laut.de-Kritik
Elf Lieder und fünf Skits, die locker über dem grauen Rapalltag stehen.
Review von Joachim GaugerErst ein Jahr ist es her, dass das Hambuger Hip Hop-Trio Fettes Brot mit ihrer Doppel-CD "Fettes Brot für die Welt" ihre Bandgeschichte resümierten. Jetzt melden sie sich mit ihrem aktuellen Album zurück. Einst totgesagt sorgen sie mit gewohnt melodischen Tracks, technischer Finesse und vor allem mit genial-verspielten Beats dafür, dass man die Platte so schnell nicht mehr aus dem CD-Player nimmt.
Der erste Eindruck schockt noch etwas: Kein Instrument, weder gesampelte Streicher noch Klavier, Gitarre, Orgel oder Akkordeon sind zu schade, um die eingängigen, oft von (Kontra-) Bass untermalten Melodien zu verkörpern. Aber mit so durchgehend frischen Beats und dem scheinbar angeborenen Flow von Doktor Renz, Schiffmeister und König Boris kann das nur gut gehen: Ohne ihren Stil über Bord zu werfen haben Fettes Brot ein verdammt vielfältiges Album produziert.
Das fängt bei straighten Texten auf Minimalbeat an, und hört bei Liebeserklärungen zu Akkordeon oder Popverschnitten mit Titeln wie "Könnten sie mich kurz küssen?" noch lange nicht auf. Entgegen der ersten Single "Schwule Mädchen" sind richtige Party-Tracks selten; der Großteil von "Demotape" klingt ruhig und melancholisch. Wenn man mal von dem Gitarren - Blues "The Grosser" absieht, haben es die drei Hip Hop-Veteranen auch geschafft, allzu kindische Ausreißer vermeiden.
Das muss nicht heißen, die Texte seien fantasielos: im Gegenteil. Aus allen Ecken und Enden quillt der Schalk, augenzwinkernd wird die eine oder andere Anekdote erzählt, viel Kritik an der Gesellschaft geübt und auch mal politisch gegen Leitkultur und George W. Bush gereimt. So kommt es auch, dass selbst die tausend und zweite Auflage des Battle-Themas "Wir sind die besten und ihr anderen Poser seid alle so schlecht" nicht im Sumpf der Masse versinkt. "Motherfucker" lässt sich vielmehr als gekonnte Satire verstehen, die nicht ohne Trauer auf den Zustand von Hip Hop in Deutschland anspielt:
"Ein Glück, endlich haben wir diese echt peinliche Rapmusik plattgemacht / und bewegt sie sich hau'n wir nochmal drauf / abgemacht? abgemacht! / [...] / keiner hat was gemerkt, alle waren seelenruhig am Kiffen".
So schlängelt sich die Platte durch elf Lieder und fünf Skits, die locker über dem grauen Rapalltag stehen, nicht zuletzt weil Fettes Brot nun mal Fettes Brot sind, eigenständig und immer etwas anders. Hoffentlich bleibt das so.
1 Kommentar
Viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeellllll zu weicher hip hop!!! Aber hat wenigstens genug Humor:)!