laut.de-Biographie
Corrosion Of Conformity
"So viele Bands werden in zehn Jahren über sich selbst lachen. Das wollen wir nicht." Pepper Keenan, Gitarrist und Sänger von Corrosion of Conformity, kann mit gutem Grund behaupten, dass sich seinen Band nie einem Trend oder dem Musicbiz unterworfen haben. Das hat sie zwar nicht reich, dafür aber bei Kollegen legendär gemacht. Die Südstaaten-Combo lebt seit ihren Anfängen in den frühen 80ern konsequent den Rock'n'Roll. Über die Jahre hat sich sowohl ihr Sound wie auch das Line-Up mehrmals geändert. Doch ihre groovenden Riffs, eingebettet in ausgereiftes Songwriting, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Band.
Als der fünfzehnjährige Woody Weatherman mit offenem Mund ein Konzert von Black Flag verfolgt, hat das einen bleibenden Effekt. Er legt sich eine Gitarre zu, findet an der High School in Reed Mullin einen Drummer, und mit Mike Dean am Bass ist der Grundstein für COC gelegt. Mit dem Ziel vor Augen die "schnellste Band Amerikas" zu werden erscheint 1983 das Hardcore-Urgestein "Eye For An Eye", das ein Kerl namens Eric Eycke einshoutet. Um das Geld für die Platte aufzutreiben, spenden die Jungs wie die Wilden Blut und lassen sich sogar die Haare schneiden, um sie zu verkaufen!
In einer Zeit als sich Punks und Metalheads noch gegenseitig die Köpfe einschlagen, vollzog die Band schon auf ihrer zweiten Scheibe "Animosity" die Fusion von Heavy Metal und Punk. Da Eycke schon wieder Geschichte ist, übernimmt Mike Dean den Gesang. Dieser erinnert zwar noch deutlich an die Punkwurzeln, jedoch geht die Musik schon deutlich in die Thrash-Ecke.
Für die EP "Technocracy" fühlt sich ein Herr mit dem schönen Namen Simon Bob Sinister berufen, die Vocals beizusteuern. Doch auch ihm ist kein langer Aufenthalt in den COC-Reihen beschert. Nachdem es eine Zeit lang mit obskuren Wiederveröffentlichungen, Problemen mit Managern und weiß der Teufel was drunter und drüber geht, löst sich die Band genervt auf. Mike zieht nach Philadelphia, um dort seine neue Band Ninefinger zu gründen.
Woody und Reed raufen sich dennoch wieder zusammen und mit Basser Phil Swisher und Sänger Karl Agell geht es erneut an die Arbeit. Mit dem ehemaligen Graveyard Rodeo-Klampfer Pepper Keenan kommt ein zweiter Gitarrist dazu, der den Sound mächtig nach vorne drückt. Ihr Meisterstück legen die "Crossover-Pioniere mit dem Album "Blind" und dem Klassiker "Vote With A Bullet" ab, auf dem Pepper auch die Vocals übernimmt.
Darauf folgt der kommerzielle Aufschwung. Ein Deal mit Sony/Columbia und vor allem das Feature auf MTV durch die beiden Dumpfbacken Beavis und Butthead sorgen für Aufmerksamkeit. Jedoch gestaltet sich die Arbeit mit Karl während den Aufnahmen zu "Deliverance" als zu schwierig, weswegen er aus der Band fliegt. Basser Phil nimmt daraufhin ebenfalls seinen Hut, was aber nicht wirklich stört, denn so kann Mike zurückkehren und mit COC das Album aufnehmen. Nach einem Sänger müssen sie sich nicht umsehen, denn Pepper erledigt den Job par excellence.
Es folgt eine Tour mit Megadeth und Monster Magnet und das Album wird beinahe vergoldet. Zwischenzeitlich spielt Pepper mit Mitgliedern von Pantera, Crowbar und EyeHateGod das Down-Debüt "Nola" ein. Ohne lange Pause kehren COC ins Studio zurück und nehmen "Wiseblood" auf. Mit ihren alten Kumpels von Metallica zuckeln sie sowohl durch die USA als auch Europa und fahren danach noch eine recht erfolgreiche Headliner-Tour mit Machine Head.
Doch die Musiker sind mit ihrer Situation nicht glücklich. In Anbetracht eines Label-Kollegens wie Ricky Martin auf dem selben Label erklärt Frontmann Pepper: "Die Jungs von Columbia hatten mit Rock nicht mehr viel zu tun und wir wollten nicht um jeden Preis auf einem Major bleiben. Also fragten wir sie, ob wir gehen könnten ... und sie akzeptierten, dass wir eine ehrliche Band sind. Also verabschiedeten wir uns und bekamen unsere Musik zurück."
Ehrlichkeit gegenüber sich selbst ist COC genau so wichtig wie die politische Message. So kann es schon mal passieren, dass man sich auf ihren Konzerten für die Wahl registrieren lassen kann, wenn es denn nicht wegen übler Nachrede gegenüber der US-Regierung abgesagt wird. Nationalismus und Rechtskonservatismus in Amerika und auch in der Musikszene sind ihnen ein Dorn im Auge. Diese Thematik gehört zur Gruppe, genauso wie die öffentliche Unterstützung für Amnesty, PETA und Greenpeace. Als einen Monat nach den Anschlägen vom 11. September noch ganz Amerika nach Rache schreit, machen COC mit einer Veranstaltung zur Unterstützung einer afghanischen, pro-demokratischen Frauenvereinigung - die unter anderem Schulen für Mädchen einrichtet - auf ihr politisches Engagement aufmerksam.
Nach ihrer langen Reise durchs Musikgeschäft sind die gereiften Jungs mit ihrem letzten Studioalbum "Americas Volume Dealer" (2000) bei Sanctuary Records und toughem Blues-Rock angekommen, dem neben Akustikgitarren auch mal ein Klavier beiwohnt. Dennoch sind sie ihren Wurzeln treu geblieben und ziehen ihr eigenes Ding durch, das sicherlich nicht eines Tages der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
Dummerweise hat sich Reed Mullin schon ein paar Jahre zuvor den Rücken verletzt und nie ganz ausgeheilt. So kommt es, dass er die Tour nicht mitmachen kann und Jimmy Bower für ihn einspringt, der somit auch auf der "Live Volume" CD und DVD zu hören und sehen ist. Als Reed auch noch mit seiner Band Brown durchstartet, in der er singt, ist seine Zeit bei COC vorüber.
Nach der Tour wird es zunächst sehr still um die Band, da einige andere Dinge anstehen und Pepper auch kurz als Bassist bei Metallica im Gespräch ist. So dauert es bis April 2005, ehe sich die Jungs mit "In The Arms Of God" zurück melden. Doch bevor das Album in den Läden steht, sind COC schon wieder mit Motörhead auf Tour.
Nach der erfolgreichen Rundreise mit Lemmy und Co., lassen es die Sludge-Metaller ruhig angehen und entfernen sich zunehmend vom öffentlichen Rampenlicht.
Es dauert ganze fünf Jahre ehe sich die Band aus North Carolina wieder intensiv ums Tagesgeschäft kümmert. Erstmals seit zwölf Jahren touren COC wieder durch Europa, allerdings ohne Pepper Keenan. Der ist intensiv mit Down beschäftigt, was zur Folge hat, dass Woody Weatherman, Mike Dean und Reed Mullin als Dreiergespann die Bühnen Europas entern.
So ganz nebenbei prügelt das Trio auch noch den "In The Arms Of God"-Nachfolger ein. Der selbstbetitelte Silberling erscheint Anfang März 2012. Dabei spielt Politik abermals eine große Rolle: "Unsere Lyrics präsentieren immer die Haltung von COC, weil wir uns nie auf die Bühne stellen würden und bloß darüber singen, wie wir uns letzte Nacht haben volllaufen lassen. Wir sind nach wie vor eine politische Band."
Noch keine Kommentare