laut.de-Kritik
Ihr Melodic Metal funktioniert auch ohne Roy Khan.
Review von Michael EdeleAuf der letzten Tour konnte man sich bereits ein Bild vom Roy Khan-Nachfolger machen und man darf wohl behaupten, dass der Mann sowohl optisch als auch stimmlich dicht an seinem Vorgänger dran ist. So ist es keine allzu große Überraschung, dass man es im Hause Kamelot nicht für nötig hielt, musikalische Experimente einzugehen.
Einmal mehr steht eine große, zusammenhängende Story im Vordergrund. Dieses Mal geht es um ein junges Mädel, das in den Armen ihrer Zwillingsbrüder stirbt, das große Geheimnis der Geschwister also mit ins Grab nimmt. Und dann ist da noch der im Albumtitel benannte silberne Dorn. Bin ich der einzige, der da an Schweinekram denkt? Jedenfalls würden sich Titel und Handlung auch für nen Porno anbieten.
In gewohnt üppiger Manier gehen Kamelot hier wieder zu Werke, woran die komplett klassisch inszenierte Einleitung "Manus Dei" keinen Zweifel lässt. Rasant folgt "Sacrimony (Angel Of Afterlife)", wo Tommy Karevik (Seventh Wonder) sein gesangliches Spektrum voll ausspielt. Der Schwede wird der emotionalen Umsetzung der Youngbloodschen Epen vollauf gerecht.
Einmal mehr sind auch diverse Gastsänger mit von der Partie, doch neben altbekannten Grazien wie Amaranthes Elize Ryd oder Amanda Somerville (die wohl genauso zu einer Kamelot-Produktion gehört wie Sascha Paeth und Miro), kommt dieses Mal mit Alissa White-Gluz von The Agonist auch eine eher unerwartete Gastsängerin zum Zuge. Auch wenn die Dame live durchaus schon mit von der Partie war.
Epik und Atmosphäre gehen bei Kamelot ja schon seit Langem vor Härte und Geschwindigkeit (von "Sacrimony" mal abgesehen) und so spielen sich die meisten Nummern vordergründig auch im Midtempo ab. Doch ist Mr. Youngblood eben nach wie vor ein exzellenter Gitarrist, der mit Keyboarder Oliver Palotai einen nicht weniger genialen Kopf an seiner Seite weiß.
Und damit meine ich nicht nur das gefühlvolle Klavierspiel in der mitunter sehr düsteren Ballade "Song For Jolee". Die Solo-Duelle der beiden sind nicht weniger groß, als das begnadete, sich ergänzende Zusammenspiel beispielsweise zu Beginn von "Veritas". Die Zeiten der Refrains, die sich schnell und lange mitsingen lassen, scheinen endgültig vorbei zu sein. Dafür legen Kamelot inzwischen zu viel Wert auf komplexes und abwechslungsreiches Songwriting.
Okay, mit der Ballade "Falling Like The Fahrenheit" wird es doch ein wenig kitschig, der Mädels/Kinderchor im Titeltrack will auch nicht so recht an mich ran und "Prodigal Son" braucht relativ lange, um endlich in Schwung zu kommen, aber das darf man als Fan auch ganz anders sehen. Insgesamt ist das aber nur Makulatur am wirklich starken Album einer Band, die deutlich klar stellt, dass der Abgang von Roy Khan noch lange nicht das Ende von Kamelot bedeutet.
3 Kommentare
Auf jeden Fall ein fettes Album. Ich hatte anfangs mit schwächerem gerechnet, aber bin inzwischen überzeugt. Finde auch, dass Herr Karevik eine sehr gute Wahl war und Elize sollten sie auch beibehalten, da sie sehr knusprig ist. xD
Ein überaus geniales Album und Karevik hört sich streckenweise überraschend ähnliche wie Khan an. Wie dem auch sei: Kamelot zeigen ein weiteres Mal, dass sie zu den besten Metal bands weltweit gehören. PS: Sehr, sehr, sehr fette Produktion. Da kann sich so ziemlich jede Band ne Scheibe von abschneiden. Nur das Cover ist extrem hässlich.
Ein überaus geniales Album und Karevik hört sich streckenweise überraschend ähnliche wie Khan an. Wie dem auch sei: Kamelot zeigen ein weiteres Mal, dass sie zu den besten Metal bands weltweit gehören. PS: Sehr, sehr, sehr fette Produktion. Da kann sich so ziemlich jede Band ne Scheibe von abschneiden. Nur das Cover ist extrem hässlich.