laut.de-Biographie
Colter Wall
In Videos und Pressefotos erinnert er zu Beginn seiner Karriere an Schofield Kid, jenen unbedarften und halbblinden Möchtegern-Revolverhelden, der Clint Eastwood alias William Munny im Western-Klassiker "Erbarmunglos" überredet, mit dem Schießeisen die Ehre einer Prostituierten wiederherzustellen. Kid merkt bald, dass er nicht zum Helden taugt und zieht den Schwanz ein. Viele Tote später überlässt er Munny sogar das Preisgeld.
Das Bild trügt. 1996 geboren, wächst Colter Wall in Swift Current, Saskatchewan auf. Der Sohn eines Outlaws ist er nicht, sein Vater Brad ist von 2007 bis 2018 der beliebte Premierminister der kanadischen Prairie-Provinz.
Mit seiner ersten EP "Imaginary Appalachia" (2015, erscheint in Deutschland 2018) beweist Colter, dass er schon mit 19 kein Greenhorn mehr ist. Der Auszug "Sleeping On The Backtop" ist 2016 im Western "Hell Or High Water" zu hören, dessen Soundtrack von Nick Cave und Bad Seed-Mitglied Warren Ellis stammt.
Rick Rubin ist so von ihm begeistert, dass er ihn im gleichen Jahr auf eine Party im Rahmen der Grammy-Awards mitnimmt und ihn dort auftreten lässt. "Colter singt und schreibt auf eine zeitlose Weise. Das ist für jemanden in seinem Alter absolut ungewöhnlich", urteilt der Starproduzent.
Aus einem Vertrag mit dessen Label American Recordings wird nichts, die Karriere Walls macht mit einem Auftritt im Vorprogramm von Lucinda Williams im ehrwürdigen Ryman Auditorium in Nashville dennoch den nächsten Sprung. Sein Vorbild Steve Earle ist bei einer weiteren Show so hingerissen, dass er ihn "den besten jungen Singer/Songwriter der letzten 20 Jahre" nennt.
In der Hauptstadt des Country nimmt Wall sein selbstbetiteltes Debüt auf, das 2017 auf dem kleinen Label Young Mary's Record erscheint. Die Rolle des Produzenten und Co-Musikers übernimmt Dave Cobb, der 2015 auch an zwei Grammy-prämierten Alben beteiligt war.
"Colter Wall" heimst begeisterte Kritiken ein. Nach seinem Umzug in die USA, in den ebenfalls ländlich geprägten Bundesstaat Kentucky, veröffentlicht er die Alben "Songs Of The Plains" (2018) und "Western Swing & Waltzes And Other Punchy Songs" (2020). Trotz seines noch jungen Alters und der bürgerlichen Herkunft klingt Wall, als wäre er ein Cowboy aus dem 19. Jahrhundert.
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