laut.de-Kritik
Die personifizierte Hassliebe schöpft aus dem Vollen.
Review von Kai ButterweckIm Video zum Song neuen Song "Love Under Pressure" mimt James Blunt den vor den Schattenseiten der Liebe flüchtenden Tom Cruise. Mit geföntem Seitenscheitel, kantiger Lederjacke und wirrem Blick sieht sich der Brite mit einer garstigen Ex konfrontiert, die mit einem Waffenarsenal erster Güte im Kofferraum nichts Gutes im Sinn hat.
Was aussieht wie ein blutiges Beziehungsdrama im "Alarm für Cobra 11"-Format ist ein erneuter Beleg dafür, dass James Blunt zu den wahrscheinlich bodenständigsten und witzigsten Mainstream-Künstlern der Gegenwart gehört. Den heftigen Sturm der Musikpolizei-Kritik, die in regelmäßigen Abständen auf ihn einprasselt, kontert James Blunt nämlich stets mit viel Humor und noch mehr Charme.
Auch im Vorlauf der Veröffentlichung seines ersten Greatest Hits-Albums kann sich der Barde von der Insel diverse kleine Scherze nicht verkneifen. Neben dem ebenfalls sehr unterhaltsamen Videoclip zum Song "Unstoppable", in dem James Blunt den Menschen auf der Straße als Ein-Mann-Band die Ohren blutig trällert, wird der Sänger im Pressetext zu "The Stars Beneath My Feet (2004-2021)" mit folgenden Worten zitiert: "An alle, die sich jemals gewünscht haben, James Blunt hätte nur ein einziges Album veröffentlicht – hier ist es!" Stilvoller kann man all den Hatern da draußen wohl kaum begegnen.
Was auf der Humorebene prächtig funktioniert, lässt sich auf die Musik bezogen leider nicht so einfach bewerkstelligen. Auch mit seinem ersten Greatest Hits-Album spaltet James Blunt die Hörerschaft in zwei Lager. Die üblichen Verdächtigen kann man natürlich ausklammern. Der Über-Hit "You're Beautiful" stachelt schon lange keine Geschmacksdebatten mehr an. "1973", "Goodbye My Lover" und "Campfire Heart" hört man gelegentlich noch im Radio.
Die Hits des James Blunt werden auch in zwanzig Jahren noch auf kuscheligen Wartezimmer-Pop-Partys rauf und runter laufen. Mit simpel strukturierter Pop-Kost, begleitet von einer markanten Stimme, wickelt man die Massen nun mal spielend leicht um den Finger. Die hingegen, die schon bei der Erwähnung des Namens "James Blunt" in die Luft gehen, winken nur noch ab.
Mit seinen neuen Songs wie dem mit leichten Gitarren untermalten Elektropop-Tänzer "Love Under Pressure" und der knuffigen Ohrwurm-Hymne aus der Abteilung Folkpop namens "Unstoppable" rennt James Blunt bei seiner eingeschworenen Anhängerschaft offene Türen ein. Auch der flockige Indie-Popper "Adrenaline" und die abschließende, in orchestraler Opulenz mündende Halbballade "I Came For Love" vereint all das, was James Blunt einst so groß werden ließ.
Dieser seichte, niemals wehtuende, in Melancholie badende Sound, gepaart mit Blunts hochtouriger Stimmfarbe, ist und bleibt aber auch der musikalische Antichrist für all jene Hörer, die einen abweichenden, eher kantigen und unvorhersehbaren Klangglauben vertreten. Da hilft auch kein durchaus solides Live-Cover des Pixies-Klassikers "Where Is My Mind?" weiter.
Schlussendlich bleibt der Graben bestehen – ein Ist-Zustand, mit dem vor allem James Blunt mittlerweile aber ganz gut leben kann: "Eigentlich wollte ich das Album "Greatest Hit (& Songs I Wish You'd Heard)" nennen, aber die lieben Leute von der Plattenfirma regten an, dem Album vielleicht doch einen etwas vernünftigeren Titel zu geben, also heißt es jetzt "The Stars Beneath My Feet", kommentiert der Urheber mit einem Lächeln auf den Lippen. Mag sein, dass Blunts Musik nicht jedermanns Sache ist. Aber der Humor des Briten ist definitiv ansteckend.
3 Kommentare mit 24 Antworten
Bald darf man auch in Schland blunten!
wär ich mir nicht so sicher, das muss noch durch den bundesrat, oder. aber ja, ich hoffe das auch
*?
Heftiges Haze aus der Apotheke!
Auf jeden Brudi, damit die Paranoia noch härter kickt!
...in dem Moment wo die Legalisierung in Detschland in Kraft tritt hör ich SOFORT auf!
gibt doch noch crystal oder h.
Wie viel kostet 1 Gramm Apothekenhaze. Frage für einen Freund.
1973 in meiner Guilty Pleasures Playlis zusammen mit "Boys of the summer", "Forever young" und der Pet Shop Boys Version von "Always on my mind". Can´t help it, finde geil.
"Griechischer Wein" auch noch mit drin, btw.
Huso!
Ich mag Bette Davis Eyes!
Und Adesso Tu von Ramazzotti...
gleiches Kaliber auf jeden Fall!
"Never Be The Same Again" von Melanie C und "Frozen" von Madonna ♥
Geiler Faden!
Werfe Gianna Nannini - Bello e Impossibile in den Topf.
"Larger Than Life" von den Backstreet Boys und "Supreme" von Robbie Williams noch.
keep it coming
https://open.spotify.com/playlist/4aVnWUpZ…
❤️ Umberto Tozzi - Gloria
Mmh... Guilty Pleasures sind bei mir auf jeden Fall "Like a prayer" von Madonna und "You give love a bad name" von Bon Jovi. Ob ich will oder nicht, da bin ich kurz wieder in den 80ern und liege wippend vorm Kasi. "Everything counts" von Depeche Mode vllt noch. Die sind zwar Konsens, aber eigentlich ist das schon hart cheesy.
Was sich hingegen gekonnt ficken kann ist die übliche provinzielle Schützenfest Playlist von Bryan Adams bis hin zum Pur Hitmix, die anscheinend weitervererbt wird seit Ionen.
"provinzielle Schützenfest Playlist"
Das löst bei mir PTBS aus... Das ist Waaaaahnsinn, warum schickst du mich in die Höööllle - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - Du siehst mich an mit diesen funkelglitzeraugen - ich war noch niemals in New York - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - Weine nicht, wenn der Regen fällt - LEEEEENA - Ich hab dich tausend mal berührt - Hossa - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - He Reiter Ho Reiter - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - Komm mit mir ins Abenteuerland - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - der Eintritt kostet den Verstand - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - Fiesta Mexicana - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - HÖLLE HÖLLE HÖLLE - HÖLLE HÖLLE HÖLLE
This...
@chris: noted
Nur schon wegen seinen Tweets unhatebar. Und Wisemen ist einfach ein geiler Song.
PN
wie kann man pn versenden?
Ganz früher ging das.