laut.de-Kritik
Auf Platte gepresste melancholische Schönheit.
Review von Alexander CordasSoundtracks sind ja so eine Sache für sich. Es gibt nur selten welche, die sich wohltuend vom Gros der lieblosen Zusammenstellungen unterscheiden. "Felt Mountain" ist auch ein Soundtrack, aber nicht zu irgend einem Film, der demnächst zum Kassenschlager avancieren könnte, sondern eher zu den Gefühlen und Stimmungen, die damit transportiert werden.
Melancholie herrscht vor, wenn Alison Goldfrapp und Will Gregory ganz tief in der Emotionsschublade kramen und Tragisches, Zerbrechliches und Aufwühlendes zu Tage fördern. Diese Zutaten werden miteinander verbacken und dann in ein wohltuendes Klangkostüm gewickelt, das sich dann den Ohren des geneigten Hörers entgegenschmeichelt.
Hierbei stechen vor allem die fast schon genialen Arrangements der beiden hervor. Streicher, Bleeps und Noise-Anklänge werden nicht als Füllmaterial für fehlende songwriterische Fähigkeiten missbraucht, sondern bilden den goldenen Rahmen für die exzellenten Lieder. Wenn man auf Vergleiche steht, purzeln die Namen der üblichen Verdächtigen wie Portishead und Björk, aber dies sei nur als ungefährer Orientierungspunkt erwähnt, denn das Werk "Felt Mountain" hat seine ganz eigene Faszination, die sich nicht an eventuellen Vorbildern messen lassen muss.
Hinzu kommt Alisons schaurig schöne Vokalakrobatik. Man muss schon genau hin hören, um zu erkennen, dass da an mancher Stelle kein Sampler am Werk ist, sondern sich die Gute in unglaubliche Höhen hinaufschraubt.
Die erste Hälfte birgt den einen oder anderen Song, der das Zeug zum Klassiker hat. "Human" zum Beispiel, sorgt mit seinem dezenten Shuffle für verhaltenes Popowackeln. Die Streicher im Hintergrund sind ganz offensichtlich von den großen James Bond-Kompositionen wie "Goldfinger" beinflusst worden, die eine Shirley Bassey unsterblich machten. Den Vogel schießen Goldfrapp aber mit "Utopia" ab. Wie das Bouqet eines 50 Jahre alten Whiskeys entwickelt sich dieser Song erst langsam, bevor man dann von einer einzigartigen Soundkollage förmlich platt gewalzt wird, superb!!!
"Felt Mountain" ist ein Riesenwurf. Selten hat mich eine Platte schon beim ersten Hören so beeindruckt. CD einlegen, zurücklehnen, genießen und auf einem wunderbaren Klangteppich von dannen schweben. Leider dauert der gesamte Flug nur knappe 40 Minuten, aber wer wird sich schon beschweren wollen, wenn er dafür 1A-Qualität geliefert bekommt?
8 Kommentare
zu jedem blubbertlutsch wird was abgelassen, aber noch keine meinung zu diesem hammer-album? pöh. banausen!
hab vor paar tagen überlegt, den thread zu "seventh tree" aufzumachen.
das video ist auf jeden fall ganz lustig, mit den tanzenden blättern und büschen.
platte ist wieder sehr gelungen. ganz anders wieder als "black cherry" oder "supernature"
Thread zu Seventh Tree ist schon offen, Screw!
Und ja, das neue Opus hört sich famos an, warum nicht gleich so?
huch, das ist mir dann wohl entgangen.
"Lovely Head" (mit grandios provokantem Single-Cover), "Utopia" und "Human" sind - 'Felt Mountain' hin oder her - eine meiner Lieblingssongs von Goldfrapp. Allen voran: "Utopia". Da malt sich mein Hirn sofort ein Bild aus, wie ein begrünter Wald im späten Frühling zum Leben erwacht, mitten drin: Allison, liegend zwischen bemoosten Baumstämmen und einem Teich, um den lauter Schmetterlinge sausen. Nebel zieht durch die Baumkronen, die Tiere des Waldes summen diese ätherische Melodie völlig versunken in Gedanken mit... Sorry für die kitschige, fantasieschwangere Beschreibung, aber der Track war einer der ersten, der mich aus dem (drögen) Alltag gehoben hat.