laut.de-Kritik
Melancholische Texte vor mächtiger Kulisse.
Review von Dani Fromm"Als Clueso mit Band und Stüba Philharmonie im Winter 2009 gemeinsam durch Deutschland reisten, ging ein Traum in Erfüllung, getragen vom Enthusiasmus und der wahren Liebe zur Musik." So prangt es, in gülden geprägten Lettern, im Klapp-Cover eines Doppelalbums, das keines Titels bedarf.
Mit einem mehr als 80-köpfigen Philharmonie-Orchester zusätzlich zu seiner bewährten Backup-Combo weiß Clueso tatsächlich "die geilste, größte, fresheste", und vermutlich auch "die hübscheste Band" in seinem Rücken. "Ich kann dich, wenn du willst, gern ein Stück mitnehmen / Und es geht los von jetzt auf gleich, wenn du dich traust."
Der Obhut Cluesos und Konsorten sollte man sich bedenkenlos anvertrauen. "Doch wir umfahren den Rest und nehmen Wege, die wir noch nicht kennen." Ganz so stimmt das zwar nicht: Weder Cluesos Wandlung vom Rap hin zu Pop und Singer/Songwritertum noch die Idee, den eigenen Sound klassisch-orchestral aufzuhübschen, blieben in der Vergangenheit ohne Beispiel.
Unvergleichlich allerdings, mit welch spielerischer Leichtigkeit Clueso, seine Band und eine Armada gestandener Orchestermusiker harmonieren, sich dabei gegenseitig umschmeicheln und den Boden bereiten, als sei es nie anders vorgesehen gewesen.
Wie leicht hätte ein nahezu unscheinbarer Typ wie Clueso in komplexen Orchesterarrangements untergehen können! Doch die Musiker errichten ihrem Sänger, der bisher zwar immer sympathisch, aber oft auch ein wenig langweilig erschien, ein Podest, auf dem seine unaufgeregte Art endlich zu voller Blüte gelangt.
Seine oft lakonischen, immer leicht melancholischen Texte kredenzt Clueso vor mächtiger Kulisse in geradezu bewundernswerter Seelenruhe, schmiegt sich in die erhabene Schönheit der Musik und lässt sich tragen.
Band und Orchester interagieren in einer Weise organisch, die schon fast unheimlich wirkt. Mal übernehmen Streicher, mal Bläser den Einsatz, und die Band groovt sich später dazu. An anderer Stelle sind es Keyboards oder zart angeschlagene Gitarrensaiten, die den Auftakt vorgeben.
Die Tracks dämmern herauf, entfalten sich wie ganz von alleine und warten nur darauf, dass Clueso das Ruder übernimmt. Ob luftig-funky, Revue-tauglich im vollen Big Band-Style oder in epischer Monumentalfilm-Breite angelegt: Die Heerscharen von Musikern treffen die in den Texten eingefangenen Stimmungen perfekt.
Den bombastischen Aufwand, der nötig gewesen sein muss, um die unzähligen Beteiligten unter einen Hut zu bringen, kann man nur erahnen. In der scheinbaren Mühelosigkeit, mit der das fertige Produkt glänzt, steckt die größte Leistung.
Der Spaß an der Sache schwebt dabei greifbar über allem. Immer wieder geht mit Clueso, in Ansagen und Vortrag, die Entzückung durch. "Auf dieser Tour begeisterten die Musiker nicht nur das Publikum, sondern vor allem auch sich selbst", erklärt die Cover-Inschrift. Das hört man, in jeder Zeile, in jeder einzelnen Note.
Kein Wunder, dass das Zusammenspiel mit der Stüba Philharmonie für Clueso und Band zu einem Doppelalbum ausuferte: Alle miteinander hatten ganz offensichtlich "Kein Bock Zu Gehn". Gut für den gebannten Zuhörer, der Clueso am Ende beipfichten will: "Es geht mir gut, wenn mich gute Musik geflasht hat."
8 Kommentare
Sooo direkt mal bei iTunes gekauft... Die Version von "Gewinner" haut mich ja dermaßen weg ... Genial
und "so sehr dabei" geht einem auch sehr nah
itunes lol wieviel kbit haben die da? 64?
320
super Sache.
ich liebe es! wahnsinn...