laut.de-Kritik
Neu erfunden und doch die Alte geblieben.
Review von Deborah KatonaWas wird aus ihren spektakulären Auftritten, ihren knappen Bühnenoutfits, den rasanten Verrenkungen und dem lasziven Verhalten? Das passte immer super zum Prollrock der Juliette Lewis And The Licks. "Terra Incognita" hingegen ist anders. Ruhig und experimentell.
Sie wollte einen Neuanfang wagen. Da war es nicht nur Zeit, die alte Band The Licks gegen The New Romantiques zu tauschen. Sie nahm auch die Hilfe von Experimentalrocker Omar Rodriguez in Anspruch. Zusammen kreierten sie einen modernen Sound, bei dem man den Einfluss des The Mars Volta-Frontmans deutlich heraushören kann. Schwerfällig und langsam beginnt "Terra Incognita", ungewohnt leise und still. Schluss mit den Zeiten, in denen man mit Juliette Whisky saufen und so richtig einen drauf machen wollte. Jetzt liegt man mit ihr zusammen auf der Couch, raucht eine Zigarette nach der anderen und nickt dazu im Takt der Musik.
Besonders gut gefällt "All Is For God". Der Song braucht nicht viel. Ein bisschen E-Gitarre, etwas mehr Schlagzeug und Juliettes Stimme, die sich überschlägt, rauscht und kratzt. Schneller und härter geht es zu in "Fantasy Bar". Der Refrain mit dem ständig wiederholenden "Ah" kommt ziemlich sinnfrei rüber, doch das Geträller tut dem Song keinen Abbruch. Besonders schön und emotional stöhnt die Lewis bei "Hard Lovin' Woman" und "Female Persecution" ins Mikro. Den Ausflug in Fast-Akustik-Indiepop meistert sie mit "Suicide Dive Bombers" bravourös.
Mag sein, dass Juliettes "Terra Incognita" schwierig ist. Das Album erschließt sich nicht so leicht wie die vorherigen Platten. Aber ist der kleine Schock erst einmal überwunden, klingt die alte Juliette immer wieder durch. Ihre dreckige, rauchige Stimme, die noch viel stärker und trainierter wirkt als bei den Vorgängern. Ein langes Gitarrensolo, quietschende E-Gitarren, Drums und Percussion. Das Album ist zu Ende. Applaus, Juliette! Neu erfunden und doch die Alte geblieben.
8 Kommentare
"Schluss mit den Zeiten, in denen man mit Juliette Whisky saufen und so richtig einen drauf machen wollte."
mit der scientology-alten wär ich noch nie einen saufen gegangen!
Abba das Album scheint was herzumachen also hör ich mal rein...könnt vieleicht mit Omars Hilfe die Überraschung des Jahres werden.
Die ist AUCH bei Scientology???
die scheiben mit the licks haben mir echt gut gefallen. direkte energie....bin mal gespannt wie das hier ist.
Astreine Platte!
@Screwball (« das neue album hat mitunter nur noch wenig mit dem zu tun, was sie mit den licks gemacht hat. gefällt mir allerdings auch besser, wegen der enormen stilistischen bandbreite. »):
sehr gelungenes album, wenngleich bei einigen songs abstriche gemacht werden müssen. bin trotzdem erstaunt darüber, welch effekt omar rodrigues auf lewis hatte.
auf http://www.myspace.com/juliettelewis gibt's den stream.
highlights: noche sin fin(herrlich angepisst im brody dalle-stil), fantasy bar(die gitarren klingen glatt ein wenig nach mars volta, nicht wahr?), female prosecution (psychedelic-ungetüm), suicide dive bombers (kriege gänsehaut von diesem stück - der beste song!)
cover find ich aber doof.