laut.de-Biographie
Galv
"Man braucht Eier, um seiner Kunst keinen tieferen Sinn zu geben." Worte aus dem Mund eines Mannes im bb21-Interview, dessen Puls vermutlich im Takt zu Bootsy Collins' Bass-Rhythmen schlägt.
Der Mann, von dem hier die Rede ist, hört auf den Namen Gavino Crabu, hierzulande vermutlich besser bekannt als Galv. Der Rottweiler Jahrgang 1989 ist nicht nur ein wahrer Weltbürger, sondern lebt den Funk auch wie kaum ein Zweiter.
Noch während der Pubertät beginnt er, sich für Musik zu begeistern, und steht mit zarten 15 Jahren das erste Mal auf einer Bühne im heimischen Rottweil. Im Elternhaus besteht die Beschallung vor allem aus klassischen und jazzigen Sounds.
Sein Vater stammt aus Italien, folgerichtig kommt der junge Galv auch mit italienischen Liedermachern in Kontakt. Multiinstrumentalisten wie Branduardi oder Fabrizio De André prägen ihn, doch als wahre Offenbarung erweist sich Jovanotti, für den Genregrenzen unbekanntes Terrain darstellen. Dessen italienisches Rap-Album "Lorenzo 1994" zählt Galv zu seinen größten Einflüssen.
Trotz aller Liebe zu groovigen Basslines, der Sprechgesang hat es ihm wahrlich angetan. Im Kinderzimmer seiner Schwester begegnet Galv erstmals Cypress Hill und Konsorten, und bastelt dann in der eigenen Spielzeugburg eifrig Bumm-Tschaks in Fruity Loops nach.
Zusammen mit den Kumpels Rob HAK und DJ Nastea aka DJ Nase gründet er damals noch unter dem Alias MC Naks seine erste Crew, die sich selbst Kein Ding nennt. Später heben die drei zudem zusammen das relativ lose Kollektiv der Dogtown Boys, das bald auch ein paar Girls in seinen Reihen hat, aus der Taufe.
Nach seinem Abitur in der ältesten Stadt Baden-Württembergs nimmt sich Galv eine Auszeit und verschwindet für zwei Jahre nach Südamerika. Dort bessert er nicht nur sein Spanisch auf, sondern feilt auch noch an seinen Rap-Skills. Wieder zurück in Deutschland, schnappt er sich Nase, die beiden ziehen nach Stuttgart und rappen zusammen als DN&DG auf Spanisch weiter.
Bis zum ersten Alleingang dauert es noch eine Weile. Zuvor beginnt Galv ein Studium der Internationalen Sozialen Arbeit und veröffentlicht ein paar EPs. Nur um zwei Jahre später, also 2015, mit voller Wucht zuzuschlagen. Da präsentiert er nicht nur die "Ehrenberg Sessions", ein Live-Album mit der Reggae-Band Next Generation Family, sondern auch sein Solo-Debüt "Ogyarre" in digitaler Form. Das eigentliche Debüt "Of The 3 Moonz", das bereits für 2014 angekündigt war, erscheint in Wirklichkeit erst 2016. Als Gründe dafür nennt Galv Komplikationen beim Vertrieb.
Doch egal, wie lange Galv seine Fans warten lässt, es lohnt sich immer. Zusammen mit den Funkverteidigern um Pierre Sonality und DJ Lukutz erreichen seine Sounds auf "Of The 3 Moonz" intergalaktische Sphären. Galvs Sounds klingen tatsächlich nicht wie von dieser Welt, das gilt auch für seine Zusammenarbeit mit S. Fidelity.
Eigentlich klar, dass da nur etwas Irres rauskommen kann, wenn sich einer der derzeit talentiertesten Wortakrobaten, den Deutsch-Rap zu bieten hat und der Jakarta-Zögling, für dessen Produktionen fünf Schubladen zugleich noch zu eng sind, als Galv & S. Fidelity zusammen tun. Der Albumtitel "Shigeo" referiert übrigens auf einen von beiden bewunderten japanischen Musiker, von dem sie aber nicht einmal wissen, "ob der überhaupt noch lebt".
Auch für seinen nächsten Streich setzt Galv auf Kooperation: Zusammen mit Fuzl legt er Ende 2019 "Dito" vor. Auch hier zeigt sich wieder seine größte Stärke: sein unnachahmlicher Flow.
Galv springt von Zeile zu Zeile, von Wort zu Wort, als sei er ein leichtfüßiges Känguru und lässt seine Zuhörer regelmäßig in Gesellschaft einer Frage zurück: Wie, verdammtnochmal, macht der das?
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