laut.de-Kritik
Italienischer Stampfpop für die Charts.
Review von Eberhard DoblerElektronische Musik zu kreieren, ist weiß Gott kein Verbrechen. Auch wenn die Protagonisten früher in der Musikschule Klavier oder in Rockcombos Keyboard gespielt haben. Im Falle Maurizio Lobinas von Eiffel 65 hat letzteres kaum gefruchtet. Muss es auch nicht. Dennoch sollte musikalisch mehr heraus kommen als Euro-Dance-Nummern im Stile der Single "Lucky (In My Life)" für die Schaumparty.
Dass die drei Italiener bessere Tracks produzieren können, zeigt "New Life", ein Song, der dem französischem Filterhouse nahe steht. Dasselbe gilt für "Crazy" und "Life Like Thunder". Schicke Sounds, angenehme Grooves und eingängige Basslinien finden sich hier. Während man Eiffel 65 im Bassbereich keine besonderen Schwächen diagnostizieren kann, sind die 0815-Gesangsmelodien (die zudem permanent durch den Vocoder gejagt werden) und aufdringlichen Keyboardlines im Europop-Format ätzend.
Diese klingen teilweise so dümmlich und unkontrolliert einfach, als wollten Eiffel 65 ihren Konsumenten nichts anderes als abgedroschene Kindergarten-Melodien zumuten ("I DJ With The Fire"). Manche Songs fangen durchaus gut an ("One Goal" mit Streicherarrangement), münden dann aber im üblichen gesichtslosen Gestampfe ("People Of Tomorrow"). Die Ballade "King Of Lullaby" könnte zum Soundtrack eines Walt Disney-Trickfilm werden. "Brightly Shines" und "World In The World" sind dagegen etwas düsterere Nummern.
Innerhalb der Europäischen Union gibt es Diskussionen darüber, ob Kunst als Kultur- oder Wirtschaftsgut anzusehen ist. Eiffel 65 verdienen sich mit ihrem synthetischen Discopop jedenfalls eine goldene Nase.
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