laut.de-Kritik
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Review von Stefan MertlikDurchhaltevermögen bewies Eko Fresh bereits mit "101 Bars", "200 Bars", "300 Bars", "500 Bars", "700 Bars" und zuletzt vor sechs Jahren mit "1000 Bars". Nun hat der 36-Jährige mit "2020 Bars" all das getoppt und den längsten deutschsprachigen Rap-Song aller Zeiten aufgenommen. Gegen die eineinhalb Stunden wirkt Wolfgang Petrys "Längste Single der Welt" wie ein Interlude.
Eko Fresh nutzt die 2020 Takte, um die komplette Palette seiner Fähigkeiten abzufrühstücken. Dabei verfolgt er einen inhaltlichen Spannungsbogen. Der Kölner beginnt mit Zeilen über den Zustand der Szene, lobt anschließend eigene Verdienste und richtet sich im letzten Viertel an seine Familie.
Anders als bei früheren Projekten dieser Art werden Ekos Aussagen keine Diskussionen unter Kollegen und Fans befeuern. Nach zwei Dekaden im Spiel hat er einfach nichts Neues zu sagen. "Du chillst in einem Raum voller Shisha-Tabak-Rauch / Mit kriminellem Abschaum, der ticken geht und klaut / Das soll die Basis sein für das Business, was du baust / Damit Kinder auf dich schauen, dich im Internet bestaunen."
Stattdessen verdeutlicht Eko Fresh, wohin sein Wertekompass zeigt. Das Vermitteln von Idealen an die jüngere Generationen scheint ihm wichtig. Das vermischt er mit giftigen Bars gegen die heutigen Idole der deutschen Jugend. So werden alte Weggefährten zwar mit Zeilen bedacht, aber nicht namentlich genannt: "Ist okay, du springst auf jeden Trend verlässlich auf / Dachte nur nicht, dass du mich mit jedem Random-Kanak tauschst."
Alle drei bis zehn Minuten wechselt der Beat. Phat Crispy hat sich an Ekos Geschmack orientiert und blasse Instrumentals mit Boom-bap- und Westcoast-Einflüssen aneinandergereiht. Die Musik erfüllt nur einen Zweck: Ekos präzisen Flow transportieren. Lediglich im letzten Drittel lassen die Instrumentals aufhorchen, da in schnellerer Abfolge Klassiker wie "Optik Anthem" und "Ich bin jung und brauche das Geld" zitiert werden.
Ab und zu nutzt Eko einen Stimmenverzerrer, wechselt in einen Hashtag-Flow oder spielt mit Betonungen und Stimmlagen. Meistens bleibt er aber in einem konstanten Fluß. Womöglich will Eko Fresh den Fokus auf die Inhalte richten. Denn zum Preacher und Teacher wird er immer wieder: "Hip-Hop kann Leben ändern, da bin ich ganz bei dir / Doch ohne Fanta Vier wär das nicht im Land passiert."
"2020 Bars (The Goat)" ist eine sportliche, aber keine künstlerische Leistung. Der Song wirkt wie ein aus der Zeit gefallenes Mixtape. Eko spricht dennoch spannende Themen an. Aufgeteilt und mit Kehrversen versehen hätte er vielleicht eine seiner besseren Platten aufgenommen. In dieser Form gönnen sich vermutlich nur beinharte Fans einen zweiten Hördurchgang. Für die Streaming-Dienste hat er den Song in 52 Anspielpunkte zerstückelt.
6 Kommentare mit 3 Antworten
Der CDU-Parteitag unter den Rappern.
Amen.
1,5 Std. Eko-Gebrabbel wie zigfach zuvor, nur NOCH länger, nein Danke.
Musik für Leute die auch noch Eisfeld für relevant halten sowie Samy Deluxe pumpen. Message mag gut sein nur kommt sie nicht dort an wo sie hin soll.
Grüße gehen raus an Burhan. 1/5
"Hip-Hop kann Leben ändern, da bin ich ganz bei dir / Doch ohne Fanta Vier wär das nicht im Land passiert."
Schon mal Props von Lauti!
Yo, ich rede ja schon seit Ionen davon, dass lockershit-Reimer S.M.U.D.O. (er ist halt so) regiert af. Onkel Eko hat es nun auch erkannt.
1000 Bars fand ich cool, das hier nicht.
"Die neue Mucke.. kann ich mir garnicht mehr geben." Ganz genau, Eko.