laut.de-Kritik

Wiener Melange zwischen Indie und Liedermacher.

Review von

Als bester junger Liedermacher Österreichs von der Presse ausgerufen und von sich selbst in einem seiner bekanntesten Songs als der schönste Mann in Wien bezeichnet (ob das so selbstironisch oder doch selbstbewusst gemeint ist, zerfließt im Schmäh der Stadt), legt Der Nino aus Wien mit seinem zehnten Album zwölf Songs abseits des aktuellen Austria-Hypes vor und schwimmt doch obenauf.

Nino Mandl, wie der Musiker eigentlich heißt, und seine Band bewegen sich zwischen Sixties-Pop, Beat-Poetik und Wienerlied so geschmeidig und gelassen hin und her, dass man trotz der meist melancholisch und traurigen Texte den widrigen Alltag irgendwie beschwingter angeht, denn die Songs wecken immer eine gewisse Nostalgie. In "Hirschstettner Lebensart" kommt beispielsweise ein typischer Falco-Sprechgesang hervor, in "Wach" fühlt man sich hingegen frappant an die Eagles erinnert. Dass dieses Album aber auch wärmt wie ein guter Mokka mit viel Schlagobers liegt auch an den Melodien, die mal mit schlurfiger Pete Doherty-Attitüde daherkommen oder im Kinks-Sound swingen – ein Song heißt gar "Lola". Aber der Nino besingt darin seine mit 20 Jahren verstorbene Katze, der auch gleich das ganze Album gewidmet ist.

Katzengleich wirkt auch die LP, sowohl agil als auch behäbig. Dabei ist Der Nino aus Wien eigentlich mehr Erzähler als Musiker: Gerade in seinen Konzerten kommt das zum Tragen, wenn er sich ans Publikum wendet, als säße er gerade am Kneipen-Tresen. Dabei ist er sich ziemlich darüber im Klaren, dass man bei Auftritten der Klischee-Wiener erwartet und im ziemlich hingerotzt-raschen Song "Konzert" nimmt er diese Erwartungshaltungen aufs Korn.

Dort heißt es, die Leute warteten eh immer auf ein Cover vom Falco. Dem Nino aus Wien sind solche Wünsche ziemlich wurscht, wiederum fast wie einer Katze, die sowieso weiß, dass man mit beiläufigem Schnurren viel mehr Aufmerksamkeit bekommt. Und so vermischt er Leicht- und Tiefsinn in seiner Musik derart schön, dass man sich nur solchen Zeilen anschließen kann: "Und die Sorgen fallen in den Aschenbecher rein, ein voller Mond springt mir ins Glas".

Trackliste

  1. 1. Unterwegs
  2. 2. Hände
  3. 3. Hirschstettner Lebensart
  4. 4. Lola
  5. 5. Nur ein trauriges Lied
  6. 6. Konzert
  7. 7. Alles passt
  8. 8. Unentschieden gegen Ried
  9. 9. Jukebox
  10. 10. Wer ist der Ärgste
  11. 11. Bevor du schläfst
  12. 12. Wach

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