebeskummer "Stein Für Stein" vorankommen. "Das Wird Alles Verändern" trifft sicherlich nicht auf Chimas Album zu, aber weh tun wirds sicher auch keinem – wobei er bei Versen wie "Lasst die Vögel den Himmel regieren" stimmlich an seine Grenzen gerät.

Der Liebe widmet sich der Frankfurter ebenso ausgiebig, auch wenn sie sich scheinbar erledigt hat: "Das Grosse Schweigen" handelt von ungesagten Worten, verletzen Gefühlen und Sich-im-Kreis-drehen. Hier ist hörbar die Luft raus. Begleitet von harmonischen Klaviertönen rückt die bevorstehende Trennung immer näher und Chima schafft endlich das "Weggehen". Kurze Zeit später stellt er gegenüber der neuen Flamme jedoch fest: "Mit dir mach ichs wie nie, aber du bist nicht sie". War wohl nix. Der Sänger erinnert sich lieber an einen Sommer im "Rebstockbad", umgeben von Chlorgeruch und Plastikstränden.

Textlich übertritt Chima die Grenze zum Kitsch ein ums andere Mal, was sich bei deutschsprachigem Singer/Songwriter-Pop leider oft kaum vermeiden lässt. Wenn man dann allerdings noch ein Kind engagiert, um den Refrain einzusingen, erinnert "Alles Was Ich Will" doch mehr an "Kinderquatsch mit Michael" als aufrichtiges Träumen von Liebe, Sicherheit und Freiheit. "Stell dir vor, du kommst wieder – was bringst du dann mit?" fragt er im letzen Song. Gute Frage. Ein paar Widerhaken wären definitiv angebracht.

Trackliste

  1. 1. 100 Elefanten
  2. 2. Stein Für Stein
  3. 3. Mit Dir Teilen
  4. 4. Das Grosse Schweigen
  5. 5. Das Wird Alles Verändern
  6. 6. Weggehen
  7. 7. Du Bist Nicht Sie
  8. 8. Alles Was Ich Will
  9. 9. Löwenzahn
  10. 10. Rebstockbad
  11. 11. Du Kommst Wieder

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